Ironman Frankfurt 2016 – Post-Race Post

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„Oliver, you are an ironman!“

Dieser Satz begrüßte mich an der Finishline in Frankfurt am Römerberg 9 Stunden 51 Minuten und 56 Sekunden nachdem ich am Langener Waldsee in´s Wasser rannte und die Zeitnahme auslöste. In dieser Zeit legte ich die legendären 3,8 Kilometer schwimmend, 180,4 Kilometer radelnd sowie 42,2 Kilometer laufend zurück. Irgendwie irre und doch völlig normal, denn es war ein sehr kontrolliertes Rennen meinerseits.

Nachdem der Wecker morgens um 4 Uhr geklingelt hatte und ich nach ca. 6 Stunden Schlaf (nein, ich habe das Finalspiel Deutschland – Italien nicht gesehen ;-)) mein Frühstück zubereitete dämmerte es draußen bereits. Ohne Taschenlampe machte ich mich auf zum Langener Waldsee, bestückte mein Rad mit Getränken und checkte ein letztes Mal die Laufwege sowie meinen Wechselbeutel in der Wechselzone. Wie bereits am Freitag bekannt gegeben, wurde für die Altersklasse-Athleten kein Neopren-Verbot erteilt – für die Profi-Athleten hingegen schon. Es gibt da also Unterschiede im Reglement wie ich lernte.

Schwimmstart.

Ironman Frankfurt 2016 Schwimmausstieg
Ironman Frankfurt 2016 – Schwimmaustieg am Langener Waldsee

Nachdem um 6:30 Uhr zuerst der Startschuß für die Profi Männer und zwei Minuten später für die Profi Frauen fiel, sortierte ich mich in die zweite Box des Rolling Swim Start mit der Zielzeit 1:00h bis 1:10h ein. Zeitgleich mit ca. 12 Athleten rannte ich in den See und schloss mich der schier unendlichen Linie von Schwimmern an, die bereits im See waren. Die ersten 1.500 Meter bis zum Landgang vergingen recht unspektakulär. Lediglich an den Wendebojen gab es leichtes Gerrangel. Im Großen und Ganzen konnte ich aber uneingeschränkt durchschwimmen. Leider fand ich keine guten Vorderbeine, an die ich dran hängen konnte, so daß ich auch die restlichen 2.300 Meter weitestgehends allein schwamm.

Wechsel 1.

Den Ausstieg und anschließenden Lauf in die Wechselzone empfand ich als unendlich lange und anstrengend – wohl aufgrund des sandingen Untergrunds als auch der zu bewältigenden Steigung. Zudem motivierte mich meine Schwimmzeit mit 1:03:59h nicht sonderlich, da ich ein, zwei Minuten weniger erwartet hatte. Der Wechsel auf´s Rad verlief reibungslos und die ersten Kilometer bis in die Frankfurter Innenstadt hielt ich mich zurück.

Radfahren.

Wrrooom!!! Wrrroooom, donnerten gefühlt tausend Mitstreiter an mir vorbei. Wobei meine durchschnittliche Leistung für diesen Teilsabschnitt mit 241 Watt (ca. 38 km/h) auch deutlich über meinem Richtwert von 220 Watt lagen. War mit meinem Powermeter alles in Ordnung? Mmmh, mein Puls passte jedoch zur getretenen Leistung … An dieser Stelle dachte ich wieder voller Freude an das zufällige Wiedersehen vom Vortag mit Uwe Widmann zurück, der mir genau das prohpezeit hatte 😉
Ich fuhr zwar mit Druck auf der Pedale, aber in Summe recht verhalten und riskierte beim Radfahren nichts. So ließ ich auch zwei, drei große Gruppen ziehen.

Ironman Frankfurt 2016 - Radkilometer 70
Ironman Frankfurt 2016 – ca. bei Radkilometer 70

Ich wollte einfach kein Risiko für den abschließenden Marathon eingehen. Und so gab es planmäßig jede Stunde ein Riegel, ein Gel, hier und da ein Schluck aus der Aero-Flasche, kontrollierter Blick auf das Powermeter, Tacho und treten, treten, treten. Bei Kilometer 110 musste ich den ersten Boxenstop einlegen – zudem hatte sich an meiner Kurbel die Kappe auf der linken Seite gelöst, so daß diese zu zwei Drittel rausstand und dringend festgeschraubt werden musste. Nach dieser kleinen Unterbrechung ging es in gewohntem Rythmus weiter.
Auf der zweiten Runde kam nicht unerheblicher Wind auf und die dunkle Wolkenfront vom Süden kam immer näher. An dieser Stelle dachte ich wieder voller Freude an das zufällige Wiedersehen vom Vortag mit Uwe Widmann zurück, der mir genau das prohpezeit hatte 😉
Mein Pedaldruck blieb konstant und ich hatte mich inzwischen bei 226 Watt durchschnittlicher Leistung eingependelt. Ab Kilometer 150 spürte ich jedoch zunehmend, daß es mir schwerer fiel über die 240 Watt hinaus zu treten, was wohl mit der einsetzenden Ermüdung zu tun hatte. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich, daß es schwer werden würde, die angestrebten 5:10 h zu halten. Zweifel kamen in mir hoch! Bin ich doch zu verhalten gefahren? Hätte ich nicht doch früher Zeit gut machen können?

Als es bei Radkilometer 170 – am Heartbreak Hill – anfing zu regnen, hatte ich mein mentales Tief jedoch schon überwunden und wollte nur noch sturzfrei die Abfahrt nach Frankfurt Downtown hinab kommen. Was mir auch gelang – nach 5:18:04h gab ich mein Rad an der zweiten Wechselzone mit den Worten „Bitte warten und putzen!“. Dabei vergass ich vor lauter Coolness mein Powermeter zu stoppen – was an der Auswertung ganz klar zu erkennen ist 😉 Unterm Strich waren es somit 223 Watt durchschnittliche Leistung auf die 180,4 Kilometer – oder anders ausgedrückt: 34 km/h. Ganz ehrlich: Ich habe ein paar Minuten weniger erwartet …

Wechsel 2.

Der Wechsel in die Laufschuhe fühlte sich hingegen sehr gut an. Die ersten Schritte fühlten sich ebenfalls sehr gut an. Meine Beine fühlten sich sehr gut an und – vor allem – mein Magen fühlte sich gut an! Und all diese Gefühle sollten die vier Runden des Marathon weitestgehends anhalten! Ich hatte also doch alles richtig gemacht!!! Puuuhhh!!!

Laufen.

Ironman Frankfurt 2016 Marathon
Ironman Frankfurt 2016 – Marathon an der Skyline entlang

Die Temperaturen blieben bei gefühlten 16/17 Grad stabil, der Regen wurde inzwischen stärker und beflügelte mich nur umso mehr. Und so verging die erste Laufrunde wie im Fluge. Die zweite Laufrunde war ok und in der dritten Laufrunde verließ ich dann doch meine Komfortzone. Doch ich konnte meinen Ryhtmus weiterlaufen. Natürlich hatte ich gehofft eine Pace unter 5min pro Kilomter zu laufen, doch das es zwischen 4:35 und 4:45 min war, überraschte mich selbst ein bischen. In der Gesamtzeit sind übrigens vier Gehpausen für Cola-Aufnahme, ein Boxenstop sowie ein „Supporter-Plausch“ enthalten …

Die vierte Laufrunde über hatte ich permanent Angst vor einem nahenden Einbruch, weshalb ich meinen Magen weiter mit Cola beruhigte, Eiswürfel lutschte und diese in Händen hielt. Die letzten drei Kilometer taten richtig weh und meine Beine fühlten sich an wei Blei! Mein Verlangen nach Stillstand und kalten Getränken war riesig und ich trieb mich weiter Richtung Ziellinie.

Ziel.

Auf den letzten Metern hörte ich noch meinen Vater von der Seite brüllen, doch ganz ehrlich, mein Tunnelblick sah nur noch das Zieltor mit dem roten Ironman-Logo. Und dann hörte ich den Satz „Oliver, you are an ironman!“

Mit diesem überplanmäßigen Verlauf des Rennens landete ich auf dem 69. Platz meiner Altersklasse von 480 Athleten. Im Gesamtklassement bedeutete das den 363. Platz von ca. 3.300 Teilnehmern. Für die Deutsche Meisterschaft auf der Langdistanz, die mit dieser Europa-Meisterschaft ausgetragen wurde, hieß dies für mich immerhin den 22. Platz in meiner Altersklasse.

Ironman Frankfurt 2016 - at the finishline
Ironman Frankfurt 2016 – im Ziel

Das Rennen bei den Männern gewann übrigens Sebastian Kienle und bei den Frauen Melissa Hauschildt. Besonders gefreut hat mich der zweite Platz von Katja Kontschak, die mich kurz vor Ihren Finish überholte.

Und jetzt: Beine hoch und das erste Bier seit drei Monaten plöppen lassen! Auf diesen grandiosen längsten Triathlon-Tag des Jahres!

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