70.3 Meilen – die halbe Langdistanz im Kienle-Ländle!
Die zweite Austragung des Ironman 70.3 Kraichgau ist nun Geschichte und verlief für mich persönlich weitaus besser als geplant! Lediglich das Wetter hätte etwas besser sein können …
Schon am Tag vor dem Rennen liefen die Vorbereitungen schnell und reibungsfrei ab. Die Organisation bei Ironman-Rennen ist ja bekanntermaßen professionell und sehr durchdacht, so daß ich am Samstag gegen sieben Uhr Abends meine zwei Wechselbeutel als auch mein Rad bereits gut verstaut hatte. Das Schaulaufen der Stars wie Sebastian Kienle, Boris Stein, Fabian Rahn, Anja Beranek oder Yvonne van Vlerken habe ich nur am Rande mitbekommen, jedoch konnte ich im Vorbeigehen Thomas Hellriegel auf die Schulter klopfen. Wie ich erfuhr, kommt er aus dieser Gegend und war jahrelang beim TV Bretten aktiv und gilt als einer der Mitgründer des Kraichgau Triathlon Festival – wie das Rennen im Ursprung hieß.
Der Rennmorgen verlief mit dem finalen Check des Rad´s, dem erneuten Einprägen des Aufbau´s der ersten Wechselzone und Warm-schwimmen eigentlich sehr unaufgeregt. Meine Familie überraschte mich an unverhofften Stellen, was die Zeit bis zum Startschuss der letzten Startgruppe sehr verkürzte.
Schwimmstart.
Um 10 Uhr war es dann so weit, der Startschuss fiel und ich ging mit ca. 300 Athleten auf den 1900m lange Runde in den Hardtsee. Mit 19,4 Grad war das türkisgrüne Wasser sehr angenehm temperiert und ich konnte nach anfänglicher Hektik sehr schnell in meinen Schwimm-Rhythmus finden. Komischerweise fiel mir ab der ersten Wendeboje das Schwimmen sehr sehr schwer und ich kämpfe mich förmlich über den 1100 – 1300 Meter Abschnitt, was mich mental sehr stark zweifeln ließ. Danach ging´s wieder wie von selbst und ich stieg nach genau 32 min. aus dem See. Für mich eine gute Zeit.
Wechsel 1.
Beim ersten Wechsel wollte der Neopren nicht wirklich vom Bein, was etwas Zeit brauchte. Mein Rad fand ich hingegen sofort in der sehr großen Wechselzone, so daß es direkt auf die 90k-Rad-Runde ging.
Radfahren.
Ich konnte sofort meine Beine „umstellen“ und recht gut Druck auf die Pedale bringen. Das Land der tausend Hügel fühlte sich übrigens nach deutlich mehr Höhenmetern an als es tatsächlich waren. Will heißen, daß die Strecke zwar diverse schnellen Passagen bot, doch meines Erachtens sehr unrhythmisch zu fahren war. Unterm Strich brachte ich laut Powermeter 244 Watt Leistung auf die Pedale, was auf diese Strecke eine Zeit von 2h 40min. bzw. einem 34er Schnitt entsprach. Die Aufzeichnung bei MioShare beinhaltet übrigens lustigerweise nicht meine Herzfrequenz, sondern die eines oder anderer Athleten, da ich nicht meinen kompatiblen Pulsgurt trug. Meine Herzfrequenz war auch etwas höher als 122 Schläge pro Minute … 😉
Landschaftlich war die Strecke sehr sehr schön und erinnerte mit Ihren sanften Hügeln und zahlreichen Bäumen und Feldern tatsächlich an die Toskana Deutschland´s – wie die Kraichgauer selbst Ihre Heimat auch gerne bezeichnen. Vier Störche konnte ich sogar im Laufe des Rennens sehen. Und einen Hannes Blaschke!! Der Gründer und Geschäftsführer von Hannes Hawaii Tours stand im Hawaii-Hemd tatsächlich bei ca. Radkilometer 80 alleine auf weiter Flur und feuerte die Athleten mit bester Laune an! An diesem völlig abgelegenen ansteigenden Teilstück der Radstrecke wirkten die meisten Teilnehmer etwas ausgelaugt und müde oder vielleicht im Kopf schon in den Laufschuhen, so daß die Hannes-Überraschungsparty die Stimmung aller deutlich aufhellte! CHAPEAU!!!
Wechsel 2.
Beim zweiten Wechsel in Bad Schönborn angekommen suchte ich meinen Lauf-Wechselbeutel leider etwas länger und musste nach gefühlten Minuten (wahrscheinlich war es eher nur eine halbe) diesen nicht am Platz meiner Startnummer 2103, sondern bei 2113 finden. Gnagnagna… Die dunklen Gewitter-Wolken am Himmel wurden noch etwas dunkler und es sah nach einem weiteren Platzregen aus. Auf der
Radstrecke gab es bereits zwei kurze Schauer, wobei die Strasse aufgrund der schwülen Temperaturen innerhalb von Minuten wieder abtrocknete und somit sicheres Fahren ermöglichte.
Laufen.
Die Laufschuhe an den Füßen ging es jetzt aber auf den 21k langen Innenstadtkurs durch Bad Schönborn. Die Stimmung war grandios und aufgrund der vielen Zuschauer lief ich viel zu schnell an, was ich aber nach dem ersten Laufkilometer mit Seitenstechen sofort büßen musste. Ab Kilometer 2 und 3 war aber alles wieder in bester Ordnung und ich lief planmäßig an meiner Herzfrequenz-Schwelle und fühlte mich zunehmend besser. Das erste Rundenbändchen war schnell eingesammelt, so daß ich nun alle Unebenheiten der Laufstrecke kannte – welche nicht unerheblich waren – und mich mental sehr gut darauf einstellen konnte.
Natürlich tat es weh, natürlich sehnte ich mir das Ziel herbei – vor allem zwischen Laufkilometer 16 und 17 – aber der permanente Gedanke „Olli, das ist nur die Hälfte – in Frankfurt wirst Du das alles nochmal schwimmen/radfahren/laufen“ brachte mich sogar dazu die letzten beiden Laufkilometer noch mal anzuziehen. Ist schon irre, wie sich die Dimensionen und Maßstäbe verschieben, wenn man sich auf eine Langdistanz vorbereitet. Daran gemessen wirken 21 Laufkilometer wie ein Spaziergang 😉
Ziel.
Naja, oder so … Nach knapp 1h 32 min. lief ich in den Zielkanal ein und die Uhr blieb bei einer Gesamtzeit von 4:50:21 stehen. Somit konnte ich deutlich unter der angepeilten 5-Stunden-Marke bleiben, was im Gesamtklassement den
276. Gesamtplatz von über 2.000 Athleten bedeutete. In meiner Altersklasse brachte mir dies den 45. Platz von 286 Finishern und ein breites Grinsen ein 🙂 Meine Familie überraschte mich direkt im Zielbereich und ich „durfte“ meinem Sohn gleich meine Medaille abtreten!!!
Unterm Strich war es ein sehr guter Tag. Trotz müde trainierter Beine – die ich tatsächlich ab der Hälfte der Radstrecke deutlich merkte – konnte ich für mich persönlich gute Zeiten erreichen. Das Equipment, die Ernährung und das Pacing klappte sehr gut. Am schönsten ist es aber, daß ich mich körperlich zwar müde, aber leistungsfähig und gesund fühle – also ohne echte Blessuren und/oder Wehwehchen in die kommenden Wochen gehen kann!
Jetzt wird erholt, nochmal hart trainiert und dann den Ironman Frankfurt laaaaang gerockt!
P.S.: Ach ja, bei den Profi´s haben Boris Stein und Anja Beranek den Ironman 70.3 Kraichgau gewonnen!
Updates:
* Erste Bilder von FinisherPix sind online
* Rennbericht von www.tri-mag.de
* Laut WM-Slot-Verteilungsliste hätte ich sogar einen Startplatz zur 70.3 WM 2017 in Chattanooga, USA erhalten können. Wenn man sich die Qualifikationszeiten der Liste ansieht, ist klar, daß keiner Bock hatte nach Chattanooga zu reisen 😉
Oli – einen Halbmarathon in 1:32? Und das nach Schwimmen & Radeln? Sebst in meiner besten (kurzen) Zeit als Läufer war das eine komplett abwegig gute Zeit – OHNE vorher andere Disziplinen zu absolvieren.
Chapeau!
Danke für die Blumen, das ist für mich in einem Triathlon auch eine gute Zeit. Aber schließlich möchte man sich Laufe der Jahre ja auch steigern 😉