Thiersee – endlich wieder Triathlon!

Beitragsbild Triathlon Thiersee

Der ÖTRV macht es vor! Thiersee Triathlon mit Hygiene-Auflagen!

363 Tage ist es nun her, daß ich meinen letzten Triathlon finishte. Und das war die deutsche Meisterschaft auf der Olympischen Distanz in Beilngries. In der Winterpause entstanden große Pläne für die Saison 2020. Es sollte mein XTERRA-Jahr werden! Neben der XTERRA-German-Tour wollte ich bei diversen Cross-Triathlon-Rennen der XTERRA European Tour starten und so internationale Cross-Triathlon-Luft schnuppern. Und nun bin ich dankbar, überhaupt noch bei einen Triathlon an den Start gehen zu können!

Aber egal, endlich wieder Triathlon! Endlich wieder Wettkampf! Und das dank des ÖTRV (Österreichischer Triathlonverband). In Deutschland als auch den europäischen Nachbarländern sind nach wie vor so gut wie alle Triathlon-Veranstaltungen abgesagt. Die Hygiene-Auflagen zu erfüllen scheint schwer zu sein. Die Österreicher schaffen das und so wurde auch 2020 der Thiersee Triathlon ausgetragen.

Thiersee Triathlon - Panorama.
Thiersee Triathlon – Panorama.

Neben einer Sprint-Distanz bot der Veranstalter eine Olympische Distanz mit 1,5k Schwimmen, 40k Rad und 10k Laufen, welche als Östereichische Staatsmeisterschaft ausgetragen wurde. Glücklicherweise ergatterte ich noch einen Startplatz dafür, denn aufgrund der Hygiene-Auflagen war die Teilnehmerzahl auf 200 limitiert. Ich mischte mich mit einigen Deutschen und Italienern somit unter die Creme de la Creme der österreichischen Kurzdistanz-Athleten.

Thiersee Triathlon - Gelbrot.
Thiersee Triathlon – Gelbrot.

Ungewöhnlich, aber Auflagen-gerecht: Die Wettkampfbesprechung wurde bereits zwei Tage vorher online als Video zur Verfügung gestellt. Maskenpflicht sowie 1,5 Meter Abstand musste bei der Abholung der Startunterlagen im Rennbüro sowie in der Wechselzone eingehalten werden. Gewöhnunsbedürftig außerdem, daß die Finishermedaille bereits im Goodie-Bag enthalten war! Sehr angenehm hingegen, daß die Checkin-Zeiten der Wechselzone ausgedehnt wurden und der Andrang hinsichtlich der Vorbereitungen nicht allzu groß war.

Schwimmstart.

Bevor der Wettkampf mit einem Kopfsprung vom Steg in den Thiersee beginnen durfte, wurden die Athleten im Abstand von 1,5 Meter zum Rolling Swim Start gebeten. Ein Massenstart hätte gegen die Auflagen verstoßen und so wurden die Teilnehmer der Startnummer absteigend namentlich zum Schwimmstart gebeten und eingereiht. Interessanterweise hatte man so einen viel besseren Überblick über das Starterfeld. Ich finde: Das sollte man öfter so machen 😉

Thiersee Triathlon - Schwimmstart mit 1,5m & 10s Abstand
Thiersee Triathlon – Schwimmstart mit 1,5m & 10s Abstand

Mit der Startnummer 115 wurde ich knapp 20 Minuten nach dem ersten Starter Leon Pauger zum Sprung in den See gebeten. Und nein, ich entschied mich für die uncoole Variante: Arschbombe, auftauchen und los kraulen! Alle Athleten vor mir sprangen dynamisch sportlich mit Kopfsprung in den See! Und ca. 20% davon tauchten danach wieder auf, um inne zu halten und Ihre vollgelaufene Schwimmbrille zu entleeren. Das ersparte ich mir 😉

Die erste Boje des Dreieckskurs war gut zu erkennen und aufgrund des Rolling Swim Start entfiel auch das anfängliche Geprügel – sehr angenehm! Trotz des geringen Schwimmtrainings fand ich direkt meinen Ryhtmus und selbst ohne Neopreananzug fühlte sich das Schwimmen sehr gut an. Die Wassertemperatur betrug knappe 24 Grad. Mein Triathloneinteiler von Kiwami saß wie eine zweite Haut und ich fühlte mich schnell.

Die erste Wendeboje kam, ich schwamm meinen Rythmus weiter. Die zweite Wendeboje kam. Etwas Gerangel. Doch auch hier schwamm ich an meinen Mitstreitern flott vorbei. Die lange Zielgerade mit knapp 700 Meter zog sich etwas und meine Arme wurden müde und schmerzten. Zweierzug. Zweimal. Kopf leicht heben, um über die Wasseroberfläche sehen zu können. Orientieren, korrigieren. Und erneut Zweiterzug. Zweimal. Und wieder orientieren. So arbeitete ich mich auf den schwarzen Bogen des Schwimmaustiegs vor. Guter Dinge und sehr zufrieden rannte ich nach 26:44 Minuten den Weg zur Wechselzone hinauf.

Wechsel 1.

Neopren-Anzug musste ich ja keinen ausziehen, von daher war meine Aufenthalt in der Wechselzone sehr kurz. Meine Box fand ich sehr schnell und stieg direkt in das Startnummernband ein, setzte meinen Helm und Radbrille auf, zog mein Bike vom Ständer und rannte auch schon dem Ausgang entgegen. Danach ging es nochmals um die Wechselzone herum und ca. 100 Meter später durfte aufgestiegen werden. Direkt in eine Steigung hinein…

Radfahren.

Und so fuhr ich die ersten 500 Meter barfuß stehend auf meinen eingeklickten Schuhen zur Thierseer Hauptstrasse hinauf. Ich kannte die Radstrecke nicht und wusste nur von der Ausschreibung, daß eine Wendepunktstrecke zwei mal zu durchfahren und dabei ca. 600 Höhenmeter zu bewältigen sei. Mein Puls ging gleich hoch und ich spürte meine Oberschenkelmuskulatur zucken. Kein gutes Zeichen. Naja, ich gab mir Zeit, um in die zweite Disziplin zu finden.

Zuerst führte die Strecke östlich in Richtung Hippbichl den Thierberg hinauf, um dann kurz vor dem Inn mit einer 180 Grad Wende die Athleten die Sperentinen wieder zurück und hoch zum Thiersee kurbeln zu lassen. Am Thiersee ging es dann direkt geradeaus vorbei weiter bis Schmidetal und auch hier endete die Radstrecke mit einer 180 Grad Kehre, um zurück zum Thiersee zu kommen. Und diese Schleife wurde dann ein zweites Mal durchfahren.

Thiersee Triathlon - Radstrecke
Thiersee Triathlon – Radstrecke – Quelle: https://www.thiersee-triathlon.at

Ganz ehrlich: Ich habe noch nie so eine unrythmische Radstrecke erlebt. Nicht mal beim Thumsee Triathlon 2015. Neben den Steigungen, die Du siehst – also Serpentinen mit Höhenmeter – gibt es hier Gefälle, die Steigungen sind!!! Kein Witz! Man denkt, man fährt bergab und Dein Tacho samt Wattzahl sagt Dir aber, daß genau das Gegenteil der Fall ist! Mental forderend!

Zudem fiel mein Tacho samt Leistungsmesser bei Radkilometer 7 aus und ich orientiere mich ab diesem Zeitpunkt an meinem Puls! Mehr schlecht als recht, den der Puls wollte nicht wirklich hoch und ich hatte permanent das Gefühl müder Beine. Es wollte einfach kein runder Tritt oder Ryhtmus entstehen. Überholt wurde ich sauch recht häufig! Heul! Insbesondere auf der zweiten Runde. Mir fiel aber glücklicherweise auf, daß es sehr viele Profi- oder Sprintdistanz-Athleten waren. Mit dieser Erkenntnis redete ich mir Gleichgültigkeit und optimistisch Freude und Genuß ein! Hey, endlich wieder Triathlon 🙂 Außerdem war klar, daß ich mit meinen zwei bis drei Corona-Kilos heute hier auch nicht in Topform auf dem Rad saß. Also: Ois easy, dachte ich mir und kurbelte weiter!

Wechsel 2.

Laut meiner Suunto Ambit waren es dann 40,3 Kilometer, die mit 836 Höhenmetern garniert waren. Voller Vorfreude auf das Laufen hängte ich mein Rad nach guten 75 Minuten auf die Stange. Das entspricht 32 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. mmmh. Gut? Schnell? Langsam? Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das überhaupt nicht einordnen. Der offizielle Wettkampfsplit des Radfahrens wurde samt der zweiten Wechselzeit genommen und betrug in der Ergebnisliste 1:16:27h. Ich verdrängte alle zweifelnden Gedanken und freute mich auf die letzte Disziplin.

Thiersee Triathlon - Wechselzone.
Thiersee Triathlon – Wechselzone.

Helm runter, Laufschuhe an, Gels geschnappt und los gehechelt 😉

Laufen.

Das Piepen der Zeitnahmematte bestätigte: Ich war nun beim Laufen angekommen. Und es ging richtig gut los! Ohne Zögern, Seitenstehen oder anderen unschönen Nebenerscheinungen konnte ich direkt sehr gut in den Lauf finden. Die ersten Schikane über Schotterweg auf eine Anhöhe hinauf und über die Kuhweide wieder herunter fühlte sich forderend, aber gut und schnell an. Also: Jetzt geht´s los!

Die erste Runde um den Thiersee lief ich für meine Verhältnisse stark. Ich kannte auch hier die Laufstrecke nicht, doch gab es nicht viel zu beachten. Lediglich zwei Schikanen in Form von Vierecken raubten Körner. Diese gingen jeweils über ca. hundert Meter vom See weg und verliegen ansteigend hoch, queren und dann wiederrunter zum See zurück. Ansonsten führte der Schotterweg direkt am Seeufer entlang. Herrlich! 25 Grad. Sonne. Glitzerndes türkises Seewasser. Mein Tempo betrug zwischen 4:00 und 4:10 pro Kilometer und so kam ich nach gut 10 Minuten erneut an der Wechselzone vorbei.

Die zweite Runde um den Thiersee war auch super. Ich überholte einige Athleten, wurde von den „Großen“ Profi-Jungs überrundet (die ja alle gut 10-20 Jahre jünger sind als ich 🙂 ) und konnte meine Pace zwischen 4:00 – 4:10 aufrecht halten. Hahh, ich sah schon vor meinem inneren Auge eine Laufzeit auf die 10k von Sub40… Es lief gut! Ein Schauer platze herab, ich lief und liebte den Augenblick!

Doch die dritte Runde tat weh. Es wurde schwüler, der Regen ließ nach und die Sonne stach stärker herunter. Die Luft wurde heiß und  … bei mir war die Luft raus! Seitenstechen kündigte sich an und meine Beine wurden müde. Die erste Schikane kam ich noch ganz gut hoch, aber zurück am See musste ich mein Tempo reduzieren. Tja, Wettkampfhärte kriegt man halt nur durch Wettkämpfe und da das der erste im Corona-Jahr 2020 war, musste ich nun gucken, wie ich die letzten 4k organisierte. Erste Maßnahme Ultrasports Gelchip in die Backentasche legen. Tief ausatmen, Zwerchfell lockern und hoffen, daß irgendwoher neue Energie kam. Für diese Runde brauchte ich nun gut zwei Minuten länger und passierte die Wechselzone nach ca. 12 Minuten.

Und tatsächlich, in der vierten Runde kam ein Aufschwung. Zwischen Laufkilometer 8 und 9 fühlte ich mich wieder besser. Wobei meine Beine immer noch recht müde waren. Ich glaube eher, daß das Ziel lockte, mein Wettkampfgeist aufflammte und mein Wille mich voran trieb. Die Versuchung einfach nur stehen zu bleiben war groß und ich gab umso mehr Gas! Ich wollte nur noch finishen und zog den letzten Kilomter an!

Thiersee Triathlon - Zieleinlauf.
Thiersee Triathlon – Zieleinlauf.

Ziel.

Erst im Zielkanal nahm ich Tempo raus und freute mich unbändig dieses „Finishline-Gefühl“ wieder zu haben! Glücklich, platt und voller Freude und Genugtuung blieb ich stehen! Und ganz ehrlich, ich hatte vergessen, wie anstrengend so ein olympischer Triathlon ist. 44 Minuten und 28 Sekunden waren es letztendlich für 10,2 Kilometer. Tja, da war ich schon mal schneller, keine Frage, aber die Begeisterung darüber endlich wieder fix und alle im Zielbereich zu stehen ließ alle Zeiten und Platzierungen nebensächlich werden. Endlich mal wieder ein Triathlon-Wettkampf mit Gleichgesinnten und Renndynamik! Zwar nur sehr wenige Zuschauer, aber Zuschauer! Zuschauer, die einen anfeuerten! Yeaahhh!

In der Ergebnisliste belegte ich den 73. Gesamtrang und 17. in der Altersklasse „extended“ 40-49. Meine Zeilzeit beim Thiersee Triathlon 2020 im schönen Tirol, Bezirk Kufstein, Österreich betrug 2:28:50h.

Thiersee Triathlon (AT)

Typ: Triathlon

Distanz: 1,5 – 40 – 10k

Datum: 15. August 2020

Nenngeld: 60 €

Schwimmstrecke:

Sprung vom Steg in den Thiersee. Dreieckskurs mit Längen von ca. 500m – 300m – 700m; die Wassertemperatur lag am Wettkampftag bei ca. 24 Grad; der Weg zur Wechselzone war mit ca. 200 Meter adequat; Bojen und Schwimmausstieg sehr gut zu erkennen;

Radstrecke:

Vom See aus verläuft die Wendepunktstrecke zuerst östlich in Richtung Hippbichl den Thierberg hinauf, um dann kurz vor dem Inn mit einer 180 Grad Wende die Athleten die Sperentinen, die sie herunter gefahren sind, wieder zurück und hoch zum Thiersee kurbeln zu lassen; Am Thiersee geht es direkt vorbei weiter bis Schmidetal und auch hier endet die Radstrecke mit einer 180 Grad Kehre, um zurück zum Thiersee zu führen. Und diese Wendepunktstrecke ist bei der Olympischen Distanz zweimal zu fahren; die Höhenmeter werden vom Veranstalter insgesamt mit ca. 600 angegeben; der Strassenbelag war durchschnittlich geteert, keine nennenswerte Schlaglöcher;

Laufstrecke:

Bei der OD sind vier Runden a 2,5k um den Thiersee zu laufen; zwei Schikanen mit Anstiegen bringen in Summe ca. 50 Höhenmeter auf die 10k; 80% Schotterwege, 10% Wiese, 10% Teer;

Organisation
85%
Strecke
75%
Publikum
60%
Erlebnis
90%
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2 Kommentare on “Thiersee – endlich wieder Triathlon!”

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