Premiere des Triathlon Mühlacker

Beitragsbild Triathlon Mühlacker 2017

Die Enz, der Pinacher Berg, Sebastian Kienle und ich!

Bereits im Jahre 2016 war die Premiere des Mühlacker Triathlon geplant, konnte aber aufgrund fehlender Genehmigungen nicht stattfinden. Dieses Jahr durfte die triathlon-verrückte Kreisstadt an der Enz endlich Ihr Triathlonfest feiern. Nicht zuletzt Dank Ihres wohl prominentesten Bürger Sebastian Kienle. Seit einigen Jahren lebt der gebürtige Knittlinger und mehrfache Deutsche, Europa- und Weltmeister in Mühlacker und hat wahrlich eine Triathlon-Euphorie im Enzkreis entfacht!

Da ein Teil meiner Familie an der Enz zu Hause ist, wurde ein Start beim Mühlacker Triathlon schon fast erwartet. Neben einem Jedermann Triathlon, einer Sprint-Distanz boten die Veranstalter auch eine Olympische Distanz an, bei der ich mich meldete. Es galt also wieder einmal nonstop 1,5k zu schwimmen, 40k Rad zu fahren und 10k zu laufen.

Schwimmstart.

Die Auftaktdisziplin wurde in der Enz ausgetragen. Der Verlauf der Schwimmstrecke als auch die Farbe des Wassers erinnerte an den Rhein-Main-Donau-Kanal in Roth: Zum Wendepunkt durch braunes Wasser! Die Sichtweite betrug ca. 30 cm und durch die starken Regenfälle der vorigen Tage befand sich allerlei Geäst und Blattwerk im Wasser. Die Wassertemperatur wurde mit 20,5 Grad angeben, was das Tragen von Neopren-Anzügen erlaubte. Wie sich beim Einschwimmen heraus stellte, war das Flußwasser der Enz aber weitaus weicher und wohlschmeckender als das des Rhein-Main-Donau-Kanals. Jeder, der schon einmal in Roth gestartet ist, kann sich bestimmt an den Geschmack von Schiffsdiesel erinnern ;-).

Triathlon Mühlacker 2017 - Schwimmstart
Triathlon Mühlacker 2017 – Schwimmen in der Enz.

Nachdem alle Athleten in der Flußmitte zwischen den Bojen in Position waren, begann der Countdown und dem Bürgermeister von Mühlacker wurde die Ehre zu teil den Startschuß abzufeuern!

Triathlon Mühlacker 2017 - Schwimmausstieg
Triathlon Mühlacker 2017 – Schwimmausstieg

Das Wasser der Enz begann zu schäumen und die Positionskämpfe begannen. Nach anfänglichem Geknüppel zog sich das Feld auseinander und ich befand mich nach den ersten 200 Metern irgendwo alleine zwischen Spitzengruppe(n) und Hauptfeld. Somit war für mich ein ruhiges und kontrolliertes Schwimmen möglich. Da zu Beginn flußaufwärts – also gegen die Strömung – geschwommen wurde, nahm ich an der Wendeboje eine Zwischenzeit. Für die ersten 750 Meter brauchte ich 13 Minuten und 48 Sekunden. Für den Rückweg inkl. Ausstieg hingegen waren es nur 11 Minuten und 53 Sekunden. Zudem werde ich erfahrungsgemäß in der zweiten Schwimmhälfe etwas langsamer. Was heißen soll, daß die Strömung während des Schwimmens nicht direkt spürbar war, diese aber eindeutig vorhanden!!

Der Schwimmausstieg wurde durch eine gelbe Boje markiert. Aus Perspektive der Schwimmer war diese jedoch aufgrund eines herunterhängenden Busches eher schlecht erkennbar. Ich beschloß mich glücklicherweise frühzeitig Richtung Ufer zu orientieren und schwamm meines Erachtens die Ideallinie zum Ausstieg. Die rotgekleideten Helfer der Wasserwacht waren sehr gut erkennbar und ich wurde von Ihnen mit einem kräftigen Ruck aus dem Wasser der Enz Richtung Wechselzone katalpultiert.

Wechsel 1.

Der Laufweg zur Wechselzone verlief fußschonend über Teppich und Wiese und bot aufgrund der Länge genügend Zeit den Neopren zu öffnen und bis zur Hüfte bereits auszuziehen. An meinem Wechselplatz angekommen gingen die Handgriffe wie automatisch von Statten, so daß ich nach nur wenigen Sekunden mit meinem Rad bereits wieder auf den Wechselzonen-Ausgang zusteuerte. Der Laufweg war auch hier sehr lange, so daß ich den Spalier an Zuschauern und deren Jubelrufe genießen konnte.

Radfahren.

Direkt nach der Zeitnahme-Matte stieg ich auf die bereits in den Pedalen eingeklickten Radschuhe und nahm Geschwindigkeit auf. Der Einstieg in die Radschuhe während der Fahrt klappte sofort und ich versuchte meinen Puls zu beruhigen und auf die zweite Disziplin umzuschalten.

Triathlon Mühlacker 2017 - Wendepunkt bei Radkilometer 21
Triathlon Mühlacker 2017 – Wendepunkt bei Radkilometer 21

Der Himmel sah dunkel aus und ich hoffte inständig, daß Regenfälle während des Radfahrens ausbleiben würden. Als ich am Vortag die Radstrecke bei strömenden Regen erkundete, war die Abfahrt nur mit gezogener Bremse möglich. Die Radstrecke war als 10 Kilometer lange Wendepunktstrecke angelegt und führte über den Pinacher Berg mit einem Anstieg von ca. 180 Höhenmetern nach Pinache und wieder zurück nach Mühlacker. Der Rückweg war bis auf einige flache Passagen eine 3 Kilometer lange Abfahrt, die bei Näße aufgrund diverser Serpentinen zu einer großen Zitterpartie werden könnte. Glücklicherweise blieb es die gesamte Veranstaltung trocken!

Ein derartiges Höhenprofil liegt mir aufgrund meines hohen Systemgewichts nicht wirklich, weshalb ich meine Ambitionen etwas reduzierte. Ich hielt mich auf der ersten Runde etwas zurück, um die Topographie unter Rennbedingungen kennen zu lernen.

Auf der zweiten Runde gab ich bereits mehr Druck und war auf dem erneuten Rückweg nach Mühlacker doch sehr überrascht, daß mein Powermeter eine durchschnittliche Leistung von 332 Watt anzeigte! Oh oh, das war eindeutig zu viel! Ich versuchte mich während der Abfahrt zu erholen und beim dritten Befahren des Pinacher Bergs den Druck auf die Pedale zu reduzieren. Aber irgendwie gelang es mir nicht so richtig! Die Steigung war mit ca. 7-8% flüssig zu fahren. so daß ich auf auf der Abfahrt beschloss mein Powermeter für die vierte Runde zu ignorieren. Daran sollte ich während des Laufens noch sehnsüchtig zurück denken …

Wechsel 2.

Der letzte Radkilometer führte mich erneut zu Wechselzone ins Freibad Mühlacker zurück und ich schüttelte meine Beine auf den letzten Metern nochmals aus. Ich spürte die Höhenmeter des Pinacher Bergs deutlich und war auf die ersten Laufmeter gespannt. Bereits während der Fahrt stieg ich aus den Radschuhen und machte mich bereit zum Absteigen. Mein Blick blieb erneut auf dem Display meines Powermeter hängen: 320 Watt im Durchschnitt über eine Zeit von 1:14:05 bei 40,4 Kilometern! Eindeutig neuer FTP Rekord … Oh oh oho!

Über weiche grüne Wiese ging es nun erneut zu meinen Wechselplatz zurück und auch jetzt verliefen alle Handgriffe reibungslos. Knapp zwei Minuten später befand ich mich auf der Laufstrecke! Meine Beine fühlten sich OK an!

Laufen.

Ich konnte sofort in den Laufmodus wechseln und konzentrierte mich auf die Markierung der Strecke. Wie bei den meisten Stadt-Triathlon-Veranstaltungen führte die Laufstrecke zuschauerfreundlich durch die Innenstadt. Für die Athleten einerseits motivierend durch die zahlreichen Anfeuerungsrufe der Zuschauer, andererseits verlangte der verwinkelte Kurs den Athleten einiges an Konzentration und Kraft ab.

Triathlon Mühlacker 2017 - Laufkilometer 5
Triathlon Mühlacker 2017 – Laufkilometer 5

Es galt auch hier – wie auf der Radstrecke – vier Runden zu absolvieren. Erst nach der vierten Runde durfte man in den Zielkanal abbiegen und sich auf dem blauen Volksbank-Teppich feiern lassen! Bevor es dazu kam, konnte mich meine Familie vier mal durch das Landesgartenschau-Gelände von Mühlacker rennen sehen! Ich schöpfte bei der ersten und zweiten Runde zunehmend Kraft aus den motivierenden Zurufen. Als ich allerdings zum dritten Mal vorbei kam und „Du schaust guuuut aus!!“ vernahm, wusste ich, daß es also auch äußerlich nicht mehr ganz so gut um mich bestellt war 😉

Inzwischen war die Sonne zwischen den Wolken hervor gekommen und die Luft wurde heiß. Nun doch dankbar für die Verpflegungsstelle, goß ich mir jedes Mal Wasser über den Kopf. Dies lies mich etwas frischer fühlen, doch spürte ich seit Laufkilometer 4 erste Krampfansätze im rechten hinteren Oberschenkel! Ich verringerte mein Tempo, nahm ein Gel zu mir und hoffte, daß meine Kalium- und Natrium-Versorgung für die letzten sechs Kilometer ausreichen würden. So daß ich krampffrei weiterlaufen konnte. Und von da an, dachte ich mir bei jedem Zucken im Oberschenkel: Es grüßt der Penacher Berg und die 320 Watt! Vollidiot!!!

Mit zusammen gebissenen Zähnen und Stoßgebeten an meinen Elektroyte-Haushalt lief ich die letzten Kilometer und hatte nur noch ein Credo: „Position halten!“ Lediglich ein Athlet überholte mich auf den letzten zwei Kilometer. Und an ein „dran bleiben“ war nicht zu denken! Natürlich wusste ich nicht genau welche Platzierung ich inne hatte! Vermutete allerdings unter den Top20 und ggf. in Reichweite des Alterklassen-Podests zu sein.

Ziel.

Triathlon Mühlacker 2017 - Mein Zieleinlauf
Triathlon Mühlacker 2017 – Mein Zieleinlauf

Ich war heilfroh am Kelterplatz bei der Gabelung links in den Zielkanal abiegen zu können und meiner Familie zu signalisieren, daß es nun durch den Zielbogen geht!

Als ich den blauen Teppich betrat, hörte ich meinen Namen, bickte mich um und sah keinen Athlet hinter mir! Ich verringerte das Tempo, juchzte und genoß den Einlauf in Richtung Ziel! Photo-Auslöser klickten, die Zeitnahme-Matte piepste, klatschen der Hostessen und eine Medaille wurde mir umgehängt! Das alles geschah im Laufschritt, denn irgendwie konnte ich nicht anhalten und joggte einfach durch den Zielbereich durch. Erst als ich meinen Kopf in den kleinen Wasserkanal eines Brunnens steckte  blieb ich stehen.

2:24:36 lautete meine Bewegungszeit für den Triathlon Mühlacker 2017. Mit einer Schwimmzeit von 25:41, einer Radzeit von 1:14:05 und einer Laufzeit von 40:31! Mit diesen Zeiten ging ich als 12. männlicher Teilnehmer über den Zielstrich und gewann meine Altersklasse! Yessss! Nach Deggendorf, der zweite Sieg in dieser Saison!

Alle Ergebnisse des Triathlon Mühlacker gibt es direkt bei Racepedia.

Nach ausreichendem Ausgleich meines Flüssigkeitshaushalt ging ich zum Duschen und kam im Anschluß frisch und wohlriechend zurück auf den Kelterplatz, der Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung war! Bis zur Siegerehrung war noch etwas Zeit. Passend, um ganz besondere Glückwünsche entgegen zu nehmen 😉
Danke nochmals, Sebastian Kienle!

Triathlon Mühlacker 2017 - Zwischen Zieleinlauf und Siegerehrung traf ich Sebastian Kienle
Triathlon Mühlacker 2017 – Zwischen Zieleinlauf und Siegerehrung traf ich Sebastian Kienle

Update: Bericht des Mühlacker Tagblatt – https://muehlacker-tagblatt.de/sport/triathlon/video-und-bildergalerie-zum-muehlacker-triathlon/

Triathlon Mühlacker

Typ: Triathlon

Distanz: 1,5 – 40 – 10 k

Datum: 23. Juli 2017

Nenngeld: 69 €

Schwimmstrecke:

trüb-braunes, weiches Enzwasser, Wendepunktstrecke, ca. 20,5 Grad, Neopren

Radstrecke:

4 x Wendepunktstrecke mit je einem „Berg“, gute geteerte Strasse, leichte Serpentinen, ca. 720 hm

Laufstrecke:

4 Runden mit teilsweise verwinkelter Streckenführung, Untergrund wechselt zwischen Teer, Steinplatten, Kopfsteinpfaster und Beton.

Organisation
75%
Strecke
65%
Publikum
70%
Erlebnis
85%
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