Erste Bayerische Meisterschaft im Cross-Duathlon

Jag de Wuidsau - Beitragbsbild

Wuid, Wuider, Wuidsaujagd bei 0 Grad!

Im wunderschönen Dietldorf bei Burglengenfeld wurde heuer zum 5. Mal die sogenannte Wuidsau-Jagd ausgetragen. Das ist ein Cross-Duathlon über die Strecken von 5,2k Laufen, 18k MTB und 2,5k Laufen. Auf den ersten Blick überschaubare Distanzen, jedoch würzen die zu bewältigenden 820 (!!!) Höhenmeter die Streckenführung gewaltig. Ein schwerer Kurs, der mit zwei Laufrunden, vier Radrunden und einer abschließenden Laufrunde ordentlich in die Beine geht.

In diesem Jahr war die Veranstaltung erstmals ausgebucht! Der Grund lag vermutlich darin, daß ebenso erstmalig in der Geschichte des Triathlon- und Duathlonsport der Bayerische Meister im Cross-Duathlon gekürt werden sollte! Diese historische Gelegenheit wollten sich neben zahlreichen Altersklassen-Athleten auch diverse bayerische Elite-Athleten nicht entgehen lassen. Neben dem Lokalmatador Thomas Kerner startete auch der Deutsche Meister und amtierende Wuidsau – Titelverteidiger Maximilan Sasserath. Philipp Bertsch, Martin Gebhard und das fränkische Triathlon-Urgestein Bernd Hagen standen ebenfalls an der Startlinie.

Nach einem sehr eingängigen und kurzweiligen Race-Briefing (abgehalten von Mitveranstalter Thomas Kerner, der die Startnummer bereits umhängen hatte ;- ) blieben noch einige Minuten bis zum Startschuss. Wie die meisten Athleten nutzte ich die Zeit, um mich warm zu laufen. Bei den Temperaturen um den Gefrierpunkt war dies auch bitter nötig.

Laufstart.

Der eisige Ostwind pfiff erbarmungslos, als pünktlich um 12:20 Uhr die Meute über die Startlinie jagte. Unter dem Jubel der Zuschauer ging es nach den zwei Einführungsrunden im Wohngebiet von Dietldorf raus ins Gelände. Dazu drückten sich die Athleten im Gänsemarsch über eine schmale Baugerüst-Brücke hinauf zur Scheune. Und durch diese ging es hindurch auf das weite Feld!

Als ich die „drei Jungfrauen“ (Felsformation) passierte war der anspruchsvollste Teil der ersten Runde bereits geschafft. Auf allen Vieren mussten teilweise extrem steile Trailpassagen bezwungen werden. Mein Puls somit schon weit über 170 Schlägen pro Minute hinaus.

Hinunter zur Landstrasse, im Strassengraben entlang bis zur Wechselzone, über die Böschung und hinein in die zweite Laufrunde. Das Starterfeld hatte sich inzwischen deutlich in die Länge gezogen und ich versuchte ökonomisch zu Laufen und mit meinen Kräften zu haushalten. Und prompt, als ich ein zweites Mal durch die Scheune und auf die Wiese hinaus lief, knickte ich plötzlich mit meinem rechten Fuß in einer Mulde der Wiese um und merkte sofort die überdehnten Außenbänder. Aua!!! Vorsichtig lief ich weiter und hoffte, daß der Schmerz schnell wieder verging.

Wuidsau - Jagd: Die markante Felsformation, auch die drei Jungfrauen genannt.
Wuidsau – Jagd: Die markante Felsformation wird liebevoll „die drei Jungfrauen“ genannt.

Als ich erneut auf allen Vieren den Hang hinauf kletterte und kurz darauf wieder die drei Jungfrauen erblickte, freute ich mich bereits auf das Mountainbiken und hoffte damit auf etwas Schonung meines rechten Knöchels.

Wechsel 1.

Dank Laufschuhe ein Wechsel auf das MTB.
Dank Laufschuhe ein Wechsel auf das MTB.

Bevor ich auf das Rad wechseln konnte, musste ich erneut die ca. drei Meter hohe Böschung zur Wechselzone erklimmen. Von Gras war weit und breit nichts mehr zu sehen und der Boden hatte sich innerhalb der letzten Minuten durch hunderte von Füßen zu einer schlammigen Rutschbahn verwandelt. Ich nahm Anlauf und … kam bis ungefähr zu Hälfte, blieb wie in Zeitlupe stehen, fand keinen Halt, fiel hin und rutschte auf dem Hintern wieder hinunter. Gggngngnn!

Dankbarerweise gab es seitlich ein Tau als Hilfsmittel, an dem ich mich erdverschmiert hinauf hangelte und zum ersten Mal in die Wechselzone einlief.

Da ich auf separate Radschuhe verzichtet hatte ging der Wechsel sehr schnell von Statten und ich schob mein Mountainbike nach einer knappen Minute über die Linie und stieg unter den Augen des Kampfrichters auf.

Radfahren.

Ich fand sehr schnell meinen Rhythmus, wobei die Trails und vor allem die zahlreichen Anstiege rhytmisches Fahren kaum zu ließen. Besonders der längste ansteigende Trailabschnitt – auch Hühnersteig genannt – begrüßte die Athleten bei Radkilometer 2 und wurde auf der Gesamtlänge von ca. 500 Metern immer steiler. Da ich die Strecke im Vorfeld bereits abgefahren war, kannte ich diese Passage und entschied mich nach einigen Metern aktiv für das Absteigen und sportliche Schieben!

Auf der Anhöhe angekommen heizte uns eine Ein-Mann-Strecken-Posten-Party gewaltig ein und jagte uns regelrecht auf den darauffolgenden „Wurzel-Trail“. Für meine Verhältnisse meisterte ich die Abfahrt ganz passabel. Der Boden war zwar schlammig, jedoch in den Spurrillen halbwegs gut zu fahren. Ich ließ´ Vorsicht walten und verlor im Vergleich zu routinierteren Athleten somit einige Sekunden. Wirklich beeindruckt hat mich die wagemutige Fahrweise einiger Athleten, die furchtlos und routiniert  über das Wurzelwerk hinweg breschten!

MTB-Bild!

Nun galt es nochmals eine extrem steile Single-Trail-Passage zu erklimmen, bevor es wieder hinunter nach Dietldorf ging. Auch hier schob ich joggend den Trail hoch und überholte so manch fahrenden Konkurrenten. Die Abfahrt nutzte ich, um meine bereits schmerzenden Beine etwas zu erholen. Bei der Auswertung meiner GPS-Aufzeichnungen sah ich übrigens, daß ich auf diesem Abschnitt mit über 57 km/h auf Feld und Wiese unterwegs war. Etwas irre … im Nachhinein gesehen!

Die Abfahrt endete jäh, da die Radstrecke die Laufstrecke kreuzte und für die Radfahrer nun eine kurze Trage-bzw. Schiebe-Passage von ca. 30 Metern vorgesehen war. Hüpf, über den ersten Baumstamm. Schieben, schieben, schieben. Und hüpf, über den zweiten Baumstamm und wieder aufgestiegen. Auch hier merkte ich, daß das Tragen von Laufschuhen deutliche Vorteile hatte.

Nach wenigen hundert Metern fuhren die Teilnehmer unter der Baugerüst-Brücke hindurch, die man bereits während des ersten Laufs erklommen hatte. Drei große Strohballen neutralisierten diese Gefahrenzone und mit etwas Geschick konnte man gut in die nächste Runde durchstarten.

Wuidsau - Jagd: MTB-Strecke unter und Laufbrücken über der Behelfsbrücke.
Wuidsau – Jagd: MTB-Strecke unter und Laufbrücken über der Behelfsbrücke.

Die erste Radrunde fuhr ich wie in Trance, bei der zweiten verlor ich meine Trinkflasche und wachte auf. Bei der dritten Runde trieb mich mein Wettkampfgeist weiter nach vorne. In der vierten Runde überrundeten mich die zwei führenden Athleten Philipp Bertsch und Maximilan Sasserath in beindruckender Weise. Wobei Überholmanöver auf einem Single-Trail nicht so einfach durchzuführen sind und erheblich Kraft kosten können. Dies merkte ich selbst an der inzwischen relativ vollen Radstrecke.

Wechsel 2.

Nach einer Stunden und drei Minuten schob ich mein Mountainbike zurück in die Wechselzone. Ich war stark aufgehitzt und zog Radhelm samt Mütze vom Kopf, schmiß beides auf den Boden und rannte in die letzte Laufrunde.

Lauf 2.

Die ersten Meter fühlten sich wider Erwarten gut an und auch bis ins Ziel sollte es nur einmal Krampfansätze geben. Also erneut durch den Vorgarten, über die Baugerüst-Brücke, durch die Scheune hinaus aufs Feld. Freie Sicht. Vor mir kein Athlet. Hinter mir auch kein Athlet zu sehen. So rannte und krabbelte ich ziemlich alleine die 2,5 Kilometer bis ins Ziel.

Jag de Wuidsau - 2. Lauf
Jag de Wuidsau – 2. Lauf

Lediglich auf dem letzten Kilometer sah ich einen Athleten vor mir und kam und kam aber nicht nennenswert näher. Nun ein letztes Mal die Böschung hinauf, durch die Wechselzone und in den Zielkanal hinein. Der Zielbogen kam näher und ich war im …

Ziel.

Nach 1:42:03 h war die Wuidsau gejagt! Genau genommen fühlte ich mich so – und sah wohl auch so aus 😉
Ich hatte keine Ahnung über meine Platzierung und suchte zielstrebig das Verpflegungszelt auf und flößte mir vier Becher warmen Zitronnentee ein! Erst im Stehen merkte ich wieder wie kalt und ungemütlich es war. Die Temperaturen hatten sich nicht nennenswert geändert.

Eine ganz besondere Erfahrung und Veranstaltung war gemeistert. Mein Stolz und meine Stimmung stiegen weiterhin an, als ich die offiziellen Ergebnisliste der 1. Bayerischen Meisterschaft im Cross-Duathlon der AK40 sah:

Rang AK-Rang Name Verein Zeit
5. 1. Bernd Hagen Team twenty.six e.V. Roth 1:31:57.30
11. 2. Thomas Heumann Herrieder Aquathleten 1:39:40.92
13. 3. Oliver Arera Forstenrieder SC München 1:42:03.49

Alle weiteren Bayerischen Meister sind unter folgendem Link einzusehen:
https://www.zeitgemaess.info/resultdata/201803171/v2/81246_Fischer_Fussfit-Wuidsaujagd_-_Einzel_Herren_Bayerische_Meisterschaft.pdf

Wuidsau - Jagd und bayerische Meisterschaft im Cross - Duathlon: 3. Platz der Senioren1
Wuidsau – Jagd und 1. Bayerische Meisterschaft im Cross – Duathlon: 3. Platz der Senioren1

Die Anstrengung hatte sich also gelohnt, wobei ich bei der Siegerehrung meine Beinchen ordentlich spürte! Die Stimmung im Bierzelt von Dietldorf war einzigartig und die Organisation nahezu perfekt! Rundrum ein grandioses Event – ein Riesenlob an den Veranstalter mit dem Prädikat „unbedingt empfehlenswert“ … und die Wuidsau gab es wirklich:

Die Wuidsau!
Die Wuidsau!

 

Jag de Wuidsau – Cross-Duathlon Dietldorf / Burglengenfeld

Typ: Cross-Duathlon

Distanz: 5,2 / 18 / 2,6k

Datum: 17.03.2018

Nenngeld: € 34,-

Laufstrecke 1:

die ersten 400 Meter als zwei Einführungsrunden im Wohngebiet auf Teerstrasse, im Anschluß ist die 2,4k Runde 2x zu laufen, ca. 40% Waldboden, 30% Wiese, 20, Straßengraben, 10% Schotter, ca. 79 hm pro Runde

Radstrecke:

Anspruchsvolle MTB-Runde bestehend aus ca. 30% Waldboden, 30% Wiese, 10% Schotter, 10% Teer, ca. 144 hm pro Runde – im Wettkampf sind 4 Runden zu fahren.

Laufstrecke 2:

gleiche Laufrunde wie beim ersten Lauf, lediglich ohne die Einführungsrunden im Wohngebiet, einmal zu Laufen

Organisation
90%
Strecke
70%
Publikum
30%
Erlebnis
80%
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