Schwimmen, Radfahren, Laufen unter mainfränkischen Wolken!
Ganz im Gegensatz zur Austragung der vergangenen Jahre (bei denen es bis zu 40 Plusgrade gab – siehe Blog-Post von 2018) zeigte sich das Wetter in diesem Jahr gnädig. Angenehme Temperaturen um die 22 Grad sowie eine dichte Wolkendecke versprachen beste äußerliche Bedingungen für den Mainfranken-Triathlon 2019.
Meine Ambition in diesem Jahr war zunächst verhalten, kurzzeitig sehr hoch und kurz vor dem Start wiederum realistisch gleichgültig! Warum?
Ganz einfach, der Mainfranken-Triathlon sollte mir dieses Jahr als Vorbereitungswettkampf für die Deutsche Meisterschaft im olympischen Triathlon dienen. Die DM würde zwei Wochen später im bayerischen Beilngries statt finden. Da ich dieses Jahr meine ersten Saison-Höhepunkte mit den Deutschen sowie Europa-Meisterschaften im Cross-Duathlon erlebt hatte, saß ich sehr häufig im MTB-Sattel. Somit fehlten mir erheblich Kilometer auf dem AeroBike – insbesondere im Rennen. Dies erklärt meine „zunächst verhaltenen“ Ambitionen.
Da ich aber in dieser Saison einige sehr gute Trainigsblöcke durchführen konnte, wusste ich, daß meine Form recht gut war. Darüber hinaus hatte ich den Mainfranken-Triathlon bereits seit seiner Erstaustragung im Jahr 2009 regelmäßig gefinished und kannte die Wettkampfstrecke sehr gut. Der Wettkämpfer in mir formulierte einen Siegwunsch (der übrigens seit der ersten Austragung des Mainfranken-Triathlon besteht)! Ein AK-Sieg sollte her 🙂
Als ich dann meine Startunterlagen abholte und Markus Unsleber vom SV 05 Würzburg bei den Nachmeldungen anstehen sah, war mir aber klar, daß ich soeben den späteren Sieger meine Altersklasse gegrüßt hatte 😐 Bereits vier Mal belegte ich beim Mainfranken einen Podiumsplatz und zweimal davon wurde ich von Markus Unsleber als AK-Sieger auf den zweiten Platz verwiesen. Als Triathlet kann ich mich zwar mit Markus Unsleber auf dem AK-Podest messen, doch nicht ernsthaft vergleichen!
Als mehrfacher Teilnehmer des Ironman Hawaii, einer der die 10k in unter 33:30 Minuten rennt, einen 2. Gesamtplatz beim Ostseeman 2017 belegte ist Markus Unsleber als Athlet in sportlicher Hinsicht in anderen Spähren unterwegs. Mir war also klar, daß ich heute maximal um den 2. AK-Platz kämpfen würde. Als mein Blick auf das vorbeifahrende Lastschiff „Readiness“ fiel, musste ich grinsen!!! Bereitschaft! Ja, die hatte ich. Ob es eine Bereitschaft zur Quälerei war konnte ich nicht sagen. Jedoch aufgrund der Umstände eine Bereitschaft für ein entspanntes Rennen! Ganz ohne Druck!
Schwimmstart.
Pünktlich um 12:30 Uhr verließen die Reisebusse den Mainkai mainaufwärts in Richtung Schwimmstart. Knappe 2k und keine 10 Minuten dauerte der Transfer. Direkt über den Strassengraben der Staatsstrasse stakste ich durch stoppeliges Feld und gemähtes Gras hinüber zur kleinen Bucht am Main.
Kaum hatte die Wasserwacht den Schiffsverkehr gestoppt und den Einstieg frei gegeben – glitt ich als einer der ersten Sportler in´s Wasser. Der Main fühlte sich angenehm an. Dank der Wassertemperatur von ca. 21 Grad trug ich meinen Kälteschutzanzug, um im Sprech der Regelverordnung der DTU zu schreiben! Bereits nach einigen Zügen beendet ich mein Einschwimmen, denn ich wusste, daß ich bis zum Start ständig in Bewegung bleiben würde. Die Strömung machte eine permante Schwimmbewegung nach hinten erforderlich, um nicht über die Start-Markierung hinaus getrieben zu werden. Die Kitzinger Wasserwacht unterstütze auch hier mittels Helfern auf Surfbretter und half den Athleten und Kampfrichtern eine Startaufstellung zu bilden.
Und dann heulte die Sirene auf! Das Wasser um mich herum begann zu sprudeln und der 11. Mainfranken-Triathlon hatte begonnen! Die ersten zweihundert Meter war wieder etwas Körperkontakt angesagt, danach beruhigte sich die Situation und ich konnte in meinen geregelten Schwimmryhtmus übergehen. Schnellere Füße, deren Schwimmschatten ich nutzen konnte, fand ich leider keine. Und so schwamm ich weiter in die Flußmitte hinein, um möglichst von der Strömung zu profitieren. Für Bruchteile von Sekunden konnte ich jeweils zwischen meinen Atemzügen kurze Blicke auf die Athleten vor mir werfen und vermutete, daß ich in der dritten größeren Schwimmgruppe sein musste.
Schon bald spürte ich immer wieder leichte Berührungen an meinen Füßen. Es nutzte also ein Athlet meinem Schwimmschatten… Diese Situation änderte sich auf den nächsten 1.000 Meter auch nicht. Das ständige Antippen meiner Füße nervte mich irgendwann derartig, weshalb ich mein Tempo ruckartig veränderte. Schneller, langsamer, Sprint, langsamer… das Antippen meiner Füße hörte dann auch bald auf. Jedoch brachte mich mein eigener Rythmuswechsel völlig aus dem Element. Zumindest schwamm der andere Athlet nun neben mir. Wir hatten das gleiche Tempo und kraulten Seite an Seite unter der alten Mainbrücke hindurch.
Langsam suchte ich das Ufer nach den wehenden unterfränkischen Fahnen ab, die den Schwimmaustieg markierten. Schon bald erspähte ich de rot-weißen fränkischen Rechen und orientierte mich zur rechten Flußseite. Als der Zuschauerspalier am Mainkai dichter wurde, wusste ich, daß der Ausstieg nahte. Besagter Athlet schwamm immer noch rechts neben mir. Leider machte er keine Anstalten rechts rüber zu schwimmen. Ich kam ihm immer näher, doch er hielt Kurs und schwamm gerade aus weiter. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als kurz zu warten. Ich ließ ihn ziehen und querte nach ihm scharf rechts in Richtung Ufermauer. Die Treppe des Schwimmausstiegs erschien wie aus dem Nichts und hievte mich nach 22:28 Minuten gekonnt aus dem Mainwasser auf die Kitzinger Uferpromenade. Mit einem letzten Blick sah ich noch, wie mein Mitstreiter, gerade noch so den Schwimmaustiegs erwischt und prustend aus dem Main kletterte.
Wechsel 1.
Mein Wechselplatz befand sich dankbarerweise seit Jahren immer an der gleichen Stelle, weshalb ich zielgerichtet mein Rad ansteuerte. Meinen Neo hatte ich bereits zur Hüfte herunter geschält, Schwimmbrille und Badekappe vom Kopf gezogen. Gekonnt entledigte ich mich meiner Schwimmausrüstung vollends, zog Radhelm und Startnummer über und eilte samt Rad zum Ausgang.
Radfahren.
Ein Wechsel wie aus dem Bilderbuch! Mit einem zufriedenen Grinsen schwang ich mich barfuß direkt in den Sattel, setzte meine Füße auf die bereits eingeklickten Schuhe und pedalierte einige Meter, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Als ich dann gekonnt mit meinen nackten Füße in die Schuhe schlüpfen wollte, war ich irritiert!!!
Das obige Bild ist zwar nachgestellt, doch sah es genau so aus :-|Ich brauchte einige Sekunden bis ich realisierte was da nicht stimmte! Genau, ich hatte meine Schuhe falsch herum eingeklickt! Und das bei meinem 89. Multisport-Wettkampf – LOL!!! 🙂 🙂 🙂 #totalFail … Wahnsinn!!! Was nun? Während der Fahrt mit dem linken Fuß auf die rechte Seite rüber, in den Schuh schlüpfen, ausklicken und auf die linke Pedale wechseln? Häh? Geht das?
Keine Ahnung!!! 🙂 Ich habe es nicht ausprobiert, sondern bin einfach stehen geblieben und abgestiegen. Dann habe ich beide Schuhe ausgeklickt, habe mein Rad gegen eine Mauer gelehnt und habe meine Schuhe angezogen. Im Anschluss bin ich wieder ganz normal aufgestiegen und weiter gefahren! Dabei fühlte ich mich wie der letzte Vollidiot, konnte mir mein Lachen aber nicht verkneifen! MannMannMann, was für eine Aktion! #Kopfschüttel 🙂
Endlich bekam ich Druck auf die Pedale und konnte mich auf die zweite Disziplin konzentrieren. Dieses Jahr musste aufgrund einer Baustelle in Sommerhausen die Radstrecke kurzfristige geändert werden. Somit durften die Teilnhmer der olympischen Distanz zwei Runden der Sprint-Distanz absolvieren.
Die Streckenführung war auf den ersten 5k identisch, also flach am Main entlang nach Sulzfeld. Dort angekommen wartete ein bis zu 18% steiler Anstieg auf die Athleten. Einige Teilnehmer mussten sogar absteigen und schoben die letzten Meter hinauf. Im Anschluss rollte es weniger ryhtmisch über schlecht geteerte Landwirtschaftswege hinweg in Richtung Erlach. Dort angekommen verlief die Strecke wellig bis nach Kaltensondheim, um dann auf rasanter Abfahrt zurück nach Kitzingen zu gelangen.
Nachdem ich jahrelang die „alte“ Radstrecke gefahren war, empfand ich diese Streckenänderung als willkommene Abwechslung! Obwohl diese Streckenführung meines Erachtens anstrengender ist. Insbesondere der Anstieg in Sulzfeld raubt deutlich mehr Energie. Und das gleich zweimal.
Ich war mit meiner durchschnittlichen Leistung von 303 Watt sehr zufrieden und ich stieg nach 59:47 Sekunden wieder vom Rad. Inklusive aller Wechsel wurde mein Radsplit mit 63:14 Minuten gewertet. Im Vergleich dazu beendete Marcus Unsleber die zweite Disziplin in 60:12 Minuten und führte somit das Rennen der Senioren an.
Wechsel 2.
In stiller Vorfreude auf den abschließenden Lauf schob ich mein Rad in die Wechselzone zurück. Auch hier klappte der Wechsel wieder hervorragend, so daß ich mir hinsichtlich der vierten Disziplin innerlich auf die Schulter klopfte 😉
Laufen.
Da ich dieses Jahr im Training recht viel harte Laufintervalle absolviert hatte, um im Cross-Duathlon die kurzen knackigen Trails entsprechend gut hoch zu kommen, war ich gespannt wie sich nun 10 flache Strassenkilometer in einem olympischen Triathlon anfühlen würden. Der direkte Wechsel von der Rad- zur Laufbelastung klappte schon mal bestens! Ich benötigte keine Eingewöhnungsphase und konnte gleich meine 4er Renn-Pace anschlagen. Toll, ich war erwartungsvoll!
Die beiden zu übequrenden Brücken reduzieren an den Anstiegen meine Geschwindikgeit etwas, jedoch konnte ich meine Pace zwischen 4:00 und 4:10 Minuten pro Kilometer halten. Die erste Runde verflog und ich benötige knappe 21 Minuten für diese 5 Kilometer. Da ich nicht am Anschlag lief, bestätigte diese Zeit meine gute Verfassung. Nun fragte ich mich, was ich machen sollte. Meine Stimmung schwankte zu diesem Zeitpunkt zwischen Frustration und Motivation. Frustration deshalb, da ich maximal einen 2. Platz meiner Altersklasse erreichen konnte. Das hatte ich schon zweimal geschafft, deshalb konnte ich auch die restlichen Kilometer als härtere Trainingskilometer ansehen und in diesem Tempo einfach weiter laufen. Zudem schonte ich mich für die DM… Ich fühlte mich aber gut und könnte auch beschleunigen, versuchen deutlich unter 4 Minuten pro Kilometer zu laufen, mich qälen und erneut einen 2. Platz anstreben!
Vermutlich brauchte ich den gesamten 6. Laufkilometer, um eine Entscheidung zu treffen. Letzendes wurde mir diese abgenommen als ein Athlet mich überholte. Instinktiv ging ich mit! Es mussten deutlich über 15 km/h gewesen sein, die wir nun über ca. 3 Kilometer zusammen liefen. Ich blieb bis kurz vor der alten Mainbrücke bei ihm, fühlte mich stark und setzte mich dann am Anstieg zur Brückenmitte von ihm ab. Bei der nächsten Kurve sah ich aus dem Augenwinkel, daß eine Lücke enstanden war.
Ziel.
Die Zuschauer, die Trommler pushten mich und so flog ich gefühlt den letzten Kilometer in´s Ziel. Die Uhr blieb bei 2:05:55 Stunden stehen, was eine Laufzeit von 40:13 Minuten beinhaltete. Das hieß einerseits eine neue persönliche Bestleistung über die Laufstrecke in Kitzingen, andererseits war ich die 2. Laufrunde in knappen 19 Minuten gerannt! Wow! Für meine Verhältnisse eine sehr sehr gute Zeit in einem olympischen Triathlon. Manches entscheidet sich eben doch von alleine 😉
Mit dem 27. Gesamtrang erreichte ich den 2. Platz meiner Altersklasse nun zum dritten Mal in Folge! Wer hätte das gedacht 😉 Markus Unsleber erreichte das Ziel als 12. der Gesamtwertung und gewann damit unsere Altersklasse souverän! Herzlichen Glckwunsch. Gesamtsieger wurde übrigens Stefan Betz von der TG 48 Schweinfurt mit einer Zeit von unglaublichen 1:49:22 Stunden! Ebenfalls herzlichen Glückwunsch! Und natürlich an alle Finisher!! Sowie ein dickes Dankeschön an den Veranstalter Dieter Göpfert mit seinem unermüdlich gut gelaunten Team, der wieder einen wunderschönen Mainfranken-Triathlon auf die Beine gestellt hat! In stiller Vorfreude auf die kommenden Jahre 🙂
Mainfranken-Triathlon
Typ: Triathlon
Distanz: 1,7 – 38 – 10 k
Datum: 03. August 2019
Nenngeld: 55 €
Schwimmstrecke:
Start im Main nordlich von Kitzingen, Schwimmstrecke ca. 1.700 Meter mit Strömung, keine Streckenmarkierung (auch nicht erforderlich), Ausstieg gut gekennzeichnet kurz vor der alten Synagoge, trübes aber weiches Flußwasser, Wassertemperatur bei der Austragung 2019 ca. 21,2 Grad – Neopren erlaubt;
Radstrecke:
Laufstrecke:
Zwei Laufrunden zu je 5k; Untergrund ist ca. 80% asphaltiert, restliche 20% Kopfsteinpflaster und Kiesweg; Nach dem ersten Kilometer wird der Main das erste Mal überquert (Südbrücke), anschließend am gegenüberliegender Mainufer durch das ehemalige Landesgartenschaugelände zur zweiten Mainüberquerung (alte Mainbrücke) gelaufen. Aufgrund der Brücken sind insgesamt ca. 100 hm zu überwinden. Wechselzone sowie Ziel ist direkt vor der alten Synagoge;