KraichgauMAN 2016 – Post-Race Post

Beitragsbild Kraichgauman 2016

Ein erdiger Abschluss der Multisport-Saison 2016 beim KraichgauMAN!

Was für ein Rennen! Was für ein Erlebnis!!
Was für eine Kombination aus Erde und Wasser …
Die Deutschen Meisterschaften im Cross-Duathlon waren – wie mein Glückskeks bereits vorher gesagt hatte – eine ganz besondere Erfahrung! Obwohl ich die Stunden vor dem Start doch sehr unsicher war, was mein Equipment anging, sollte ich im Nachhinein gesehen alles richtig gemacht haben. Sogar der niedrige Reifendruck bewährte sich.
Die Außentemperatur lag an diesem Mittag bei ca. 10 Grad und der bewölkte aber trockene Himmel deutete auf ideale Wettkampfbedingungen hin. Der trockene Untergrund versprach also ein schnelles Rennen und die vorhergesagte Regenwahrscheinlichkeit von 10% bestätigte dies.

Laufstart.

Pünktlich um 14 Uhr fiel der Startschuss auf dem Hartplatz im badischen Östringen. 112 Athleten stürmten über die Startlinie und legten ein brutales Tempo vor. Angeblich wurde unter den führenden Athleten eine Pace von bis zu 3 Minuten pro Kilometer angeschlagen! Ich hatte mich in der dritten Reihe links außen positioniert und wurde innerhalb der ersten paar Kilometer durchgereicht.

KraichgauMan 2016 - Start - copyright by Jörg Schüler
KraichgauMan 2016 – Start – Quelle DTU, copyright by Jörg Schüler

Die 3,5 Kilometer lange Laufstrecke, welche zweimal zu absolvieren war, bot einige Besonderheiten. Anfänglich ging es zwar etwas bergab, doch wartete schon auf dem ersten Kilometer ein anspruchsvoller Singletrail-Abschnitt. Dieser wurde gefolgt von einem zu durchquerenden Flussbett sowie einer langgezogenen geschotterten steilen Böschung. Der mittlere Teil war immer wieder von Steigungen geprägt. Zum Abschluss galt es nach einem sehr unwegsamen Waldstück noch die Treppe zum Hartplatz hinauf zu erklimmen. In Summe kamen so fast 80 Höhenmeter auf diesen 7k zu Stande.

Nach der ersten Runde sah ich auf meiner Suunto Ambit, daß ich mit einer Pace von 4:12/k unterwegs war, was mich bei dieser Streckenführung positiv überraschte. Dementsprechend motiviert ging ich in die zweite Runde und konnte die technischen Schikanen nun besser einschätzen und damit meine Kräfte idealer einsetzen. Nach knapp 29 Minuten lief ich in die Wechselzone ein und hatte meine Pace somit auf eine 4:08/k gesteigert.

Wechsel 1.

KraichgauMAN 2016 Wechselzone
KraichgauMAN 2016 Wechselzone

Mit hämmernden Puls zog ich meinen Helm auf und das Moutainbike vom Ständer. Auf einen Schuhwechsel verzichtete ich bewußt, da ich mich im Vorfeld ganz konkret gegen Radschuhe entschieden hatte. Meines Erachtens ist die Zeitersparnis durch einen schnellen Wechsel deutlich höher, als das Radschuhe auf diesem Parcour Sekunden sparen würden.
Ich spurtete gerade durch die Wechselzone hindurch, kurz das MTB geschultet die Treppe hinauf und ab auf den ersten Singetrail-Abschnitt der Mountainbike-Strecke.

Moutainbiking.

Wie schon vermutet war der Untergrund trocken und damit sehr schnell. Da ich die Radstrecke tags zuvor abgefahren bin, wusste ich ungefähr, was auf mich zukommen würde und konnte ordentlich Tempo machen. Mein Tacho zeigte mir für die ersten zwei Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 33,1 km/h an! Was in angebracht des Singletrail-Abschnitts gefolgt von dem ca. 1k langen Schotterweg durchaus beachtlich ist. Allerdings fuhr ich dadurch auch sehr schnell auf die schnelleren Läufer vor mir auf und merkte nun auch, daß es durchaus schwierig ist auf Singletrails zu überholen. Dies sollte die gesamte Rad-Disziplin beeinflussen. Jetzt wurde mir auch das brutal hohe Anfangstempo der ersten Disziplin klar: Das waren bereits erste Positionskämpfe! Der erste Crosslauf ist also in einem derartigen Format renn-taktisch sehr wichtig, um eine gute Ausgangsposition auf dem Mountainbike zu erreichen. Wieder etwas gelernt 😉

Nach ca. 5k wartete der Höhepunkt der Radstrecke auf die Athleten – die Tongrube. Als gut gehütetes Geheimnis war dieser Bereich der Mountainbike-Strecke im Vorfeld nicht bekannt gegeben worden, sondern durfte von den Teilnehmern das erste Mal im Wettkampf live erlebt werden!
Hier trennte sich die technisch ungeübte Spreu vom Weizen!
Es galt anspruchsvolle Kehren auf zerschlagenem Tonscherben zu durchfahren, extreme Hügelanstiege auf lehmartigen Untergrund als auch aufgeschüttete Singletrails mit Buckel-Passagen zu überwinden. Das abschließende Schlammloch war – in der ersten Runde – hingegen adäquat.

Das änderte sich gegen Anfang der zweiten Radrunde. Es begann erst leicht zu tröpfeln, um dann Minuten später wie aus Kübeln die Athleten zu übergießen. Mit dem Starkregen kam auch die Kälte und der Matsch. Will heißen der Untergrund wurde sehr unkalkulierbar und forderte allen Athleten noch mehr fahrerisches Können ab. Vor allem die Tongrube wurde zum Schlammloch und übersäte alle Teilnehmer neben den braunen Erdspritzern noch mit roten und grauen! Der Geschmack von Erde war nun dauerhaft vorhanden und sollte bis weit nach dem Finish anhalten.

KraichgauMan 2016 - Tongrube - Quelle: DTU, copyright by Jörg Schüler
KraichgauMan 2016 – Tongrube – Quelle: DTU, copyright by Jörg Schüler

Die zweite Runde wurde nicht nur wegen des Regens meine langsamste. Meine Waden zeigten vereinzelt leichte Krampfansätze und ich war mit meinem Kopf eine zeitlang gar nicht mehr bei der Sache. Die Ursache lag reglos am Boden und bekam von einem anderen Athleten bei Rennkilometer 11 eine Herzdruck-Massage. Ich war nicht der einzige Teilnehmer, der stehen geblieben war. So um die acht bis neun Athleten hatten Ihr Rennen unterbrochen und kümmerten sich um den verunglückten Sportler. Da die Ersthelfer scheinbar wussten, was Sie zu tun hatten und die Erste-Hilfe-Maßnahmen in vollem Gange waren, beschloss ich weiter zu fahren. Wie der Veranstalter später mitteilte, sollte der Sportler überleben und den Umständen entsprechend gut im nächsten Krankenhaus versorgt werden.

Erst auf der letzten der drei Radrunden erholte ich mich mental von meinem Schock und konnte nun wieder Druck auf die Pedale bringen. Der Starkregen hatte inzwischen etwas nachgelassen, doch war der Boden und die Athleten inzwischen so aufgeweicht, daß jeden Fahrer dauerhaft eine Dreckfontäne umgab. Dies machte es auch für die Zuschauer schwer die Athleten wieder zu erkennen.

Wechsel 2.

Meine Rundenzeiten beliefen sich auf 20:03, 23:12 und 21:45 Minuten – d.h. ich erreichte die Wechselzone mit steif gefrorenen Fingern und Schlamm-Maske nach etwas mehr als 1 Stunde und 5 Minuten. Nach meiner GPS-Aufzeichnung betrug die gesamte Strecke übrigens 26,6k statt der ausgeschriebenen 24k und hatte satte 309 Höhenmeter Anstieg.
Der zweite Wechsel verlief in sekundenschnelle. Mountainbike eingehängt, Helm runter und wieder raus aus der Wechselzone. Meine Beine fühlten sich zwar etwas klamm aber gut an.

Cross-Lauf 2.

KraichgauMAN 2016 - abschließender Crosslauf
KraichgauMAN 2016 – abschließender Crosslauf

Dieselbe Laufrunde mit 3,5k musste nun ein letztes Mal absolviert werden. Ich ging mit einem anderen Athleten auf die Strecke und heftete mich an seine Fersen. Das Tempo war mit ca. 4 min./k ordentlich, doch ich konnte sofort in den Laufmodus wechseln und dran bleiben. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Der Boden hatte sich aber richtig vollgesaugt und neben Pfützen stellenweise zur reinsten Schlitterbahn verwandelt. Ich freute mich deshalb mehrfach, daß ich mit meinen grobstolligen Cross-Laufschuhen Mizuno Harrier gestartet war und letztenendes doch die richtige Wahl getroffen hatte.

Mit der Überquerung des Bachlaufs konnte ich meinen Mitläufer hinter mir lassen und vor ihm auf die geschotterte steile Böschung gehen. Weitere Konkurrenten kamen in Sicht und ich versuchte weiter Boden gut zu machen. Langsam aber sicher kam ich immer näher, wobei die Vorbelastung und Kälte nun meine Kräfte schwinden ließen. Ungefähr ein Kilometer vor dem Ziel überholte mich der anfängliche Mitläufer erneut und ich konnte definitiv nicht mehr dran bleiben. 500m vor dem Ziel schloß ich zu zwei weiteren Athleten auf und lief direkt an ihnen vorbei auf die letzte Böschung zu. Leider war der Untergrund derartig matschig, daß ich ausrutschte und mich überschlug. Etwas verdattert brauchte ich einige Sekunden um auf die Beine zu kommen. Die beiden Mitstreiter hatten mich überholt und mit letzter Kraftanstrengung konnte ich den einen der beiden erneut überholen, zum anderen konnte ich jedoch nicht mehr wieder aufschließen. Wie sehr ich auch meine letzten Körner mobilisierte, die Stufen der letzten Treppe dreifach nach oben sprang, der Abstand blieb wie fixiert fünf Meter.

Ziel.

Auf den letzten Metern zum Ziel ließ ich dann abreißen, blickte hinter mich und sah, daß der Abstand zu meinem Nachfolger gute dreißig Meter betrug. Ich genoß die letzten Meter, leckte mir über die Lippen, schmeckte Erde und musste lächeln. Was für ein Rennen! Was für ein Erlebnis!! Was für eine Kombination aus Erde und Wasser …

Die Uhr blieb für mich bei 1:49:46 h stehen, was einen 29. Gesamtrang und einen 5. Platz in meiner Altersklasse bei den Deutschen Meisterschaften im Cross-Duathlon bedeutete.

Den Gesamtsieg sicherte sich Maximilian Sasserath bei den Männern und Katharina Wolff bei den Frauen. Einen ausführlichen News-Artikel dazu sowie eine Bildergalerie gibt es auf der Website der Deutschen Triathlon Union.

Im Verlaufe der Siegerehrung klickte ich mich durch die Aufzeichnungen meiner Suunto Ambit und stellte erschrocken fest, daß die empfohlene Regenerationsdauer 116h (LOL) betrug – soviel zum Thema Anstrengung! Ich glaube, ich habe konditionell alles gegeben 🙂

 

Update: Der Veranstalter meldete zwei Tage nach dem Wettkampf, daß der verunglückte Sportler einen Herzinfakrt erlitt und dank der hervorragenden Ersten Hilfe wieder bei Bewusstsein ist.

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