XTERRA Germany – fordernd & fantastisch.

XTERRA Germany 2023 - Beitragsbild

Tief im Osten, wo die Sonne aufgeht!

Das letzte Rennen der Saison 2023 stand ganz unter dem Triathlon-Grundgedanken „finishen“. Aufgrund meiner Verletzungen der letzten Monate wäre ein Finish tatsächlich ein großer Erfolg. Die Laufpause aufgrund der angerissenen Plantarfaszie wärte lange und erst zwei Wochen vor dem XTERRA Germany konnte ich wieder in homöopathischen Dosen das Lauftraining beginnen. Aller Anfang lag bei 2k mit einer Pace von 6:30 min / k. Alle andere als schnell, aber schmerzfrei. Und darauf kam es an. So auch bei diesem Event.

Ich hatte schon sehr viel über den XTERRA Germany gehört und gelesen und war sehr gespannt auf das Rennen, die Organisation, die Landschaft und vor allem auf die vielfach gepriesene Atmospähre. Bereits als ich das Gelände des Olbersdorfer See betrat, bot sich mir ein wunderschöner Anblick über das Wettampfareal und den Olbersdorfer See – eingerahmt vom Zittauer Gebirge.

XTERRA Germany 2023 - Das Wettkampareal im Überblick ... - Photo: OAVI
XTERRA Germany 2023 – Das Wettkampareal im Überblick – Photo: OAVI

Schwimmen – 1,5k ~ 0hm.

An der Startlinie des Olbersdorfer See stehen zu können, wertete ich bereits als ersten Teilerfolg und mein Grinsen war entsprechend breit. Es wurden allerdings Tageshöchsttemperaturen von über 30 Grad erwartet und das Seewasser hatte sich entsprechend erwärmt. Sage und schreibe 25 Grad wurden gemessen, so daß ein Neopren-Verbot ausgesprochen wurde. Bereits vor dem Start wurden die Athleten gebraten. Der Startbereich bot weit und breit keinen Schatten.  Der Schweiß rann an den angespannten Körpern herab und der Startschuß glich einer Erlösung.

XTERRA Germany 2023 - Schwimmstrecke-Strecke - Quelle: XTERRA Germany
XTERRA Germany 2023 – Schwimmstrecke-Strecke – Quelle: XTERRA Germany

Etwas verhalten und mit meiner vollen Aufmerksamkeit in der linken Ferse joggte ich vom Sandstrand in den See. Das anfängliche „Gekloppe“ um Positionen war sehr ausgeprägt. Die Motivation der Athleten war hoch, es ging ja schließlich um die Deutsche Meisterschaft im Cross-Triathlon. Ich übte mich passiv in Zurückhaltung, um entspannt schwimmen zu können, was nur bedingt klappte. Das ein oder andere Mal wurde ich tatsächlich überschwommen. Zudem begleitete mich aufgrund der hohen Temperaruren von Körper, Luft und See der Umstand, daß meine Schwimmbrille flächendeckend beschlug. Die Sichtweite im See war zudem begrenzt und der Schwimmkurs diagonal quadratisch. Um nicht komplett abzudriften durfte ich also unfgefähr alle dreihundert Meter meine Schwimmbrille ausspülen. GnaGnaGna. Selbst den Landgang nach 750m nutzte ich dafür. Zumindest hatte sich das Feld auf der zweiten Runde deutlich entzerrt, so daß ich meine 1.500m halbwegs stressfrei voll machen konnte. Unterm Strich belief sich meine Schwimmzeit auf 27 Minuten und 37 Sekunden, was die Umstände deutlich macht 

Wechsel 1.

XTERRA Germany 2023 - Wechselzone - Photo: Sportograf
XTERRA Germany 2023 – Wechselzone – Photo: Sportograf

Vom Schwimmausstieg über Sand, Rasen und Teppich in die Wechselzone hinein hörte ich immer wieder intensiv in meine linke Ferse. Keine Anzeichen von Schmerzen. Und so joggte ich locker zu meinem Wechselplatz und wusste, wenn ich erst einmal auf meinem Rad saß, würde die Belastung meiner Sehne auch erst einmal zurück gehen. Für den Wechsel benötigte ich etwas mehr als eine Minute und verschwand direkt auf einem Trail ins Dickicht der Seeböschung.

Mountainbiken 37k ~ 1.049hm.

Die Mountainbike-Strecke des XTERRA Germany ist mit 37k deutlich länger als üblich. Zudem gilt diese als eine der anspruchsvollsten Strecken der XTERRA European Series. Soviel vorweg: Ich wurde nicht enttäuscht 😉

XTERRA Germany 2023 - MTB-Strecke - Quelle: XTERRA Germany
XTERRA Germany 2023 – MTB-Strecke – Quelle: XTERRA Germany

Faszinierend mit welch hoher Pace direkt von der Wechselzone los gefahren wurde. Vermutlich lag es daran, daß das erste Stück der Strecke flach auf einfachen und breiten Naturwegen vom See nach Olbersdorf führte. Noch frisch und motiviert konnte man hier Zeit gut machen. In Olbersdorf wartete dann die erste Steigung, um über den „Hof der Zeit“ zu kommen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das der offizielle Name dieses Gutes ist, doch habe ich ihn bei der Durchfahrt einfach mal so getauft. Zwöft Uhren habe ich gezählt und alle, die schon einmal dort waren, wissen das jede Uhr anders geht!

Spätestens jetzt durfte jeder Athlet in der zweiten Disziplin angekommen sein, denn nur noch wenige Meter und der Weg führte direkt in das Paradies der Zittauer Gebirge hinein. Am Hang des Hochwald hinauf galt es nun die Brandhöhe mit 633 n.N. zu erklimmen. Im Anschluss ging es rasant über Waldwege sowie Felspassagen mit losen Gesteinsbrocken kurzzeitig bergab, um dann den zweiten Anstieg in Angriff zu nehmen. Es wartete die Hochwaldturmbaude mit 744 ü.N. als höchster Punkt der Strecke auf die Athleten.

Nur weniger Meter neben der tschechischen Grenze ging es im Anschluss durch die kleine Ortschaft Hain, um an den Flanken des Jonas- sowie Pferdeberg herum letztendlich den Ameisenberg zu überqueren. Insbeondere der letztgenannte, doch so niedlich klingende Berg, hatte es in sich. Vermutlich haben mir die unzähligen technischen und teilweise sehr steilen Passagen bis dorthin einfach die Kraft aus den Beinen und Armen gezogen, so daß ich mit dieser Vorermüdung der Ameisenberg umso schwieriger empfand. Die Abfahrt durch das gelbe getrocknete Grass (auf dem unstenstehenden Foto zu sehen) ist eines meiner persönliches Highlight dieses sensationellen MTB-Kurses – der aber auch zwischendurch seine qualvollen Längen hatte 😉

Wechsel 2.

Bevor es zum zweiten Mal in die Wechselzone ging, wartete ein weiteres Highlight auf die Athleten. Die letzten 500 Meter musste ein Short-Track-Parcour durchfahren werden, der mit der „Steilkurve über den See“ seine Körnung erfuhr!

XTERRA Germany 2023 - Auf Panele und über Wasser - Photo: Sportograf
XTERRA Germany 2023 – Auf Panele und über Wasser – Photo: Sportograf

133 Minuten nach dem ersten Wechsel schob ich mein MTB erneut an meinen Platz. Ich zog mir die Radschuhe aus und massierte meine linke Ferse zur Aktivierung. Jetzt würde sich zeigen, ob die ehemals gerissene Sehne vollständig verheilt und belastbar war. Ich streifte mir Socken drüber, griff mir ein Gel und drehte meine Startnummer nach vorne. Voller Erfurcht, Dankbarkeit und Spannung begab ich mich auf den 10 Kilometer langen Trailrun.

2. Lauf – 10k ~ 300hm.

Es waren zwei Runden a 5k zu laufen, was ich als gutes mögliches Ausstiegsszenario begriff. Denn beim kleinsten Schmerz in der linken Ferse würde ich aussteigen und zurück wandern.

XTERRA Germany 2023 - Lauf-Strecke - Quelle: XTERRA Germany
XTERRA Germany 2023 – Lauf-Strecke – Quelle: XTERRA Germany

Der erste Kilometer brachte mich auf die Anhöhe des Olbersdorfer See. Ich war mit kleinen schnellen Trippel-Schriften auf dem Vorfuß unterwegs, um die Belastung auf die Sehne gering zu halten. In diesem etwas merkwürdigen Laufstil erreichte ich den westlich vom See gelegenen Campingplatz. Dort führte die Strecke am Zaun entlang in Richtung des dahinterliegenden Waldes. Bevor ich im Dickicht abtauchte und die Jubelrufe der Zuschauer leiser werden würden, meldete sich mein gezerrter rechter Adduktor und ich nahm Tempo heraus.

Jetzt wurde es etwas technischer und ich merkte meine eingeschränkte Beweglichkeit und fehlende Laufform. Insbesondere bei Downhill-Passagen und schrägem Laufen tat ich mir schwer. Etwas unbeholfen und leicht übervorsichtig arbeitete ich mich auf den Hindernissen des Trails voran. Als ich bis in die Knöchel im Morast des Bachlaufs versank, den ich überqueren musste, wusste ich, die erste Runde war bald geschafft. Doch bevor ich erneut zurück in das Wäldchen durfte, musste ich zwei steile Tagebauhügel erklimmen, eine Glocke läuten sowie an alten Graschaufeln durch matschiges Grass rennen. Alles „not so easy“, aber die Sehne hielt und meine Laune stieg.

Mein Blick auf die meine Pulsuhr verriet mir, daß ich mit einer Leistung des Herzkreislaufsystems von ca. 80% unterwegs war. Diese Tatsache verleitete mich im Kopf schneller zu laufen, doch mein Adduktor zeigte mir gleich die Grenzen auf 😉 Und so joggte ich die zweite Runde ähnlich zur ersten voller Dankbarkeit in Richtung Ziel.

Ziel.

Und dort kam ich auch tatsächlich schmerzfrei und voller Zufriedenheit an. Vor allem nach meinem letzten DNF beim XTERRA France konnte ich so die Triathlonsaison zumindest mit einem Finish abschließen. Jetzt wartet lediglich die OffSaison auf mich und vor allem ein ruhiger geregelter Wiederaufbau meiner Laufform. In diesen kommenden Monaten werden mich meine Erinnungen an die grandiose Strecke und Atmospähre des XTERRA Germany motivieren. Vor allem aber wird mir immer die herrlich entstpannte, unkompliziert freundliche und offene Art der Zittauer Menschen im Gedächtnis bleiben.

Abschließend auch hier wieder die harten Fakten, sowie der Link zu den Ergebnissen:

AK-Platz Athlet Verein Swim T1 Bike T2 Run Finish
7./17 ARERA VON IMHOFF Oliver Forstenrieder SC MÜNCHEN 27:37
1:19
2:13:08
2:15
1:05:28 3:50:04

Ach ja, in der Wertung der Deutschen Meisterschaft wurde ich in meiner Altersklasse sogar als 6. gelistet.

Update:

Hier noch die Race Highlight im Zusammenschnitt:

XTERRA Germany
Typ: Cross-Triathlon
Distanz: 1,5 – 37 – 10k
Datum: 19. August 2023
Nenngeld: 130 €
Schwimmstrecke:
Landstart am Strand vom Olbersdorfer See; ca. 100m Sprint bis ins Wasser; rautenförmiger Schwimkurs, der zwei mal durch schwimmen war; die Wassertemperatur lag am Wettkampftag bei ca. 26 Grad; somit Neopren-Verbot; gelbliches, leicht grünliches Seewasser, geringe Sicht
Radstrecke:
Ein sehr anspruchsvolle Runde durch den Hochwald des Zittauer Gebirges; mit Abstecher nach Tschechien; überwiegend anspruchsvolle Trails, lediglich wenige Kilometer durch Olbersdorf auf geteerter Straße; Streckenweise auf Fels zu fahren; es sind ca. 1.049hm in Summe zu bewältigen.
Laufstrecke:
Zwei Runden über Natur- und Waldwege, vom See am Campingplatz in den benachbarten Wald hinein, teilweise durchs Unterholz und kurze knackige Hügel hinauf, durch einen Bachlauf und am See zurück sind sehr steile Tagebauhügel zu erklimmen, ca. 150 hm pro Runde.
Organisation
95%
Strecke
95%
Publikum
95%
Erlebnis
95%
 

Blog-Beitrag teilen auf:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.