5. GEWOBA City Triathlon Bremen

GEWOBA City Triathlon Bremen - Beitragsbild

Von der Weser durch die Bremer Überseestadt bis hin zur Schlachte und zurück.

So kann man in einem Satz den Streckenverlauf des 5. GEWOBA City-Triathlon Bremen beschreiben. Ohne mich im Vorfeld mit Details der Veranstaltung beschäftigt zu haben, startete ich kurzentschlossen am Sonntag, den 14.08. in diese Olympische Distanz. Am Abend vorher füllte ich den Nachmeldebogen im Zollhaus aus und war gespannt was von meiner Wettkampfform noch übrig war. Die Platzierung war letzenendes überraschend gut, meine Leistung glücklicherweise erwartungsgemäß 😉

Dreh- und Angelpunkt dieser Veranstaltung war der Bremer Europahafen. So lag auch die Wechselzone direkt am Kai der Weser vor dem eindrucksvollen Drei-Master Alexander von Humboldt. Gegen 8:00 Uhr morgens bereitete ich meinen Wechselplatz mit der Startnummer 430 vor und freute mich mit den über 200 andere

n Startern über sehr gute Wetterbedinungen. Die Lufttemperatur lag bei ca. 18 bis 19 Grad, die Sonne zeigte sich durch leichte Wolken.
Das Wasser der Weser hatte am Vorabend laut Veranstalter 19,2 Grad – also durchaus angenehme Bedingungen. Nach der Wettkampfbesprechung nutzte ich die verbleibenden Minuten, um mich warm zu schwimmen. Das Wasser der Weser war … naja, gelblich braun und man schmeckte den Europahafen und den Schiffsverkehr durch.

Schwimmstart.

Triathlon Bremen Schwimmaustieg
GEWOBA City Triathlon Bremen: Schwimmausstieg

Der Startschuß fiel pünktlich um neun Uhr und im turbulenten Anschwimmen konnte ich ganz gut mithalten, so daß ich mich in der ersten Gruppe befand. Allerdings merkte ich schon nach der zweiten Boje, daß das Tempo eindeutig zu schnell für mich war. Deshalb ließ ich abreißen und konzentrierte mich auf meinen eigenen Rhythmus.
Den zu finden fiel mir allerdings schwer. Durch die geringe Sichtweite war es außerdem schwierig gute Füße zu finden und so schwamm ich die meiste Zeit allein. Es musste gegen den Uhrzeigersinn zwei viereckige Runden je  750 Meter geschwommen werden. Nach der ersten Runde merkte ich, daß ich in den letzten vier Wochen nicht geschwommen war. Und so musste ich mich sehr auf meine Technik konzentrieren, um weiterhin nicht durch  schwindende Kraft „unsauber“ zu schwimmen und damit noch langsamer zu werden. Als 18. der Gesamtwertung  kletterte ich die steile Leiter auf den Hafenkai hoch und rannte über den Steg in die Wechselzone. Die Zeitnahmematte piepste und zeigte 25:53 Minuten auf dem Display an.

Wechsel 1.

Da mein Wechselplatz ganz am Ende der Wechselzone und somit sehr nah am Rad-Ausgang lag, war der Laufweg recht dorthin sehr lang. Wobei ich genügend Zeit hatte meinen Neopren aufzuziehen und mich auf einen schnellen Wechsel vorzubereiten. Nach kurzem Stop ging es samt Rad die 100 Meter lange steile Rampe zum „Bike-Out“ hoch, welche meinen Puls gut nach oben trieb. Nach 2:15 Minuten piepste dort die zweite Zeitnahmematte und ich stieg auf.

Radfahren.

Die Radstrecke verlief durch die Bremer Überseestadt auf einer 10k Runde, welche in diesem Wettbewerb vier mal zu durchfahren war. Das Profil der Strecke war erwartungsgemäß flach und bot für Gegenwind zwei, drei saftige Passagen. Ansonsten meines Erachtens ein einfacher und für die Zuschauer dankbarer Kurs, da die Athleten oft zu sehen waren. Auf der ersten Runde kam ich nur schwer in Tritt und musste immer wieder als Bestätigung für meine Leistung auf die Wattanzeige schauen.

GEWOBA City Triathlon Bremen - Radkilometer 22
GEWOBA City Triathlon Bremen: Radkilometer 22 nähe Wechselzone

Es fiel mir ungewohnt schwer Druck zu machen und so konzentrierte ich mich auf meinen Ryhtmus und darauf die Gegegenheiten der Strecke kennen zu lernen. Am westlichsten Punkt der Radstrecke gab es einen 180 Grad  Wendepunkt, so daß mir schon vorher das Führungsmotorad samt erster Athleten entgegen kamen. Ich begann zu zählen und kam zu dem Schluss, daß ich gesamt an 14. Position liegen musste. Dies gab mir Motivation und ich ging mit ordentlich Dampf in den Beinen in die zweite Runde. Inzwischen wurde es auf dem Parcour unübersichtlicher, da auch die langsameren Athleten ins Rennen kamen.
Mit einem Auge konzentrierte ich mich auf die andauernden Überholmanöver, mit dem anderen auf die Wattanzeige – mit dem Ziel eine drei als erste Zahl zu erzeugen. Die Runden verflogen und als ich in den neutralisierten Anfahrtsweg zur Wechselzone kam, betrug meine normalisierte Leistung 294 Watt. Als ich abstieg und das Rad über die dritte Zeitnahmematte schob, betrug meine Fahrzeit 1:01:39 Stunde für die 40k.  Dies sollte letztenendes die 7. beste Radzeit sein.

Wechsel 2.

Meine Beine fühlten sich inzwischen etwas hart an, als ich mit Rad durch die gesamte Wechselzone schob. Hinein in die mit Babypuder gefüllten Schuhe und raus auf die Laufstrecke. 2:03 Minuten betrug meine Wechselzeit,  wobei das „in-die-Schuhe-schlupfen“ ca. 10 Sekunden davon ausmachte. Die restliche Zeit war für die Bewältigung der Laufwege innerhalb der Wechselzone erforderlich.

Laufen.

GEWOBA City Triathlon Bremen - Laufkilometer 5
GEWOBA City Triathlon Bremen: Laufkilometer 5

Die Laufstrecke war ebenfalls eine Wendepunktstrecke. Diese führte zur Bremer Schlachte – das ist die Flußpromenade mit Schiffsanleger Bemens – und zurück. Die Strecke musste zwei mal durchlaufen werden, um auf die 10 Kilometer der Olympischen Distanz zu kommen. Zwei leichte Steigungen und einige verwinkelte Kurven machten in meinem angeschlagenen Zustand diverse Passagen zu Herausforderungen. Der erste Kilometer tat sehr weh und ich war durchweg damit beschäftigt mein Seitenstechen weg zu atmen und meinen Laufrythmus zu finden. So ließ ich auch gleich einen sehr kleinen hageren Athleten ziehen, der mit mir gleichzeitig aus der Wechselzone kam. Kurz bevor ich bei Kilometer 2,5 den Wendepunkt erreichte, kamen mir wieder die Gesamtführenden entgegen. Ich begann erneut zu zählen und stellte überrascht fest, daß ich an 7. Gesamtposition lag.
Für eine renntaktische Übersicht bieten Wendepunktstrecken definitiv einen großen Vorteil 🙂
„Ok, Position halten!“ lautete von da an mein Mantra. Der Abstand zum 8. Platzierten betrug zu diesem Zeitpunkt wohl 500 Meter, so daß ich durchaus ein kleines Polster hatte. Allerdings fiel es mir auch zunehmend schwerer meine 4er Pace zu halten, zumal der letzte Kilometer zum zweiten Wendepunkt leicht bergauf ging.
So gingen mein Manta und ich auf die zweite Runde. Zum zweiten Mal beim ersten Wendepunkt angekommen sah ich, daß der Abstand zu meinen Verfolgern sich verringert hatte. 150m? Im besten Falle 200m betrug der Abstand.
Nach vorne war die Lücke bedeutig größer und in meinem Zustand definitiv kein Ziel für mich. Und so erhöhte ich auf den letzten 2,5k meine Laufgeschwindigkeit so gut ich konnte. Nach ca. einem Kilometer zollten meine „Ham-Strings“ – also hintere Oberschenkelmuskulatur – dem Tempo jedoch Tribut und machten sich mit Krampfansätzen bemerkbar! Ok, Tempo raus und beten!
Bei Laufkilometer neun – also genau an der leichten Steigung – hörte ich ein Atmen hinter mir und wusste sofort, daß es somit wahrscheinlich um mich und den 7. Platz geschehen war. Ich wurde sehr zügig überholt und wollte schon akzeptieren, als etwas in mir schrie „NEIN, dran bleiben!!!“
Und genau das tat ich auch! Mit 186 Pulsschlägen und wahrscheinlich dem rötesten Kopf in dieser Stadt liefen wir Richtung Ziel. Ich war völlig am Limit und wollte noch einen letzten Versuch unternehmen, „meinen“ 7. Platz zurück zu holen und trat ca. 100m vor dem Ziel an!

Leider unterlief mir nun ein taktischer Fehler.
Da ich die Laufstrecke nicht kannte und nicht wusste, daß der letzte Wendepunkt erneut zu durchlaufen ist und es erst danach in den Zielkanal geht, startete ich meine Attacke zehn Meter vor dem Wendepunkt! Das Ergebnis war fatal. Ich musste aus vollem Tempo abstoppen und um 180 Grad um den Wendepunkt herum laufen.
Als ich dies getan hatte, war mein Konkurrent weit über 50m enteilt. Das war´s somit.

Ziel.

Völlig ausgepumpt und leer stolperte ich durch den Zielbogen. Dabei lallte ich meiner Frau und Kindern noch zu „… bin jetzt kein 7. mehr…“!

GEWOBA City Triathlon Bremen - Zieleinlauf
GEWOBA City Triathlon Bremen: Zieleinlauf

Die Uhr blieb bei einer Gesamtzeit von 2:13:39 Stunden stehen, wobei die Laufzeit davon 41:48 Minuten ausmachte. Es brauchte etliche Wasserbecher über den Kopf, ISO-Drinks und tiefe Seufzer bis ich mich wieder halbwegs ansprechbar fühlte. Nach ein paar anerkennenden Takten mit meinem Konkurrenten ging ich zu meiner Familie zurück und hatte ein riesengroßes Grinsen im Gesicht 🙂

Das ich bei diesem spontanen Start eine TopTen-Platzierung erreiche, hätte ich wirklich nicht gedacht. Es ist doch immer wieder faszinierend, zu welcher Leistung man in der Lage ist. Und welche immens große Rolle die Psyche dabei spielt!

In meiner Altersklasse wurde ich übrigens 2. nach Arne Reuter vom SC Weye, der in 2:04:13 auf dem gesamt 4. Platz finishte.

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