Wolfgangsee Challenge Classic – Post-Race Post

Wolfgangsee Challenge Classic Beitragsbild

„Auf´s Stockerl“ der Wolfgangsee Challenge Classic!

Nachdem am Samstag der Cross-Triathlon der 14. Wolfgangsee Challenge bei traumhaftem Bedingungen erfolgreich von Statten ging, war am Pfingstsonntag bei der Wolfgangsee Challenge Classic der Tag der schnellen Zeitfahrräder gekommen. Bereits zum 7. Mal wurde nach dem X-Challenge Format auch ein Triathlon über die Olympische Distanz ausgetragen. Der Start- und Zielbereich als auch die Wechselzone befand sich in Strobl am Wolfangsee – dem südöstlichsten Ort am Wolfgangsee im Salzburger Land in Österreich.

Die Temperaturen lagen morgens um die 18 Grad Außen- und 20 Grad Wasser-Temperatur. Grundlegend ideale Bedinungen für einen Ausdauer-Dreikampf. Wären da nicht diese dunklen Wolken sowie der böig aufkommende Wind gewesen.

Wechselzone der 7. Wolfgangsee Challenge Classic
Wechselzone der 7. Wolfgangsee Challenge Classic

Von der Wechselzone konnte ich die zwei gelben Bojen bereits gut erkennen, welche die 750-Meter-Schwimmstrecke im Wolfgangsee markierten. Da 1.500 Meter zu schwimmen waren, erfolgte zwischen den beiden Runden ein Landgang. Soviel Informationen hatte ich im Vorfeld.

Schwimmstart.

Der Start erfolgte im knietiefen Wasser. Pünktlich um 9 Uhr fiel der Startschuss und über 120 Athleten sprinteten in den Wolfgangsee hinein. Vermutlich ein grandioses Bild für die Photographen, eine Qual für meine und die meisten Füße. Bis das Wasser tief genug für erste Kraulzüge war, mussten circa 100 Meter über grobkieseligen Seeboden zurücklegt werden. Das tat weh und ich entschloss mich durch Delphinsprünge Bodenkontakt zu meiden und hoffte somit auf Linderung.

Endlich konnte ich in den Schwimmmodus übergehen und suchte nach schnelleren Beinen vor mir. Diese fand ich glücklicherweise auch und hoffte nur, daß mein Vorschwimmer sich gut orientieren konnte. Denn genau das war mir bei dem aufkommenden Wellengang fast nicht möglich! Ich hatte gut genug damit zu tun durch die Wellen zu tauchen und meinen Atemrythmus daran anzupassen. Die Wendeboje sah ich bis ich dort war nur zwei, drei Mal: Danke an die Füsse des vor mir schwimmeden mir unbekannten Athleten!

Auf dem Rückweg zum Hafen von Strobl waren spürbar weniger Wellen als auch Strömung vorhanden, so daß der Schwimmausstieg deutlich schneller erreicht war. Über vier Holzstufen ging es heraus aus dem Wolfgangsee. Über einen schmalen Steg durch die Wechselzone hindurch und ca. 150 Meter später erneut in den See hinein. Die Wegstrecke, bis Kraulzüge aufgrund des seichten steinigen Bodens möglich waren, betrugen weitere 100 Meter. Aua!!! Das Bild vom gestählten Athleten in Neopren, der mit staksig vorsichtigen Schritten, rudernden Armen, wilden „Ah, Oohhh, UUhhh´s“ und schmerzverzerrten Gesichtern zurück in den See watete musste für die Zuschauer urkomisch gewesen sein 😉

Die zweite Schwimmrunde verlief wie die erste und fühlte sich aufgrund der Wellen, Strömung und des Windes wie weitere 1.500 Meter an … Ich war sehr froh, als ich zum ersten Wechsel kam.

Wechsel 1.

28:14 Minuten waren nun seit dem Start vergangen als ich über die Zeitnahme-Matte lief und ein Piepsen erzeugte. Da die Wechselzone aufgrund des limitierten Starterfelds eine überschaubare Größe hatte, verließ ich diese bereits wieder nach 1:11 Minute über den „Bike Exit“. Es sah nach Regen aus.

Radfahren.

Es standen zwei Runden mit jeweils 21,5 Kilometer auf dem Programm, welche auf der nicht gesperrten Bundesstraße von Strobl in Richtung St. Gilgen führte. Eines sei vorweg gesagt: Es klappte wunderbar zwischen Rad- und Autofahrer! Selbst bei Überholmanövern der Athleten zeigten die Autofahrer Gedult und Respekt. In Deutschland nicht denkbar!

Ich fand recht lange keinen Rythmus. Ein SIS-Energie-Gel kurz vor dem ersten Wendepunkt – also nach ca. 6 Kilometer – half leider auch nicht wirklich. Die Strecke zurück war leicht wellig, fiel jedoch etwas ab, so daß der Tacho konstant über 40 km/h zeigte. Die Motivation kam zurück und meine Wattanzeige pendelte sich bis kurz vor Aigen-Voglhub auf über 300 Watt ein.

Auch der zweite Wendepunkt ging über eine Ausfahrt, Unterführung und erneute Auffahrt auf die Bundesstrasse retour. Durch diese gut zufahrende Schleife musste zwar eine Rampe genommen, aber wenig Geschwindigkeit eingebußt werden. Der Weg zurück war allerdings hart. Der böige Wind blies mir voll entgegen und ich nahm den Kopf runter und machte mich klein. Die Wattanzeige bewegte sich konstant zwischen 330 und 350 Watt. Das zog mir sehr „den Saft“ aus den Beinen. Auf dem Rückweg war dies bei Geschwindigkeiten um die 45 – 50 km/h zwar wieder vergessen. Doch wartete dieses windanfällige Teilstück zurück nach Strobl erneut auf mich. Und das auf den letzten fünf Kilometern. Bereits dort merkte ich, daß ich einige Körner gelassen hatte und kam nur noch mit Mühe über die für mich magische Grenze von 300 Watt Leistung.

Wechsel 2.

Als ich nach 43 Kilometern erneut in die Wechselzone kam, sah ich auf meinem Tacho 303 Watt sowie eine Durchschnittgeschwindigkeit von 38,5 kmh/h stehen. Leider konnte ich meine GPS-Aufzeichnung nicht stoppen, denn die Schmerzen an den Füßen waren zurück! Der rote Teppich war aus der Wechselzone verschwunden und gabe als Untergrund mittelfeinen Kies frei. Wie ich später erfahren sollte, musste der rote Teppich aufgrund des starken Windes eingerollt werden!

Mit zusammen gebissenen Zähnen und einigen Uuuahhs und Aaahs gelangte ich an meinen Wechselplatz. Ich hing mein Rad an die Stange und schlupfte in meine Laufschuhe. Etliche Kieselsteinchen klebten an meiner Fußsohle, so daß ich diese nach einigen Metern entfernen musste. Jetzt war ich bereit für die abschließende Disziplin.

Laufen.

Die Laufstrecke führte mich durch den Ortskern Strobls hinaus in Richtung St. Wolfgang. Nachdem die Ischler Ache überquert war ging es für circa einen Kilometer flußaufwärts und anschließend erneut über den Fluß. Scharf rechts und auf einem idyllischen Schotterweg direkt an der Ischler Ache flußabwärts zurück nach Strobl. Dieser schmale Weg war wunderschön, jedoch aufgrund der vielen Wurzeln durchaus anspruchsvoll. Selbst Überholmanöver waren schwer durchzuführen. Am Ende des Weges führte eine Metalltreppe erneut auf die erste Brücke hinauf und brachte die Athleten zurück zum Start-Zielbereich.

Nach der ersten Laufrunde
Zurück im Ortskern von Strobl – Laufkilometer 3.

Jede der vier Laufrunden hatte eine Länge von ca. 2,8 Kilometer. Die erste Runde fühlte sich gut an. Die zweite Runde tat weh – meine Beinmuskelatur schien aus Blei zu bestehen. Und in der dritten Runde trottete ich gefühlt lustlos im luftleeren Raum vor mich hin. Viele Athleten der Sprint-Distanz zogen an mir vorbei und ich konnte nur noch eine Pace um die 4:20 halten. Lust auf weitere Quälen hatte ich auch nicht mehr. Somit genoß ich meine mir zujubelnde Familie an der Laufstrecke, die Atmospähre des Events und die Tatsache, daß es bisher trocken geblieben war.

Kurz vor dem Finish der 7. Wolfgangsee Challenge
Kurz vor dem Finish der 7. Wolfgangsee Challenge

Doch dann überholte mich der ungarische Athlet mit der Nummer 54. Ich hatte zuvor in der Wechselzone mit ihm zwei Takte über den verschwunden Teppich gewechselt. Und Bence Süvöltös lief in einer wunderbaren 4:04 – 04:08 Pace an mir vorbei 🙂

Und da blieb ich dran! Es kostete zwar Überwindung, aber Bence zog mich wunderbar durch die letzte Laufrunde! Ich spürte wieder Kraft in meinen Beinen und lief auf der Zielgeraden Schulter an Schulter gleich auf mit ihm. Ich hatte beschlossen ihm aus Dankbarkeit für das Pacemaking den Vortritt zu lassen … es waren noch ca. 400 Meter zu laufen und ich trat an … ich tat dies einfach nur um zu schauen, was Bence machen würde und ich mich danach fühlte … und er war weg! Ich drehte mich um und sah, daß eine Lücke von ca. 50 Metern zwischen uns klaffte! Ich war überrascht!

Ziel.

Der Zielbogen kam immer näher und ich spürte bereits den festverklebten roten Teppich unter meinen Füßen als ich austrabte. Nach 2:22:49 Stunden blieb für mich die Zeitnahme stehen! Bence kam zehn Sekunden später ins Ziel und war – genau wie ich – sichtlich angestrengt! Ich bedankte mich bei ihm und entschuligte mich für meinen Zielsprint. Er schaute mich etwas irritiert an uns sagte nur „So ist Sport!“. Wir unterhielen uns noch lachend einige Zeit, bevor es dann doch noch anfing zu regnen und ich mich schnell auf den Weg zur Dusche machte.

Im Gesamtergebnis wurde ich auf dem 20. Gesamtplatz gelistet. In meiner „extended age group“ Masters 40-49 belegte ich den 3. Rang! Das hieß ich durfte mir nach der Dusche noch eine Portion Pasta holen, um bis zur Siegerehrung durchzuhalten 😉

3. Rang Masters 40-49 bei der Wolfgangsee Challenge Classic
3. Rang Masters 40-49 bei der Wolfgangsee Challenge Classic

Meine GPS-Aufzeichnung ist leider etwas lückenhaft. Doch zumindest sind die Teilstrecken dieser wundervollen Veranstaltung ersichtlich! Es war ein grandioses Event – trotz ungewollter Fußmassage 😉 Super organisiert, bei traumhafter Kulisse und einzigartig sympahtischer Atmosphäre!

Ich glaube ja, daß die Österreicher sich selbst und den Rest der Welt nicht so ernst nehmen. Im Gegensatz zu den teilweise mit sich selbst sehr strengen Deutschen … diesen Eindruck hatte ich jedenfalls. Und hoffe nun, etwas dieser sympathischen Offen- und Gelassenheit mit nach Hause zu nehmen!

Wolfgangsee Challenge Classic

Typ: Triathlon

Distanz: 1,5 – 42,5 – 10,8 k

Datum: 04. Juni 2017

Nenngeld: 55 €

Schwimmstrecke:

Dreieckskurs, zwei Runden mit Landgang, teilweise seicht, Wellen, leichte Strömung, ca. 20 Grad, Neopren

Radstrecke:

2 flache Runden auf Bundesstrasse, Wendepunktstrecke, teilweise windanfällig, ca. 140 hm

Laufstrecke:

4 Runden, ca. 1/3 Ortsstrassen, 1/3 geteerter Radweg, 1/3 Waldweg

Organisation
85%
Strecke
80%
Publikum
75%
Erlebnis
85%
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2 Kommentare on “Wolfgangsee Challenge Classic – Post-Race Post”

  1. Hi Oli,

    netter Bericht. 🙂 Wir haben ja wie gesagt zugeschaut und die Situation miterlebt, als die roten Teppiche in der Wechselzone eingerollt wurden. Der Wind war so böig und stark, dass mit dem roten Teppich fast alle Umziehsachen der Athleten weggeflogen wären, so dass ich der Veranstalter entschieden hat die Teppiche rauszunehmen bevor der 1.Athlet zurück in die Wechselzone kam. Dabei hätte es fast den einen oder anderen Sturz gegeben, da die vorderen Athleten mit ca. 20 km/h in die Wechselzone rauschten und durch den Kies fast zu Sturz kamen. Am Tag vorher bin ich übrigens ganz rechts im Wasser gestartet, da war das Wasser so tief, dass ich von Begin an kraulen konnte, allerdings waren, die die neben mir liefen, schneller und ich lag relativ weit hinten nach dem Start, dafür keine Schmerzen an den Füßen :-). Habe übrigens auch einen Bericht geschrieben: Steht unter:
    http://www.mrrc.de/index.php/wettkaempfe/berichte/1916-2017-wolfgangsee-challenge

    Am So starten Julia und ich beim Sprint in Erding, letzte Generalprobe vor der Kurzdistanz am Tegernsee.

    Gruß, Jochen

    1. Schade, daß wir uns am Sonntag am Wolfgangsee nicht getroffen haben … hätte mich sehr gefreut!!
      Wobei ich sehr naß war und froh, daß die Siegerehrung im trockenen Rathaussaal statt gefunden hat!

      Noch mehr freut es mich aber, daß Du einen Ellbogenbruch erfolgreich auskuriert hast und nun wieder im Wettkampfgeschehen dabei bist!
      Wir sehen uns am kommenden Sonntag am Tegernsee – bis dahin gutes Tapering!
      Olli

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