Schwimmen in kalten Gewässern!

Kaltwasser schwimmen

Die Schwimmbäder sind nach wie vor geschlossen und meine letzte Schwimmeinheit liegt nun schon über sechs Monate zurück. Die Sehnsucht endlich wieder zu schwimmen ist groß! Doch die Seen wärmen sich nur langsam auf. Ende April, Anfang Mai liegen die Temperaturen der bayerischen Seen – je nach Größe – zwischen 8 und 12 Grad. Eindeutig zu kalt, um unbedenktlich hinein zu springen. Selbst mit einem Neopren-Anzug dürfte das wohl ungemütlich sein.

Was muss ich beachten, um in kalten Gewässern zu schwimmen?

Die wichtigste Voraussetzung stellt neben dem „wollen“ meines Erachtens der „Respekt“ dar. Bevor man sich in das Kaltwasser stürzt sollte man sich entsprechend informiert und vorbereitet haben. Denn das erste Mal in 11 Grad kaltem Wasser zu schwimmen wird bestimmt keine erfolgreiche Trainingseinheit sein, aber bestimmt ein Abenteuer!

Die richtige Ausrüstung.

Entscheidend für das Wohlbefinden im Wasser ist sicherlich die richtige Ausrüstung. Und dazu gehört insbesondere ein Neopren-Anzug. Je nach Dicke des Neoprens wird die Kälte des Wasser abgehalten. Nachfolgende Tabelle zeigt Dir bei welcher Wassertemperatur welche Dicke des Neopren-Anzugs sich empfiehlt.

Wasser-Temperatur °C Neopren-Anzug Dicke
17 – 20 °C 1mm Fullsuit
13 – 17 °C 2 mm Fullsuit
8 – 13 °C 3 – 4 mm Fullsuit
< 8 °C 4 – 5 mm Fullsuit
Quelle: https://perfectwetsuit.com/de/guide/neoprenanzug-dicke-wassertemperatur

Ein langer Neopren-Anzug schützt Dich zu großen Teilen vor der Kälte. Jedoch sind Füße, Hände und der Kopf nicht bedeckt. Diese Körperteile kühlen sehr schnell aus geben somit sehr viel Energie ab. Deshalb empfiehlt es sich in weitere Kleidungsstücke zu investieren:

  1. Neopren-Booties oder -Socken
    Ich habe mich für die „BTTLNS Neopren Schwimmsocke Caerus 1.0“ entschieden, da der lange Sockenbund einen Klettverschluss hat und angenehm unter dem Neopren-Anzug gezogen werden kann. Außerdem ist im Vergleich zu echten Booties meines Erachtens eine festvernähte Sohle eher störend beim Freiwasserschwimmen.
  2. Neopren-Haube
    Um meinen 2mm-Triathlon-Neopren tragen zu können und bestmöglichen Schutz am Kopf, aber auch Hals und Oberkörper zu haben, entschied ich mich für die „Annox Hyper Vest 2mm„. Diese Neopren-Weste hat eine festvernähte Haube, weshalb kaum Wasser über den Halsbereich eindringen kann.
  3. Neopren-Handschuhe
    Auch hier hat mich das Produkt „BTTLNS Neopren Schwimmhandschuhe Boreas 1.0“ überzeugt. Ebenfalls bietet der Klettverschluss am verlängerten Handschuh-Ärmel den Vorteil unter dem Neopren-Anzug geschoben werden zu können und verhindert dadurch das eindringen von Wasser.
  4. Optional: Ohrenstöpsel.
    Falls Dein Gleichgewichtssinn sehr empfindlich ist, solltest Du ggf. Ohrenstöpsel einsetzen. Das kalte Wasser beeinträchtigt Dein Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann zu Schwindel führen!

Unmittelbare Vorbereitung.

Bevor Du nun ins Wasser gehst, solltest Du Dich an Land aufwärmen. Vermutlich treibt Dir das Anlegen der Neopren-Ausrüstung schon die ersten Schweißperlen auf die Stirn, doch ein leichter kurzer Dauerlauf sowie etwas Strechting bereitet Deinen Körper auf das kalte Seewasser vor. Insbesondere wirst Du mit dem Kaltwasserschock besser zurecht kommen. 

Die ersten Minuten im Wasser.

Nun solltest Du langsam ins Wasser gehen und Dich an die kalte Umgebung gewöhnen. Nicht hinein springen oder hinein rennen. Gib Dir ruhig 3-5 Minuten Zeit, bis Du zum ersten Mal komplett untertauchst. Jeder Mensch, der ins kalte Wasser steigt, hat es mit verschiedenen Reaktionen des Körpers auf diesen Schock zu tun. Du wirst merken, daß vor allem das kalte Wasser Dir im Gesicht zu schaffen machen wird. Falls Du also Kraulen möchtest wird die erste große Herausforderung sein, Dein Gesicht unter Wasser zu halten.

Schwimmpartner oder Boje.

Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich einen Schwimmpartner dabei zu haben. So könnt Ihr gegenseitig aufeinander aufpassen und seit im Notfall füreinander da. Außerdem macht ein derartiges Schwimm-Abenteuer gemeinsam auch viel mehr Spaß. Falls kein Schwimmpartner verfügbar ist, ist die Nutzung einer Schwimm-Boje eine gute Alternative.

Gesundheit

Schwimmen im kalten Wasser ist für die Atemwege vor allem zu Beginn eine grosse Herausforderung. Zudem ziehen sich die Blutgefässe zusammen, so daß der Blutdruck steigt. Das kann zu erhöhtem Puls und in sehr seltenen Fällen zu einem Kälteschock führen. Gerade deshalb ist langsames Angewöhnen sehr wichtig. Über gesundheitliche Risiken von Kaltwasserschwimmen habe ich sonst weder etwas gefunden noch selbst negative Erfahrungen gemacht. Die wohl grösste gesundheitliche Gefahr stellt das Auskühlen des Körpers dar.

Dauer im kalten Wasser.

Zum Schluss willst Du bestimmt noch wissen wie lange man unbedenklich im Kaltwasser bleiben kann. Grundsätzlich hängt das natürlich von Deinem Equipment und Deiner Konsitution ab.

Ich bin bei einer Wassertemperatur von ca. 10 – 11 Grad beim ersten Mal ca. 10 Minuten geschwommen. Beim zweiten Mal waren es dann schon 15 Minuten und so habe ich mich inzwischen auf 35 Minuten gesteigert. Wobei alles über eine halbe Stunde meinen Körper schon sehr ausgekühlt hat und ich im Nachgang umso mehr Tee gebraucht habe, um wieder warm zu werden.

Zwischen 12 und 15 Grad Wasssertemperatur kann ich mit entsprechender Ausrüstung guten Gewissens 20-25 Schwimm-Minuten empfehlen. Aber jeder Körper ist verschieden, deswegen nimm´ bitte die Signale deines Körpers ernst.

Von einem Kaltwasser-Schwimmer habe ich folgende Faustregel gehört, die als grobe Orientierung aber auch zur Veranschlaulichung von Verhältnismäßigkeit dient:

Gradanzahl der Wassertemperatur = mögliche Minuten im Wasser ohne Anzug

Das heißt also 10 Grad Wassertemperatur entsprechen 10 Minuten „Überlebenszeit“ nur in Badehose! Wikipedia gibt dazu noch weitere interessante Daten preis:

Wassertemperatur Zeit bis zur Erschöpfung bzw. Bewusstlosigkeit Theoretisch mögliche Überlebenszeit
0,3 °C < 15 min bis 45 min
4,5 °C 30 min bis 90 min
10 °C 1 h 3 h
15 °C 2 h 6 h
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ertrinken

Nach dem Kaltwasserschwimmen.

Du wirst bestimmt ein andauerndes Lächeln auf den Lippen haben, diesen Tag nicht so schnell vergessen und trotz geschlossener Schwimmbäder wieder geschwommen sein. Vermutlich planst Du gleich die nächste Kaltwasser-Session … so erging es zumindest mir nach meinem ersten Kaltwasser-Abenteuer. Doch davor erst mal schnell rein in warme Klamotten und als Belohnung einen heißen Tee 🙂

Ach ja, sehr interessant weiterführende Literatur – wenn man z.B. 3,8k in einem kalten Fjord in Norwegen schwimmen möchte – gibt es hier: https://nxtri.com/swim_safety_series/swimming-in-cold-water-part-2/

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