Regen, Aquaplaning und Matsch beim 29. M-net Erlanger Triathlon

Beitragsbild Erlanger Triathlon

Zu Gast bei der kleinen Schwester der Challenge Roth 😉

Ungefähr 40k Luftlinie liegen Roth und Erlangen auseinander. Beide Ortschaften befinden sich in Mittelfranken. Und beide Ortschaften richten im Juli ein Triathlon-Fest aus. Beim Erlanger Triathlon als auch der Challenge Roth wird eine Wendepunktstrecke im Main-Donau-Kanal geschwommen. Die Radstrecken sind beide relativ flach und schnell. Beide Laufstrecken führen am Main-Donau-Kanal entlang. Die Zurufe der begeisterten fränkischen Traithlon-Fans klingen im gleichen Dialekt. Und das sind nur einige Parallelen dieser beider Events. Ein großer Unterschied liegt in der Distanz. Die Challenge Roth führt über 226, der Erlanger Triathlon „nur“ über 102 Wettkampfkilometer.

Den großen Bruder durfte ich 2012 kennen lernen, die kleine Schwester 2014. Die die guten Erinnerungen an diesen Jahre waren Auslöser für meinen erneuten Start heute. 2 Kilometer Schwimmen im Main-Donau-Kanal, 80 Kilometer Radfahren über die mittelfränkischen Dörfer westlich von Erlangen. Und abschließend 20 Laufkilometer in und um das Waldgebiet der Mönau. Die kleine Schwester wurde dieses Jahr übrigens 29 Jahre alt (der große Bruder ist schon 35). Alleine diese Zahlen sprechen für die Qualität der Organisation des Events… lediglich das Wetter organisierte sich dieses Jahr selbst. Und so wurde der 29. M-net Erlanger Triathlon eine seeeehr feuchte Angelegenheit.

Schwimmstart.

Bereits um acht Uhr morgens war das Wechselzelt voll. Dicht gedrängt standen die Athleten auf den wenigen trockenen Quadratmeter und warteten auf den Augenblick, um in Richtung Schwimmstart aufzubrechen. Der nächste trockene Platz – etwa 100 Meter entfernt – befand sich unter der Dechsendorfer Kanalbrücke. Dort wartete ich auf den Startschuß zum 29. M-net Erlanger Triathlon, welcher um 09:05 Uhr fallen sollte. Zugegeben, ich war etwas lustlos.

Erlanger Triathlon: Under the bridge ... hier war es zumindest trocken vor dem Start - Quelle: Krista Mikk Photography
Erlanger Triathlon: „Under the bridge“ … hier war es zumindest trocken vor dem Start – Quelle: Krista Mikk Photography

Nachdem der Veranstalter über Lautsprecher nochmals auf die erlaubte Verwendung von Neoprenanzügen hinwies, sah ich auch die Tafel mit der aktuellen Wassertemperatur: 21,6 Grad. Das Wasser war somit wärmer als die Luft. Dies merkte ich beim Einschwimmen auch direkt. Das braungelbe, weiche Kanalwasser ließ bereits nach wenigen Armzügen meine Körpertemperatur spürbar ansteigen.

Dicht an der Startleine wartete ich im strömenden Regen darauf, daß es endlich losging. Eigentlich war es ja egal, von wo das Wasser kam, dachte ich mir. Und schon ertönte das Startsignal! Ich schwamm schnell an, kassierte einige Schläge, orientierte mich mehr in die Flußmitte und fand nach wenigen hundert Metern ruhigeres Gewässer. So schwamm ich sehr nah an den Bojen in der Flußmitte dem Wendepunkt entgegen. Meine ganze Aufmerksamkeit galt in diesen Augenblicken, daß ich nicht mit den entgegen kommenden Schwimmern der Olympischen Distanz kollidierte.

Erlanger Triathlon: Schwimmen im Main-Donau-Kanal - Quelle: nordbayern.de
Erlanger Triathlon: Schwimmen im Main-Donau-Kanal – Quelle: nordbayern.de

Am Wendepunkt angekommen bezog ich erneut ordentlich Prügel. Ich tauchte kurz ab und zog mich erneut in die Flußmitte zurück. Langsam wurde mein Wettkampfgeist geweckt und ich fokussierte mich auf meinen Schwimmstil. Nach jedem dritten Armzug schielte ich über die Wasseroberfläche nach vorne, um frühzeitig den Schwimmausstieg zu erkennen. Ich wusste noch von meiner letzten Teilnahme, daß dieser erst sehr spät zu sehen ist. Trotz dieses Wissens, tauchte die Ausstiegsmarkierungunvermittel vor mir auf. Ich drehte schnell bei und die helfenden Hände der THW´ler zogen mich nach 33 Minuten und 21 Sekunden erfolgreich ans Ufer.

Wechsel 1.

Den Laufweg zum Wechselzelt nutzte ich, um mein Neopren bereits bis zur Hüfte auszuziehen. Es hatte wieder stärker angefangen zu regnen, so daß ich froh war im Wechselzelt vorübergehend im Trockenen zu sein. Wie üblich lag die größte Anstrengung darin, den Neoprenanzug über die Füße zu ziehen und die Gummihaut endlich abzulegen. Doch das schaffte ich diesmal relativ zügig.

Erlanger Triathlon: Wechselzone, die erste - Quelle: Krista Mikk Photography
Erlanger Triathlon: Wechselzone, die erste – Quelle: Krista Mikk Photography

Ich stöckelte mit meinen Radschuhen über den Teppich der sehr langen Wechselzone und betete nicht an meinem Rad vorbei zu laufen. Doch es hatte sich auch diesmal wieder bewährt, mir eine markante Stelle in der Nähe meines Rades zu merken. Ein roter Puma-Banner zeigte mir den Platz.

Als ich das Rad von der Stange nahm und in Richtung Ausgang schob, kam ich alledings nicht weit. Mein Vorderrad blockierte! Ich rüttelte an der Bremse und merkte, daß die Bremsbeläge direkt an der Felge anlagen!? Hatte sich meine Bremse verstellt? Blockierte mein Bremszug? War der Bremszug etwa in aller Kürze festgerostet? In diesen Sekunden hatte ich keine Erklärung dafür. Mit fliegenden Fingern versuchte ich die Schnellstellschraube am Bremskabel zu drehen und so die Bremse zu öffnen. Aufgrund meiner aufgeweichten Finger und des nassen Kabels war dies leider nicht so einfach. Ich rutschte ständig ab! Glücklicherweise befand sich direkt am Ausgang der Wechselzone ein Fahrrad-Service-Zelt, daß ich mit panischen Flackern in den Augen aufsuchte. Dort hatte man trockene Finger und konnte mir die Bremse öffnen! Dankeschön!!!!

Erlanger Triathlon: Beginn der 2. Disziplin - Quelle: Krista Mikk Photography
Erlanger Triathlon: Beginn der 2. Disziplin – Quelle: Krista Mikk Photography

Radfahren.

Endlich bestieg ich mein Rad und konnte nach dem geflühlt längsten Wechsel meines Lebens in die Aero-Position gehen. Etwas mürrisch startete ich die Anzeige meines Powermeters und versuchte diesen kleinen Zwischenfall schnell zu vergessen. Leider konnte ich das die gesamte Radstrecke nicht. Sobald ich die Vorderbremse zog, bremste ich zwar, jedoch blieben die Bremsbacken an der Felge kleben. Somit durfte ich von Hand die Bremsen von der Felge lösen!

Damit nicht genug war die Bremsleistung meiner Hinterradbremse gleich Null! Dies muss wohl auf die Nässe zurückzuführen sein. Das Carbonfelgen bei Näße nicht die beste Bremsleistung haben ist ja bekannt. Aber derartig verzögert und schwach hatte ich das noch nicht erlebt! Ich war also nur eingeschränkt bremsfähig. Diese Tatsache versuchte ich in der ersten Radrunde mit vorausschauendem Fahren auszugleichen. In der zweiten Radrunde wusste ich um die kritischen Stellen und konnte flüssiger durchfahren.

Erlanger Triathlon: Regen, Regen, Regen - Quelle: Tobias Rehm Photography
Erlanger Triathlon: Regen, Regen, Regen – Quelle: Tobias Rehm Photography

Die Radstrecke des Erlanger Triathlon bietet guten Zeitfahren ein dankbares Terrain. Es gibt keine nenneswerten Steigungen. Lediglich kurze Wellen und drei „Anstiege“ gilt es bei Radkilometer 10,5, 20 und 25  bzw. 50,5, 60 und 65 zu bewältigen. Somit kann man die meiste der Zeit in Aero-Positon fahren. Hinzug kommen einige längere Abschnitte mit leichten Gefälle, was die Geschwindigkeit nochmals in die Höhe treibt. Fünf 90-Grad-Kurven müssen pro Runde durchfahren werden, was das Bremsen und anschließende Antreten in Grenzen hält.

Wind kam an diesem Tag kaum auf, Regen hingegen umso mehr. Die gesamte Radzeit von 2:05:36h schüttete es!! Meine Finger waren schnell schrumpelig und spätestens ab der zweiten Runde aufgequollen. Ach ja, Windschattenfahren war wie üblich veboten. Bei diesen Bedinungen hielten sich die meisten Athleten gerne daran. Warum? Ich glaube, keiner wollte freiwillig in den Genuß der Munddusche kommen, welche das vordere Rad nach hinten spritze 😉

Wechsel 2.

Mit schleifender Bremse kam ich erneut in die Wechselzone zurück. Aufmerksame Helfer nahmen meine „fahrende Bremse“ entgegen, so daß ich direkt weiter in Richtung der Wechselbeutel laufen konnte. Meine normalisierte Leistung auf dem Rad war für meine Verhältnisse sehr gut und etwas über den angepeilten 260 Watt. Deshalb war ich umso überraschter, daß sich die ersten Laufschritte in Richtung Wechselzelt sehr gut anfühlten.

Völlig klatschnaß saß ich also erneut im Wechselzelt und versuchte mir über aufgequollene Füße Socken zu ziehen. Als das geschafft war, stieg ich in die Laufschuhe und hoffte nicht zum ersten Mal an diesem Tag auf trockene Luft und Sonnenschein…

Laufen.

Und tatsächlich, der erste Eindruck bestätige sich. Die ersten Laufmeter fühlten sich richtig gut an. Ich fand sofort meinen Rhytmus! Allerdings lagen zu diesem Zeitpunkt noch über 19 Kilometer vor mir. Deshalb verordnete ich mir erst einmal einen langsamen Kilometer. Progressiv lautete die Devise. Dieses Vorhaben klappte bis kurz vor dem ersten Einlaufen in das Stadion des TV Erlangen. Das war ca. bei Laufkilometer 1,5. Als ich die Tartanbahn betrat, passierte es wieder. Ich beschleunigte unbemerkt. Schnell schnappte mir das Rundenbändchen, stieg die Treppenstufen zur Böschung hinauf und bog rechts zum Main-Donau-Kanal ab.

Erlanger Triathlon: Kurz vor dem Einlauf in das Stadion des TSE 1848 - Quelle: nordbayern.de
Erlanger Triathlon: Kurz vor dem Einlauf in das Stadion des TSE 1848 – Quelle: nordbayern.de

Die Laufstrecke war inzwischen schon sehr voll. Neben den Mitteldistanz-Athleten waren noch über 250 Olympioniken unterwegs. Das erschwerte den Überblick über das Mitteldistanz-Rennen. Wobei ich mir nach Sichtung der Starterliste keine Hoffnungen auf einen AK-Podest-Platz machte. Neben Bernd Hagen (Zweifacher Sieger 2013 und 2014) standen auch so illustre Namen wie Swen Sundberg (Ironman-Sieger) oder Thorsten Eckert (Weltmeister Ultraradmarathon) inder Liste meiner Altersklasse.

Erlanger Triathlon: Crosslauf-Gefühl - Quelle: Tobias Rehm Photography
Erlanger Triathlon: Crosslauf-Gefühl – Quelle: Tobias Rehm Photography

Als ich nun zum ersten Mal den Membacher Steg hinauf lief, um den Main-Donau-Kanal zu überqueren hörte es doch tatsächlich auf zu regnen! Unfassbar! Nach ca. 3 1/2 Stunden kam kein Wasser mehr von oben. Ich war fast etwas irritert und lief nun auf Matschwegen in das Waldgebiet der Mönau hinein. Dafür kam nun das Wasser in Form von Matschspritzern von unten 🙂

Die Laufstrecke war als Wendepunkt angelegt, so daß mir nie langweilig wurde. Will heißen, es kamen mir permanent Athleten entgegen und ich konnte viele leidende, kämpfende Gesichter ansehen! Zudem fühlte ich mich körperlich gut und hatte meine Pace gefunden. Was gibt es schöneres an einem Sonntagvormittag?

Meine Verpflegung klappte Dank des Xenofit Carbohydrate Gel Drink auch sehr gut, so daß ich für meine Verhältnisse einen sehr guten Lauf hinlegen konnte. Laut meiner eigenen GPS-Aufzeichnung waren es 19,6 Kilometer bei einer Zeit von 1:25:46h. Somit war ich pro Kilometer im Durchschnitt mit 4 Minuten und 19 Sekunden unterwegs. Für mich eine sehr sehr gute Zeit! Und in Anbetracht meiner jüngsten Fußverletztung möchte ich sogar von einer grandiose Laufleistung schreiben!

Ich konnte in den letzten zwei Wochen vor dem Wettkampf meinen Lauftrainingsumfang zwar etwas erhöhen, musste aber aufpassen nicht zu schnell zu steigern. Abgesehen davon wollte ich auch nicht allzu müde an der Startlinie des Erlanger Triathlon stehen. So waren es 40 bzw. 56 Laufkilometer in den Wochen vor dem Rennen.

Ziel.

Die letzten zwei Kilometer taten natürlich weh! Wie immer 😉 Doch die Freude über einen guten (Lauf-)Wettkampf zauberte ein Lächeln in meine Mundwinkel. Und so lief ich zum letzten Mal für heute in das Stadion des TVE ein. Mit meiner Gesamtzeit von 4:10:34h platzierte ich mich auf dem 42 Gesamt- und 5. AK-Rang. Ich war sehr sehr zufrieden!

Ich glaube natürlich, ich hätte schneller sein können … meine Schwimmzeit zeigte nicht unbedingt mein jetziges Leistungsvermögen. Der erste Wechsel kostete mir „Dank meiner Bremse“ fast zwei Minuten mehr Zeit. Auf dem Rad hätte ich auch noch etwas mehr raus holen können … doch: EGAL! Das Rennen ist vorbei! Das Finsih erreicht!
Ich denke, jeder Athlet hat seine Geschichte hinter seiner Finisherzeit. Jeder Athlet hat Erlebnisse oder gar Widrigkeiten, mit denen er kämpfen musste. Völlig ideal läuft es in den wenigsten Fällen. Jede Zahl ist so indivduell wie der Mensch, der diese erreicht hat. Würde ein perfekter Wettkampf ohne Leiden, Improvisation oder gar Krisenmanagement einem nicht sogar den Zauber nehmen? Oder sogar den Stolz auf das Finish schmälern? Meine Erfahrung ist: Einfache Rennen werden vergessen – schwierige Rennen episch 😉

In diesem Sinne einen großen Dank an alle freiwilligen Helfer, Sponsoren und Zuschauer, die sich mit den über 650 Athleten dem tapfer dem Erlanger Regen stellten! Selbst das alkoholfreie Kitzmann war so perfekt temperiert und versüßte mir das Warten auf die Massage immens 🙂

Erlanger Triathlon: Warten auf die Massage!
Erlanger Triathlon: Warten auf die Massage!

Link: Bericht auf nordbayern.de

Triathlon Erlangen

Typ: Triathlon

Distanz: 2 – 80 – 20 k

Datum: 22. Juli 2018

Nenngeld: 140 €

Schwimmstrecke:

Wendepunktstrecke im Main-Donau-Kanal, Wasserstart unter der Dechsendorfer Kanalbrücke, 1k südlich rechter Hand der gelben Bojen , trübes aber weiches Flußwasser, Wassertemperatur bei der Austragung 2018 ca. 21,6 Grad – Neorpren erlaubt;

Radstrecke:

zwei Runden westlich von Erlangen mit insgesamt ca.  325 Höhenmetern je Runde, schnelle flache Strecke, drei nennenswerte Steigungen pro Runde bei Kilometer 10,5, 20 und 25, einfach zu fahren, meist gut asphaltierter Untergrund, Windschattenverbot;

Laufstrecke:

Aus der Wechselzone entlang am Main-Donau-Kanal zum TV 1848-Sportgelände, über den Membacher Steg in das Waldgebiet der Mönau (Wendepunktstrecke) und wieder zurück zum TV 1848-Sportgelände; Zwei Runden sind zu Laufen, Untergrund fast ausschließlich Kies- und Naturweg, insgesamt ca. 243 hm

Organisation
90%
Strecke
85%
Publikum
75%
Erlebnis
85%
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