TRANS Vorarlberg Triathlon 2017

TRANS Vorarlberg Triathlon - Beitragsbild

Vom Bodensee über die Berge und noch weiter Richtung Himmel!

Einmal den „TRANS“ zu finishen war seit seiner Neuauflage im Jahre 2012 immer wieder ein Gedanke, der mich sehr reizte. Dem Bodensee zu entsteigen, fast 100 Kilometer hinauf in den Skiort Lech am Vorarlberg zu fahren, um dort dann zwischen Kriegerhorn (2123 hm) und Bärenkopf (1702 hm) einen Trail zu laufen. Eine faszinierende sowie herausfordende Vorstellung!

Mit 1,2 Kilometer Schwimmen, 93 Kilometer Radfahren und 12 Kilometer Laufen gilt die Veranstaltung als Mittel-Distanz Triathlon und kommt radstarken sowie leichten Athleten entgegen. Das Höhenprofil des TRANS Vorarlberg Triathlon zeigt deutlich, daß ca. 60 der 93 Radkilometer bergauf gehen und in Summe knapp 2.200 Höhenmeter zu bewältigen sind. Im Anschluss hält die Laufstrecke noch gute 270 Höhenmeter für die Athleten bereit. Es gibt also Höhenmeter satt!!! Nicht unbedingt mein bevorzugtes Terrain, aber es geht ja schließlich um das Erlebnis und einen gebührenden Saisonabschluß für das Triathlonjahr 2017!

TRANS Vorarlberg Triathlon - üppiges Starterpaket
TRANS Vorarlberg Triathlon – üppiges Starterpaket.

Genauso anspruchsvoll wie die Strecke, kommt das üppige Starterpaket daher. Erstaunlich was die Organisatoren und Sponsoren den Athleten vorab alles mitgeben, um einen perfekten und erfolgreichen Wettkampf zu ermöglichen. Vor allem die BlackRoll Mini sollte sich als sinnvolle Regenerationshilfe erweisen 😉

Die Abholung der Startunterlagen ist übrigens nur am Vortag des Wettkampfs möglich. Spätestens um 19:45 Uhr muss auch der Laufbeutel abgegeben und das Rad eingecheckt sein. Das entspannt zwar am Rennmorgen, erfordert allerdings eine frühere Anreise.

TRANS Vorarlberg Triathlon - Seebühne Bregenz - Wechselzone
TRANS Vorarlberg Triathlon – Seebühne Bregenz – Herz der Wechselzone

Dreh- und Angelpunkt des ersten Wechsels ist die Bregenzer Seebühne mit Ihrem außergewöhnlichem Bühnenbild vor wundervollem See-Panorama. Vom ca. 200 Meter entfernten Schwimmausstieg geht es direkt durch die Zuschauerreihen vorbei in die Wechselzelte. Auf dem Vorplatz des Festspielhauses wartet dann in der ersten Wechselzone das Rad für die zweite Disziplin.

Schwimmstart.

Das Wetter am Wettkampfmorgen war bereits um kurz vor sieben mit ca. 23 Grad sehr warm. Nach einem letzten Check des Rades deponierte ich auch meinen Wechselbeutel direkt auf dem Laufweg zur Seebühne. Der Schwimmstart findet direkt daneben in der kiesigen Bucht des Bregenzer Seebad statt. Nachdem ich meinem Freund und Vereinskollegen Sebastian Stahlkopf den Reißverschluss des Neonprenanzugs geschlossen hatte, schwammen wir uns bei angenehmen 21 Grad Wassertemperatur im Bodensee ein.

TRANS Vorarlberg Triathlon - Schwimmstart
TRANS Vorarlberg Triathlon – Schwimmstart – Photo by TRANS Vorarlberg Triathlon

Die Sonne kam gerade hinter den Bergen hervor als die knapp 360 Einzestarter nervös auf dem Kies des Strands traten. Es bot sich ein grandioses Panorama als der Landstart pünktlich um 8 Uhr frei gegeben wurde. Zwei, drei schnelle Schritte über den Kies und ich glitt in das Wasser des Bodensee hinein. Mein Puls ging beim Anschwimmen sofort in Höhe. Körperkontakt blieb weitestgehend aus.

Im brodelndem Wasser konnte ich keine der beiden Bojen erkennen. Die ersten 500 Meter ging es direkt in den See hinaus und ich orientierte mich nur an den vor mir schwimmenden Athleten. Glücklicherweise stimmte der Kurs, denn ich erkannte die erste Boje erst einige Meter vor dem Erreichen. Routiniert querte ich und versuchte die zweite Boje anzuschwimmen. Auch diese konnte ich nur mit Mühe zwischen der Vielzahl kraulender Arme erkennen. Ich vertraute wieder auf die Orientierung meiner Mitschwimmer und hoffte das Beste. Als die zweite Boje erreicht war, war kurz darauf der dominante gelbe „Pfanner-Ziel-Bogen“ am Ufer nicht zu übersehen. Somit konnte ich die letzten 500 Metern problemlos durchkraulen und entstieg dem Bodensee nach exakt 21 Minuten.

Wechsel 1.

Auf blauem Teppich lief ich in Richtung Seebühne. Schnappte mir im Vorbeilaufen den Wechselbeutel mit der Nummer 286. Als ich meinen Blick wieder aufrichtete, kam mir ein sichtlich genervter Athlet mit vermeintlich falschem Beutel entgegen gerannt! Ich zog sofort die Schnur meines Wechselbeutels auf und überprüfte den Inhalt. Glücklicherweise kamen mir die Sachen bekannt vor!

Diesmal hatte ich nur einen kurzen Blick für das Bühnenbild übrig, das der Künstler Es Devlin Anfang des Jahres für die Inzenierung der Oper Carmen geschaffen hatte. Im Wechselzelt zerrte ich mir den Neoprenanzug schnell über die Füße. Danach leerte ich kurzer Hand den kompletten Inhalt des Wechselbeutels auf den Boden. Sehr sinnvoll für einen guten Überblick. Am längsten brauchte ich, um die Socken über die naßen Füße zu ziehen. Doch diesen Luxus gönnte ich mir. Das Radtrikot – bereits mit Armlingen, Riegel und Gels in den Taschen – streifte ich mir nur über. Nun noch Helm und Startnummer. Fertig war der erste Wechsel.  Hinaus in den Radpark!

Radfahren.

Nachdem der erste Wechsel glatt von Statten ging, trat ich motiviert mit über 340 Watt los. Alle anderen Athleten überholten mich! Hatte mein Powermeter einen Defekt? Waren derartig gute Athleten am Start? Oder wurde parallel eine Sprint-Distanz ausgetragen? Ich beschl0ß meine Mitstreiter zu ignorieren und konzentriete mich auf den ersten Anstieg über Bregenz hinaus. Meine Beine fühlten sich gut an und bereits nach einigen Kilometern boten sich mir phänomenale Blicke auf die Stadt und den Bodensee!

Das profilierte Terrain der ersten 30 Kilometer verflogen und ich beschloß sehr schnell die Flachpassagen zu nutzen, um Zeit gut zu machen. Vielleicht ein bischen wahnsinnig, denn das Rennen hatte ja erst begonnen. Als ich die neutralisierte Zone von Großdorf nach Egg (wegen einer Baustelle) passierte begann ein zähes Treten in der Hochebene der Bregenzer Hochalpenstrasse. Ungefähr 20 Kilometer zieht sich diese schiefe Ebene hin, bevor der eigentliche Anstieg zum Hochtannbergpaß (1675 hm) beginnt. Somit hat man ca. schon 60 anspruchsvolle Kilometer in den Beinen.

Laut Verantalter sind alle 25 Kilometer Verpflegungsstationen verfügbar, jedoch fuhr ich schon seit einigen Kilometern leer und somit ohne Getränk und Gel in den finalen Anstieg hinein. Nach über 2,5h Renndauer stellte ich zudem fest, daß meine Beine nicht mehr über die 300 Watt Leistung kommen. Zuerst bin ich irritiert. Frustriert. Dann fange ich an zu lachen 🙂 Denn eigentlich verrückt genug und deshalb völlig ok!

TRANS Vorarlberg Triathlon - Kurz vor der Passhöhe des Hochtannbergpaß 1475m
TRANS Vorarlberg Triathlon – Kurz vor der Passhöhe des Hochtannbergpaß 1475m – Photo by www.sportograf.com

Serpentine um Serptine kurbele ich mich den Hochtannbergpaß entgegen. Dabei stellt es sich als absoluter Vorteil heraus, daß ich die Radstrecke vor einigen Wochen abgefahren bin. Denoch: Brutal!!! Ich kämpfe!

Endlich kommt Hoffnung in Form des Hinweisschildes „Buffet 250 Meter“ auf und ich überlege kurz, ob ich an der Verpflegungstation einfach anhalten soll? Nein! Ich nehme Banane, drei Gels, Wasser und Iso im Vorbeifahren auf und fahre weiter die letzten 50 Meter in die Höhe.

Ein einsamer Supporter feuert mich auf der Passhöhe an und schreit mir „60“ zu. Ich weiß nicht, ob er meine Position oder die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Abfahrt meint? Ich bin inzwischen schon ziemlich ausgelaugt und freue mich sehr auf die Abfahrt nach Warth hinunter! 83 Kilometer sind nun geschafft!
Ich nutze die Abfahrt, um mich weiter zu verpflegen. Lockeres kurbeln bei Tempo 60 km/h. Als die Straße wieder ebener wird und ich Geschwindigkeit verliere, gebe ich wieder Druck auf die Pedale und … uuuiii … leichte Krampfansätze in beiden Oberschenkelhinterseiten begrüßen mich! Natriummangel. Schei… Ich drücke mir meine letzten beiden Gels rein und rolle der zweiten Wechselzone in Lech entgegen!

Locker kurbeln, locker kurbeln, immer locker kurbeln. Kurz vor Lech, sehe ich meine Fahrzeit und denke an meinen FSC-Kollegen Uwe Willersinn. Er hatte im Jahre 2015 eine Radzeit von 3:27 h. Mit etwas Druck, kann ich unter seiner Zeit bleiben, denke ich mir. Werde allerdings bei den nächsten Pedalumdrehungen mit weiteren kurzen Krämpfen in den Oberschenkeln gestraft. Ich denke in diesem Augenblick nur: RESPEKT Uwe!!!

Wechsel 2.

Nach 3:25 h stellte ich mein Rad in der Wechselzone in Lech ab, verliere meinen Radschuh beim Absteigen und bin einfach nur gespannt was die nächste Stunde(n) mich so erwartet. Als ich im Wechselzelt meine Salomon SoftLab schnüre und im Anschluss los laufe, merke ich zunächst nicht, daß ich mein Radtrikot noch anhabe. Erst beim Verlassen der Wechselzone fällt es mir auf. Mein Blut scheint also nicht unbedingt mehr in meinem Hirn benötigt zu werden… Einem freundlichen Streckenposten drücke ich schließlich das Trikot in die Hände.

Laufen.

Wie ein Pauenschlag begrüßt mich bereits nach ca. 10 Laufmetern eine Schotter-Rampe direkt mit 20 Höhenmeter auf ca. 200 Meter Länge! Willkommen in Lech, denke ich mir nur. Ich habe das Gefühl, daß meine Beine voller Blei sind und trippele ehrfürchtig den Schotterweg hinauf. Immer mit dem Gedanken, daß ich diesen Weg zweimal laufen darf. Es sind schließlich zwei Runden mit je 135 Höhenmetern auf 6 Kilometern zu absolvieren.

TRANS Vorarlberg Triathlon - erste Laufrunde zwischen Kilometer 3 und 4
TRANS Vorarlberg Triathlon – erste Laufrunde zwischen Kilometer 3 und 4 – Photo by www.sportograf.com

Die ersten eineinhalb Kilometer kann ich durch das Auf und Ab keinen Rhytmus finden. Erst als die Single-Trail-Passagen anfangen fühle ich mich im Kopf etwas frischer. Leider merke ich aber schnell, daß es mir zunehmend schwer fällt mich zu konzentrieren. Das Rennen ist zu diesem Zeitpunkt über vier Stunden lang. Angetrieben von dem Willen unter einer Stunde für die 12 Kilomter zu benötigen laufe ich über Wiesen, Wurzeln und Schotterwege zurück in die Ortschaft. Erneut machen mir kurze Krämpfe zu schaffen. Zuerst meldet sich der linke hintere Oberschenkelmuskel, dann die Wadenmuskulator rechts. Vor allem bergauf zuckt meine Beinmuskulator und ich bete, daß keine der Zuckungen sich im Krampf festsetzt. Aber ich habe Glück – oder doch noch genug Natrium in mir!

TRANS Vorarlberg Triathlon - zweite Laufrunde zwischen Kilometer 7 und 8
TRANS Vorarlberg Triathlon – zweite Laufrunde zwischen Kilometer 7 und 8 – Photo by www.sportograf.com

Auf der zweiten Runde wird es mit den Krämpfen besser, mein Tempogefühl jedoch schlechter. Gefühlt schleppe ich mich mit einer 7er Pace voran und jeder Schritt kostet unendlich Willenskraft. Glücklicherweise trügt wenigestens das Tempogefühl, denn ich bin sogar unter 5 Minuten pro Kilometer unterwegs. Inzwischen kenne ich das Terrain und kann mit meinen verbleibenden Kräfte so ökonomisch wie möglich haushalten. Will heißen, ich trabe auf den letzten Kilomter sichtlich entkräftet dem Zielbogen entgegen.
Und dann: War es vorbei!

Ziel.

Das war mein TRANS Vorarlberg Triathlon 2017! Bei Sommerwetter, idyllischem Schwimmen, anspruchvollstem Bergzeitfahren und einem Berglauf mit leer gezogenen Beinen vor beindruckender Kulisse. Es war eines meiner härtesten Rennen. Das ganze Spektakel hat 4 Stunden 49 Minuten und 38 Sekunden gedauert. Nach Abzug meiner Neutralisationszeit von knapp vier Minuten – so lange habe ich für die Durchfahrt von Großbach nach Egg gebraucht – betrug meine Zielzeit 4:45:44! Diese Zeit reiht sich auf Rang 53 ein und beschert mir erfreulicherweise den 3. Platz in der Alterklasse AK 40!!! HAMMER!

Zum Abschuss der Saison noch einen Podestplatz – zumal bei einem derartig schweren Rennen – hätte ich nicht für möglich gehalten! Allerdings musste ich nun auch zur Siegerehrung …

TRANS Vorarlberg Triathlon - Beitragsbild
TRANS Vorarlberg Triathlon – Siegerehrung in Lech.

… und damit einen späteren Bus zurück nach Bregenz nehmen. Logistisch ist der TRANS Vorarlberg Triathlon top organisiert. Allerdings aufgrund des Streckenverlaufs nicht sehr zuschauerfreundlich sowie mit einer 2h stündigen Bus- und Bahnfahrt samt Equipment zurück zum Ausgangsort verbunden. Dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, warum der 2. Platzierte der AK40 – sowie weitere Athleten – nicht zur Siegerehrung erschienen sind!

Aber einmal muss man den „TRANS“ gefinished haben 😉

TRANS Vorarlberg

Typ: Triathlon

Distanz: 1,2 – 93 – 12 k

Datum: 26. August 2017

Nenngeld: 149 €

Schwimmstrecke:

Seewasser mit ca. 21 Grad, Neopren

Radstrecke:

direkte Strecke über den Hochtannbergpaß nach Lech am Arlberg, teilweise gefährliche Abfahrten, neutralisierte Zone, sehr anspruchsvoll mit ca. 2150 hm

Laufstrecke:

2 wellige Runden, von Wald- und Wiesenwegen über geteerte Strasse bishin zu Single-Trail-Passagen, ca. 200 hm

Organisation
90%
Strecke
90%
Publikum
65%
Erlebnis
90%
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