Xterra Malta 2018

Xterra Malta Beitragsbild

Meine Cross-Triathlon-Premiere in der Traumkulisse Maltas!

Das erste Rennen der Xterra Europe Series findet wie alle Jahre im mild mediterranen Inselstaat Malta statt. Xterra steht für Cross-Triathlon und orientiert sich an den olympischen Triathlon-Distanzen – jedoch in unwegsamen Gelände! Im Vergleich zum Straßen-Triathlon könnte man sagen, daß die Bewältigung jedes Kilometers doppelt so anstrengend ist 😉

Die Schwimmstrecke des Xterra Malta misst ca. 1.500 Meter und wird über einen Landgang am Strand der Golden Bay entlang in zwei Runden geschwommen. Das Mittelmeer ist zum Zeitpunkt des Wettkampf mit ca. 16-17 Grad noch durchaus frisch und kann den Athleten je nach Wetterlage mit Wellengang das Schwimmen erschweren.

Die zweite Disziplin des Xterra Malta bietet den Cross-Triathleten eine extrem anspruchs- aber genauso wundervolle Mountainbike-Strecke im Il Maijjistral Nationalpark. Eine Runde beträgt ca. 15k, welche bei der vollen Distanz zwei mal zu durchfahren ist, so daß ca. 30k und sage und schreibe 720hm vor dem zweiten Wechsel auf dem Tacho stehen.

Der abschließende Lauf führt über Sandstein, Dünen und felsige Trail-Passagen hoch über die Gajjira Bay hinaus und durch das steinige Hinterland zurück zur Golden Bay. Auch hier sind zwei Runden zu absolvieren, so daß man nach 9k und ca. 220hm schließlich auf der Terrasse des Radisson Blu Hotel über die Ziellinie laufen darf.

In meinen letzten 15 Triathlonjahren sind ca. 80 Multisport-Veranstaltungen diverser Formate und Distanzen zusammen gekommen. Doch sollte der Xterra Malta mein erster echter Cross-Triathlon werden. Ich war gespannt! Ich war aufgeregt!

Schwimmstart:

Morgens um 9:30 Uhr sollte der Startschuß für die ca. 250 Teilnehmer des Xterra Malta fallen. Den Gesichtern war beim Blick auf die Golden Bay Erleichterung anzusehen, denn Tags zuvor gab es starken Wind und meterhohe Wellen. Die Bucht lag bei bedeckten 17 Grad und Wolken ruhig vor uns. Die Wassertemperatur betrug laut Veranstalter 16,4 Grad und fühlte sich bei Einschwimmen sehr sehr kalt an. Ich wünschte mir eine zweite Bademütze herbei …

Xterra Malta - Schwimmen: Schwimmstart der Age-Grouper
Xterra Malta – Schwimmen: Schwimmstart der Age-Grouper

Das Starthorn zerriß plötzlich die Stille und die Profi-Athleten machten sich auf die Reise des Xterra Malta 2018. Direkt 30 Sekunden danach erklang das Startsignal erneut für die Agegrouper. Die ersten hundert Meter waren sehr seicht. Ich sprintete durch das knietiefe Wasser, ging in Delphinsprünge über und konnte sehr bald in gemäßtiges Kraulen übergehen. Die türkisblaue Farbe des Wassers begeisterte mich! Ebenso die klare direkte Sicht auf den sandigen Meeresboden! Einfach herrlich!

Die roten Bojen des Schwimmkurs waren durch die Vielzahl an roten Badekappen und kreisenden Arme sehr schwer auszumachen. Weshalb ich mich voll auf den Orientierungsinn meiner Mitschwimmer verließ. Der erste Wendepunkt war schnell erreicht, der zweite ebenso. Glücklicherweise konnte ich mich an diesen Stellen dem gröbsten Geprügel entziehen. Die erste Schwimmrunde verging zügig und der Landgang brachte nochmal deutlich meinen Puls nach oben. Mit weniger eleganten Delphinsprüngen als beim ersten Mal brachte ich mich in tiefere Gewässer der Golden Bay und genoß erneut den Geschmack, die Farben- und Geräuschkulisse  des Mittelmeeres.

Wechsel 1.

Ich war so beschäftigt über den Strand die Treppen zum Radisson Blu und somit zur Wechselzone hoch zu klettern, dabei meinen Neopren vom Oberkörper zu ziehen, so daß ich die Zeitnahme-Matte gar nicht sah. Erst kurz vor der Wechselzone stoppte ich meine Schwimmzeit und stellte fest, daß im Eifer des Schwimmgefechts meine GPS-Uhr pausiert wurde! Ich hatte also weder Anhaltspunkt über meine Schwimmzeit noch die – distanz. Die offizielle Zeitnahme lautete 26 Minuten und 26 Sekunden für eine Streckenlänge von 1,6 Kilometer. Zumindest hatten all die Athleten, die ich später im Ziel befragte deutlich mehr als 1,5k auf der Uhr.

Radfahren.

Die ersten MTB-Kilometer gingen recht flüssig zu fahren. Die Strecke führte über den kargen, rötlichen Boden der Steinwüste des Il Majjistral Nationalpark. Teilweise musst loses grobes Geröll sowie kleine störrische Büschen überwunden und dabei geschickt einige kurze giftige Anstiegen gemeistert werden.

Xterra Malta - MTB-Strecke: Zurück Richtung Radisson Blu über das steilste Stück des Parcours
Xterra Malta – MTB-Strecke: Zurück Richtung Radisson Blu über das steilste Stück des Parcours

Die sehr anspruchsvollen technischen Passagen sollten aber erst nach dem ersten Downhill kommen. Direkt hinter dem Parkplatz des Popeye Village (eine begehbare Filmkulisse des 1979 dort gedrehten Popeye-Films) schlängelte sich ein stetig ansteigender Trail über Fels und Dornengeflecht in die Höhe. Das Vorderrad permanent etwas anzuheben, dabei das Gewicht wohl dosiert auf dem Hinterrad zu halten und die fahrbarste Idealstrecke auf dem Untergrund anzusteuern erforderte höchste Konzentration! Dazu noch idealen Pedaldruck einzubringen, um über die groben Felsen hinweg zu kommen, benötige immens Energie.

Nach einigen hundert Meter fiel der Trail wieder ab, der Untergrund blieb gleich, aber die Geschwindigkeit nahm zu. Mein Streßpegel stieg parallel zum Gefälle an und meine Arme und Hände begannen zu verkrampfen … ich war heilfroh als ich das kurze Stück Teerstrasse bei der Abwasser-Aufbereitungsanlage unter meinen Reifen spürte.

Kurzes Verschnaufen und Hände ausschütteln, bevor ich das MTB schulterte und ca. 100 Meter über einen steinigen Steilhang in die Höhe stieg. Puuh!!! Auf diesem Abschnitt reihten sich die Athleten wie Perlen an einer Kette. Dank meiner Trailschuhe fiel mir das Bergsteigen leicht und ich schnaufte an einigen Athleten vorbei. Ich hatte auch bei diesem Wettkampf aufgrund des Terrains explizit auf Radschuhe verzichtet.

Nach einer scharfen Rechtskurve ging es parallel am Hang entlang unterhalb des Red Tower entlang. Ungefähr die Hälfte der ersten Radrunde war nun geschafft und ich war am nördlichsten Punkt der Strecke angelangt. Von groben Schotterwegen, über gepflasterte Pfade ging es direkt über Stufen in einen Olivenhain hinein! Dieses Stück war extrem steil. Ich stieg ab und polterte den Abhang hinunter. Drei Athleten überholten mich dabei und prügelten diesen Streckenabschnitte blitzschnell herunter, als fuhren Sie auf Schienen. Ich hatte bereits große Probleme beim Schieben! Und ich dachte eigentlich ich könne mountainbiken …

Ich sah übrigens auch auf beiden Runden unzählige Athleten mit platten Reifen. Die Häufigkeit eines Defekets scheint bei derartigen Terrain sehr hoch und nicht ungewöhnlich zu sein. Glücklicherweise blieb ich verschont. Allerdings verlor ich aufgrund des rauhen Untergrunds zwei Mal meine Trinkflasche, zwei mal meine Minipumpe (die am Rahmen befestigt war) und musste einfach diverse Mal Absteigen und mein MTB schieben oder tragen!

Xterra Malta - MTB-Strecke: Kurz vor dem 2. Wechsel
Xterra Malta – MTB-Strecke: Kurz vor dem 2. Wechsel

Ein weiteres Highlight im letzten Drittel der ersten Runde war die Überwindung des höchsten Punktes mit bis zu 21% Steigung! Mein Puls ging hoch, Laktat in die Beine und ein Dutzend Schikanen später war die erste Runde geschafft. Mein Tacho zeigte ziemlich genau 55 Minuten für die ersten 15 Kilometer. Wow, und jetzt das ganze noch einmal 🙂

Wechsel 2.

Für die zweite Runde brauchte ich 56 Minuten. Somit konnte ich unter meiner prognostizierten Zeit von 2h bleiben und schob mein MTB pannenfrei nach 1h und 50 Minuten in die Wechselzone. Es war also durchaus sinnvoll und wichtig die MTB-Strecke vorher diverse Male abgefahren zu haben!

Alles in allem lief der Xterra Malta bis hierher recht gut. Ich fand zwar meinen Wechselplatz erst nach längerem Suchen und verlor dadurch bestimmt eine halbe Minute, doch war ich zuversichtlich und motiviert für die letzte Disziplin.

Ich stolperte über herumliegende Neo´s, Schwimmbrillen, Laufschuhe, Gels und weiteres Equipment. Mit Mühe schob ich zwei Bikes auf Seite und hängte meines auf die Stange an meinem Wechselplatz. Helm ab, Gels gegriffen und hinaus auf die Laufstrecke. Aufgrund des fehlenden Fahrtwindes spürte ich nun die gestiegenen Temperaturen und sah, daß die Wolken sich verzogen und der gleißende Sonne Platz gemacht hatten.

Laufen.

Ich konnte direkt in den Laufmodus wechseln und rannte mit verspannten Armen und Händen los. Die  Rüttelpassagen der MTB-Strecke steckten mir ordentlich in den Muskeln. Will heißen, ich konnte beim Laufen meine Hände nur unter Scherzen zu Fäusten machen! Derartige Verspannungen an Händen und Armen hatte ich noch nie erlebt!

Glücklicherweise ging es meinen Beinen besser! Diese brachte mich über eine Böschung auf den Parkplatz und vorbei am Ghajn Tuffieha Tower zur ersten Laufrunde. Steil fiel der Weg ab und führte Richtung Strand. Scharf links einen ausgetreten Pfad hinein und das Klettern begann:

Xterra Malta - Laufstrecke: Gehen ist keine Schande ... weil flüssiges Laufen einfach nicht mehr möglich ist!
Xterra Malta – Laufstrecke: Gehen ist keine Schande … wenn flüssiges Laufen einfach nicht mehr möglich ist!

Mit zunehmder Höhe wurden die schroffen Sandstein-Formationen zerklüfteter und der begehbare Trail schwieriger. Gehen war auf diesen Abschnitten definitiv keine Schande. Zumal es so steil war, daß flüssiges Laufen einfach gegen die Gesetze der Schwerkraft gingen!

Die Sonne brannte nun immer stärker herunter und es wurde körperlich anspruchsvoll! Zeit für Verpflegung. Doch so einfach war es nicht während des Trail Running an meine Rückentasche zu kommen, in der meine Gels lagerten. Meine Augen fokussierten ununterbrochen den Trail und ich musste extrem darauf achten, wie ich meine Füße aufsetzte. Die Schrittlänge varierte permanent. Auf den Felsen. Neben den Stein. Langer Schritt, kürzerer Tritt. Ausfallschritt. Anlaufen, beschleunigen. Großer Schritt … will heißen, ich konnte meine Aufmerksamkeit kaum auf das Gel-Päcken richten, geschweige denn dieses aufreißen und mir die Flüssigkeit in den Mund quetschen!

Xterra Malta - Laufstrecke: Anspruchsvolle aber wundervolle Küstentrails!
Xterra Malta – Laufstrecke: Anspruchsvolle aber wundervolle Küstentrails!

Naja, irgendwie schaffte ich es dann doch. Freute mich sehr über die geschmackliche Abwechslung des Gels und hoffte auf schnelle Wirkung. Cirka 3 Kilometer hatte ich nun hinter mir als ich den „Ta Lippija Tower“ passierte. Die Aussicht und der aufkommende Wind war herrlich. Ein neuer Energieschub machte sich bemerkbar und ich trippelte die nächsten Kilometer über loses Geröll hinweg.

Auf den letzten 400 Meter der ersten Runde wurde es wieder etwas abwechslungsreicher und ging damit auf großen ausgewaschenen Sandsteinplatten steil abfallend hinunter. Dies war der Zeitpunkt, an dem ich spürte, daß meine Beine – insbesondere die Oberschenkel – stark beansprucht waren und meine Laufkraft nachließ. Dazu kam, daß meine Aufmerksamkeit ebenfalls rapide abnahm. Ich hatte es bisher bei keiner meiner sportlichen Veranstaltungen derartig ausgeprägt erlebt, daß meine Konzentrationsfähigkeit so rapide nachließ und ich mental müde wurde!

Das Rennen war inzwischen knappe drei Stunden alt. Vor allem die letzten 2,5h empfand ich als höchst anspruchsvoll für Körper und Geist. Cross-Triathlon erfordert meines Erachtens eine weitere entscheidende Fähigkeit: Das ausgeprägte Zusammenspiel von visueller Wahrnehmung und Bewegungsgeschick! Wow!

Xterra Malta - Finish: Der Finger zeigt auf Uhr - deutlich unter meiner Prognose :-)
Xterra Malta – Finishline: Ein unvergessliches Erlebnis!

Ziel.

Die zweite Laufrunde war somit deutlich langsamer als die erste. Ich brachte mich aber gut nach Hause. Besser gesagt auf die Terrasse des Radisson Blu Hotel! Die letzten Hundert Meter konnte ich in vollen Zügen genießen und mir wurde bewußt, daß dieser Xterra Malta – einer meiner anspruchsvollsten sportlichen Erfahrungen bisher – erfolgreich zu Ende ging. Beim Überquren des Ziellinie sah ich die Zeitanzeige über mir und ich konnte nur ungläubig mit dem Finger darauf deuten: 3 Stunden und 10 Minuten!

Meine korrekte Zielzeit betrug 3:09:11. Die Zeitanzeige wurde bereit mit dem Start der PRO´s gestartet, weshalb meine Nettozeit etwas geringer ausfiel. Wie ich einige Minuten später erfuhr war ich als 46. Age Grouper eingelaufen. In meiner Alterklasse belegte ich den 7. Rang von 24. Athleten, wobei zwei nicht finishen konnten.

Beim späteren Studieren der Ergebnisliste fiel auf, daß  sage und schreibe 19 Athleten nicht finishen konnten. Das sind auf alle Age Grouper bezogen über 10% des Starterfeldes! Irre!

Mit Teilnehmern aus über 18 verschiedenen Nationen ist der Xterra Malta eine internationale Veranstaltung der Superklasse. Nicht nur die Atmosphäre auf der Strecke war einzigartig, auch noch viele Stunden nach dem Finish genossen Profi´s als auch Age-Grouper gemeinsam bei ISO, Bier (CISK) und Pasta dieses perfekt organisierte Event unter der Sonne Maltas!

Eines abschließend zugegeben, meine Idee Trainingslager und Wettkampf miteinander zu verbinden hatte mir nicht nur müde Beine, sondern wahrscheinlich auch ein müdes Hirn beschert. Meine Suunto Ambit hatte mir bereits VOR dem Start eine empfohlene Erholungszeit von 81h prophezeit. Danach waren es 176h …

Train on 😉

Xterra Malta Cross Triathlon

Typ: Triathlon

Distanz: 1,5 – 30 – 9 k

Datum: 15. April 2018

Nenngeld: 130 €

Schwimmstrecke:

Zwei Runden inkl. Landgang entlang des Strandes, die ersten 100 Meter sehr seicht, herrlich klares und türkisblaues Salzwasser, ca. 17 Grad, Neopren

Radstrecke:

Zwei MTB-Runden durch den Majjistral National Park, zum Großteil Single-Trail-Passagen in Steinwüste, technisch sehr anspruchsvoll, min. zwei Trage-Passage jeweils ca. 50 Meter, mehrere kurze knackige Steigungen, eine lange sehr steile Steigung, ca. 700 hm

Laufstrecke:

zwei Runden Trailrunning um die Għajn Tuffieħa Bay & Tower, sehr wellig, teilweise Kletterpassagen, Untergrund meist Fels, Sand und Geröllwege, ca. 220hm

Organisation
90%
Strecke
95%
Publikum
70%
Erlebnis
99%
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