Red Bull Tri Islands Triathlon 2016

Red Bull Tri Islands Triathlon 2016 - Beitragsbild

Strömungen beim Schwimmen, Wind beim Radfahren und Sand beim Laufen.

Das waren die Bedingungen beim 2. Red Bull Tri Islands Triathlon 2016. Dazu gab es fast tropische 30 Grad und Sonne pur! Doch eigentlich muss man von einem Quadrathlon sprechen, denn die Wattwanderung vorweg hat definitiv Körner gekostet!

Um 08:45 Uhr ging es zu Fuß an der Wechselzone in Utersum auf Föhr los, rund drei Kilometer den Deich entlang zum Einstieg in´s Watt. Von den gemeldeten 600 Teilnehmer des ausgebuchten Event begaben sich am 23. Juli 2016 laut Veranstalter genau 506 Athleten in das Abenteuer Red Bull Tri Island. Mit dabei Top-Athleten wie Sebastian Kienle, der Vorjahressieger Jonas Schomburg aber auch prominente Starter wie Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder, Tri-Mag-Redakteur Frank Wechsel oder Vegan-Koch Attila Hildmann und natürlich viele viele andere inklusive meiner einer 🙂

Für die rund elf Kilometer lange Wattwanderung durch das nordfriesische Wattenmehr wurde das Starterfeld in ca. fünf gleichgroße Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekam Ihren eigenen Wattführer für den Weg zum Schwimmstart nach Amrum. In den kommenden drei Stunden lernte ich sehr viel über das Paarungsverhalten der Strandkrabben, die Austernverbreitung in der Nordsee, der Wohntiefe der Wattwürmer und daß die Amrumer und Sylter früher Strandpiraten waren sowie die Föhrer aufgrund des möglichen Ackerbau eher zu den gesitteteren Insulanern gehörten. Einige Athleten erfuhren leider auch wie schmerzhaft Muschel-Schnittwunden an den Füßen sein können. Glücklicherweise hatte der Veranstalter auch dies bedacht und einen Sanitäter auf Amrum für die Behandlung bereit gestellt.
Das schöne an dieser ungewohnt langen „Vorwettkampfphase“ war, daß ich einige sehr nette und aufgeschlossene Sportsfreunde kennenlernen durfte – insbesondere mit Christoph vom TSR Olympia Wilhelmshaven war die Wartezeit bis zum Schwimmstart um 14:30 Uhr sehr kurzweilig 😉
Ach ja, mein vornächtlich eingenisteter Magen-Darm-Virus sollte sich auch erst am nächsten Tag wieder melden… etwas flau im Magen war mir aber leider immer noch!

Schwimmstart.

Red Bull Tri Islands Triathlon 2016 - Transfer zum ersten Wechsel
Red Bull Tri Islands Triathlon 2016 – Transfer zum ersten Wechsel

Pünktlich nach dem Gezeitenkalender wurde der Startschuss an der Nordspitze Amrums durch Renndirektor Daniel Unger abgegeben. Nach einem kurzen Sprint durch Sand und seichtes Gewässer ging es in die nahenden Fluten Richtung Föhr. Die Nordsee war verhältnismäßig ruhig und so hoffte ich auf eine möglichst direkte Schwimmstrecke mit einer Länge von den planmäßigen 3k. Für eine gute Orientierung über See sorgten vier fest verankerte Katamarane. Die Kunst lag also darin die anhaltenden Strömungen ideal einzukalkulieren. Auf den ersten fünfhundert Metern überquerten wir einen Pril mit einer leichten Strömung von links nach rechts, danach kam die große Sandbank zwischen den Inseln, auf der sogar kurzes Aufstehen und diverse Delphinsprünge möglich waren. Irres Panoramo – vor mir – hinter mir!!!
Die darauffolgenden Schwimmkilometer spürte ich keine nennenswerten Strömungen – lediglich leichten Seegang und Wassertemperaturwechsel von gefühlten 14 zu 24 Grad. Das fühlte sich seltsam an. Auf den letzten sechs – bis siebenhundert Metern jedoch wechselte die Strömung von rechts nach links und machte allen Athleten noch mal ordentlich zu schaffen. Glücklicherweise hielt ich mich an die Ratschläge des Organisator Jan Regenfuß und umschwamm das letzten Katamaran rechts. Weshalb ich wohl nicht abgetrieben wurde, sondern den Red-Bull-Zielbogen planmäßig nach 51:23 Minuten durchlaufen konnte.

Wechsel 1.

Der Empfang der Schwimmer auf Föhr war grandios! Hunderte von Zuschauern begrüßten die Athleten und pushten diese in die Wechselzone – und auch meine Familie stand direkt am Transferweg und beflügelte mich noch mit einer extra Portion Euphorie. Der Wechsel auf´s Rad verlief mit ca. zweieinhalb Minuten recht flott und mir viel auf, daß noch recht viel Bikes in der Wechselzone standen, was ich als gutes Zeichen wertete.

Radfahren.

Ein weiteres gutes Zeichen war, daß ich direkt auf das Radfahren umstellen und sofort Druck machen konnte. Auf den ersten acht, neun Kilometern wusste ich, daß sich der Gegenwind am Deich entlang in Grenzen halten würde, weshalb ich ordentlich drückte.

Das besondere am Red Bull Tri Islands Triathlon ist nicht nur die Wattwanderung zu Beginn, sondern der sogenannte Knock-Out-Modus für das Laufen. Da die Laufstrecke in Hörnum auf Sylt verläuft muss man aufgrund von Ebbe und Flut bis 17 Uhr eines der Shuttle-Boote bestiegen haben. D.h. die Disziplinen Schwimmen und Radfahren inklusive beider Wechsel müssen innerhalb von 2,5h abgeschlossen sein, um nach Sylt gebracht zu werden. Schafft man dieses Zeitfenster nicht, ist man aus dem Rennen!

Da der Boots-Shuttle von Föhr nach Sylt ca. 20 Minuten dauern würde, war meine Rennstrategie klar: Solide Schwimmen, beim Radfahren blaue Beine, im Shuttle schnell erholen und beim Laufen „all out“!

Und genauso praktizierte ich das auch. Die erste der zwei Radrunden legte ich mit über 40 km/h im Durchschnitt zurück. Bei der zweiten Runde tat es dann doch langsam aber sicher weh in den Beinchen. Der Gegenwind nahm auch noch etwas zu, so ich den Schnitt auf den letzten 10k nicht halten konnte. In Summe fuhr ich die 40k der Radstrecke in 1:01:55 h und stieg mit einem 39er Schnitt vom Rad. Für mich, mein Bike und die Strecke eindeutig eine sehr gute Zeit. Hier meine Powermeter-Aufzeichnung.

Wechsel 2.

Die Laufschuhe übergestülpt rannte ich doch etwas lädiert zum Bootsanleger. Dabei fiel mir auf, daß noch kaum Bikes in der Wechselzone standen, was ich als gutes Zeichen wertete 😉
Am Bootsanleger angekommen erhielt ich direkt ein symbolisches Ticket und bestieg das dritte Shuttle-Boot als 10 Athlet. Direkt nach mir kamen auch schon Nummer 11. und 12. so daß, das Boot voll war und ablegte. Pfffff, geschafft!

Der Shuttle mit dem Speedboat war einfach nur genial. Völlig breit gefahren lag ich vorne in der Spitze des Bootes, blickte in den Himmel und auf die See und bretterte mit gefühlt 20 km/h über die Wellen des Hörnum Tiefs hinweg. Wasserflasche in der einen, Energiegel in der anderen Hand. Und für kurze Zeit die Rückenflossen der Schweinswale im Blick – herrlich!

Laufen.

Red Bull Tri Islands Triathlon 2016 - Laufkilometer 3
Red Bull Tri Islands Triathlon 2016 – Laufkilometer 3

Kurz vor der Ankunft im Hafen von Hörnum war ich halbwegs wieder hergestellt und stieg eilig aus dem wackeligen Speedboat, um die letzten 10,5k zu Fuß schnellstmöglich zurück zu legen. Mit zwei weiteren Athleten setzte ich mich schnell vom restlichen Shuttle-Grüppchen ab und raste die Hörnumer Düne so schnell ich konnte hinauf, da dort die „Jeep-Bergwertung“ ausgetragen wurde. Der Gewinner sollte einen Monat kostenfrei einen Jeep fahren können… als 22. dieser Wertung bleibt einem das dann erspart 😉
Die folgenden Laufkilometer konnte ich den Umständen entsprechen ganz gut Tempo halten und Plätze machen und pendelte mich bei einer 4er Pace ein. Ich fing dabei auch an zu rechnen – was mit zunehmenden Puls schwerer wurde… pro Speedboat 12 Athleten, zwei aus meinem Boot vor mir …mmhh, ich müsste also so an 27. Position gelegen haben. Der Gedanke an die Top 30 beflügelte mich nochmals und so lief das Rennen bis Laufkilometer 6 recht gut.

Und dann kam der Strandabschnitt. Dann kam der Sand. Und damit das Blei in die Beine! Uuuiiiiuuuiiiuuuiii und aua … meine Pace sackte auf knappe 6 Minuten pro Kilometer ab und gefühlt steckte ich am Strand von Hörnum fest. Ich hatte die Wochen vorher das „Strandjoggen“ zwar ofter mal praktiziert, doch am Ende eines Triathlon fühlt sich dies definitv um Ecken brutaler an! Gute zweieinhalb Kilometer quälte ich mich so an der Hörnumer Odde entlang und wundere mich jetzt immer noch, daß mich da keiner überholt hat …

Ziel.

Der letzte Kilometer führte durch die Dünen am Hörnumer Leuchturm entlang direkt zur Strandpromenade und nochmals über den Strand zum heiß ersehnten Red-Bull-Zielbogen! Die Uhr blieb für mich nach 3:06:57 h stehen und ich sank erstmal in den Sand. Aufstehen konnte ich erst nachdem acht Gerolsteiner über mich, drei in mich sowie vier Red Bull geschüttet habe! Da es keine Altersklassenwertung gab, ging kurz nach meiner Ankunft zuerst die Siegerehrung der männlichen Gesamtsieger Jonas Schomburg (02:46:20h), Sebastian Kienle (02:47:09) und Robert Skazidroga (02:49:03), danach die der weiblichen Gesamtsieger Hanna Kristina Winckler (03:02:51), Isabell Donath (03:08:48), Bettina Lange (03:09:19) kurz und knackig von statten.
Ich erfuhr erst am nächsten Tag, daß es für mich für einen unglaublichen 17. Platz gereicht hatte!

Hier die Gesamtergebnisliste: http://bit.ly/2a8z1z8

Der Red Bull Tri Islands war einer meiner abwechslungsreichsten, abenteuerlichsten und natürlich abgefahrensten Triathlonerlebnisse von denen ich wohl mein Leben lang zehren werde!
Ein absolutes einzigartiger Tag im Einklang der Elemente!
Auch wenn ich Red Bull an sich gar nicht so gerne mag: Chapeu und dickes Lob für ein einzigartig geiles Event 🙂

 

Update 1: Red Bull Bericht unter http://www.redbull.com/de/de/adventure/stories/1331807898350/red-bull-tri-islands-2016-report

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