XTerra Czech Republic – Season opener 2021

XTerra Czech Beitragsbild

Und auch im 94. Multisport-Rennen wieder was gelernt 😉

Tja, es stimmt also doch: Man lernt nie aus! Selbst im Multisport. Training und körperliche Fitness sind doch nicht alles, um nach ganz vorne zu kommen! Es müssen tatsächlich viele kleine Bausteine zusammen passen, damit es mit einer guten bis sehr guten Platzierung klappt. Und eines dieser Bausteine ist neben Glück auch das Equipment. Das hat mich der XTerra Czech Republic gelehrt, denn ich hatte meinen ersten Plattfuß während eines Rennens!!!  (???)
Doch dazu gleich mehr …

Es wirkte sowieso schon surreal genug, daß der XTerra Czech Republic tatsächlich Wirklichkeit werde sollte! Ausnahmslos alle Wettkämpfe in diesem Frühjahr wurden corona-bedingt abgesagt. Selbst als sich das Corona-Infektionsgeschehen deutlich besserte, änderte das kaum etwas an der Bereitschaft der (meist deutschen) Veranstalter Wettkämpfe statt finden zu lassen. Schade, ABER: Die tschechischen XTerra Event-Organisatoren haben sich ein Herz gefasst: CHAPEAU und DANKE!

XTerra Czech - Prachatice
XTerra Czech Republic- Prachatice downtown – photo by xterra

Die tschechische Meisterschaft im Cross-Triathlon ist das ältesteste Rennen in Europa und Teil der XTerra European and Global tours. Das Rennen ist weltweit bekannt und wird mitten im Sumava Gebirge ausgetragen – wohl besser bekannt als Böhmerwald. Das Rennformat geht über 1,5k Schwimmen, 33k Mountainbiking und 10,5k Trailrun und genießt innerhalb der XTerra European Tour Gold Status. Das heißt, das 50 Slots für die World Championships im Cross-Triathlon auf Maui vergeben werden. Und das bedeutet wiederum, daß in jeder Altersklasse die drei bestplatzierten Athleten einen Slot erhalten. Nimmt ein Athlet den Slot nicht an, wird dieser an den nächstplatzierten Athleten weitergegeben. So hat man ggf. auch als 4. in seiner Altersklasse eine Chance auf die WM-Teilnahme.

Wegen einer dieser WM-Slots war ich hier 🙂

Schwimmstart – 1,5k.

Es sollte ein heißer Tag werden. Bereits am Vormittag brannte die Sonne hinunter, so daß das Einschwimmen um halb zwölf nur kurzzeitig Abkühlung verschaffte. Nur kurzzeitig deshalb, da das Einschwimmen nur bis 11:45 Uhr erlaubt war und das Seewasser 24° warm war. Die Außentemperatur sollte an diesem Tag über 30 Grad betragen.

XTerra Czech - Bronze
XTerra Czech – Schwimmen in bronzenem Wasser!

Die männlichen Profis machten es vor: Bis zur Hüfte im  Seewasser, zwischen zwei Bojen reihten sich die Athleten auf und gingen pünktlich um 12:00 in´s Rennen. Um 12:02 fiel der Startschuss für die weiblichen Profis und um 12:04 für die Altersklassen-Athleten. Das Wasser des Moorsees war herrlich weich und samtig und fühlte sich einfach nur toll an!

XTerra Czech - See von Kristanovicky
XTerra Czech – See von Kristanovicky – photo by xterra

Mein Schwimmen verlief grundlegend gut bis sehr gut. Großes Gekloppe und Geknüppel blieb aus. Der Landgang nach der ersten 750 Metern brachte wie erwartet meinen Puls deutlich hoch und meinen Rhythmus völlig durcheinander. Nach einigen Schwimmeter hatte sich das aber auch wieder gelegt. So konnte ich den Dreieckskurs ohne große Zwischenfälle erneut schwimmen. Trotz des geringen Trainingsumfangs im letzten halben Jahr, war die Zeit mit 00:26:15.16 nicht die schlechteste. Ein guter Auftakt!

Wechsel 1.

Vom Seeausstieg mussten ca. 200 Meter zur Wechselzone zurück gelegt werden. Genug Zeit also, um Badekappe und Brille abzuziehen und sich auf das Mountainbiken zu freuen.

XTerra Czech - Transition 1
XTerra Czech – Transition 1

Der erste Wechsel verlief routiniert. Nach etwas mehr als 2 Minuten überquerte ich die „Mountline“ und klickte meine Schuhe in die Pedale.

Mountainbiken – 33k – 1.098 hm.

Da ich die MTB-Strecke tags zuvor komplett abgefahren war (übrigens nicht die schlaueste Idee, auch wenn es „nur“ 2,5h G1 waren 😉 ) und mir Dir wichtigsten Stellen eingeprägt hatte, wusste ich zum Großteil was mich erwartete. Ein Vorteil! Die Devise lautete – auch in den extrem steilen Anstiegen – im oberen Grundlagenbereich – also aerob – zu bleiben und damit ausreichend Körner für den Lauf zu sparen. Ich bekam guten Druck auf die Pedale, fühlte mich gut mein Plan schien in der ersten Stunde sehr gut aufzugehen. 

XTerra Czech - MTB-Part
XTerra Czech – MTB-Part – photo by xterra

Nach der zweiten Verpflegungsstelle, also ziemlich genau bei Kilometer 20, stieg die Strecke steil an und verlief über einen Feldweg konstant bergauf. Lose Steine rutschten unter dem Hinterrad hindurch und machten es teilweise erforderlich aus dem Sattel zu gehen. Immer wieder verliefen quer in den Weg eingelassene Regenrinnen aus Blech. Die zweite Regenrinne wurde mir zum Verhängnis: PPPPPPFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFF!
Ich war wohl hinten zu hart aufgessenen, was dazu führte, daß mein Schlauch platzte! Nur ca. 15 Sekunden walgte ich mit leeren Schlauch im Reifen auf der Felge herum.

Ich fuhr weiter! Und überlegte. Einen Ersatz-Schlauch hatte ich dabei. Reifenheber auch. ABER: Pumpe nicht! Zum ersten Mal in einem Wettkampf (!!!!!) hatte ich vorher wohl wissentlich auf die Mitnahme der Minipumpe verzichtet! 93 Mal hatte ich sie dabei gehabt, nie gebraucht, was soll also schon passieren … tja. shit happens … und so stand ich genau hier platt im Böhmerwald:

XTerra Czech - platt allein im Wald
XTerra Czech – platt allein im Böhmerwald

Als ich auf dem Terrain mit dem platten Hinterreifen nicht mehr fahren konnte, stieg ich ab und tat in dem Augenblick wohl genau das Richtige. Ich fuhr zurück! Zurück zur Verpflegungsstelle und hoffe auf Luft. Die entgegen kommenden Athleten schauten mich völlig irritiert an und es war gar nicht so einfach gegen Strom den Berg wieder hinunter zu kommen. Doch ich wollte nicht, daß das Rennen für mich schon vorbei sein sollte!

Kein Maui-Slot, ok, aber kein DNF!

Kurzum: Nach gefühlt einer halben Ewigkeit kam ich an der Verpflegungsstelle an und die Helfer hatten keine Pumpe. Aber: Ein Zuschauer hatte einen Minipumpe dabei. Immerhin! In Windeseile wechselte ich den Schlauch und setzte das Hinterrad wieder ein. Hoch motiviert und voller Energie pumpte ich wie wild zig Male den 10cm Pumpweg auf und ab auf und ab auf und ab auf und …schrottete die Minipumpe. Heul! Ich entschuldigte mich und sagte „Sorry for that, but i will tell my childrens about that! You are my first hero today! But now i need a second one“! Immerhin wurde gelacht 😉

Einige Meter entfernt hatte ein weiterer tschechischer Zuschauer samt MTB mein Maleur mitverfolgt und kam nun zu mir herüber gelaufen. Glücklicherweise hielt er eine Airgun mit einer Kartusche in Händen und reichte mir diese! Wahnsinn! Freudestrahlend und mit etwas Gefummel schoß ich die Druckluft der EINZIGEN Kartusche in den Schlauch. Das Ergebnis war … naja… seht selbst:

Letzendes war es ok! Hautpsache ich konnte weiterfahren! Ich bedankte mich überschwenglich bei meinen beiden Helden des Tages und brauste von dannen.

Voller Euphorie knallte ich die letzten 13 Mountainbike-Kilometer runter, benötige deutlich mehr Kraft und warf meine Regel „alles in Grundlage und aerob zu fahren“ völlig über den Haufen. Dies führte nicht nur dazu, daß sich der Zustand meiner Hinterradfelge deutlich verschlechterte, sondern auch meiner! Abfahrten mit 40 km/h über Stock und Stein mit halbplatten Hinterreifen sind kein Spaß. Da muss man das Gewicht zwangsweise nach vorne verlagern, was extrem auf die Arm- und Bein-Muskulatur geht!

XTerra Czech - MTB Trail
XTerra Czech – MTB Trail – photo by xterra

Halbplatt kamen mein Reifen und ich nach 02:11:27.87 endlich auf dem Marktplatz von Prachatice an und ich tauschte mein MTB gegen die Laufschuhe.

Wechsel 2.

Der Wechsel an sich klappte hervorragend, letzenendes ist es ja auch nur „Helm ablegen“ und Schuhwechsel. Doch spazierte ich diesmal aus der Wechselzone und fing erst gaaanz langsam an zu laufen. Meine Motivation war zu diesem Zeitpunkt ehrlicherweise sehr gering.

XTerra Czech - Transition 2
XTerra Czech – Transition 2 – photo by xterra

Lauf – 10,5k – 328hm.

Über diesen Lauf möchte ich eigentlich nur schreiben, daß es brutal heiß war nach dem vorigen Schwimm- und insbesondere Mountainbike-Abenteur in diesen anspruchvollen Trailrun extrem viel mentale und körperliche Kraft kostete . Die erste Runde konnte und wollte ich mich nicht wirklich quälen. Die zweite Runde lief schon besser…. doch wenn man am Berghang mit 165er Puls auf allen Vieren hoch klettert, macht das defintiv die Pace kaputt 😉

XTerra Czech - Laufparcour
XTerra Czech – Laufparcour
XTerra Czech - Laufstrecke Singletrail
XTerra Czech – Laufstrecke Singletrail – photo by xterra

Positiv betrachtet verlief über die Hälfte der Laufstrecke im schattigen Wald, was die Kühlungsstopps reduzierte und ich so nur an zwei Verpflegungstellen stehen bleiben musste. Nach 01:01:49.83 bog ich auch endlich in den Zielkanal ab.

Ziel.

Etwas entäuscht, aber doch völlig zufrieden überquerte ich die Ziellinie des XTerra Czech in 03:39:32.87! Ich wusste nicht sofort welche Platzierung diese Zeit bedeutete. Jedoch wusste ich, daß es damit definitiv nicht für einen der ersten vier Plätze meiner Altersklasse gereicht hat. Und damit definitiv keine Option einen Startplatz für die  Weltmeisterschaften auf Maui im Dezember zu erhalten.  

XTerra Czech - Laufrunde oder Finishline
XTerra Czech – Laufrunde und Finishline

Und genauso war es auch. Ich wurde 9. meiner Altersklasse. Hier der Link zur detaillierten Ergebnisliste:
https://irontime.cz/vysledky1877/?zavod=1877&trat=4644&kategorie=15309

Wenn ich mir die Zeiten der ersten zwei platzierten Athlten ansehe, erscheinen mir diese schon sehr sehr schnell und für mich schwer zu erreichen. Zwischen dem 2. und 3. Platz hingegen ist der Abstand deutlich größer. Und der 3. und 4. Platz liegen wiederum näher beinander … Interessant! Da ich meine Reifenpanne herausgestoppt habe, kann ich nun im Nachgang fest halten, daß mich dieser Zwischenfall knapp 21 Minuten gekostet hat. Es ist zwar alles Mutmaßung und sicherlich „hätte hätte Fahrradkette“, doch hätte das voraussichtlich den 4. Platz für mich bedeutet!!!

Positiv betrachtet, war das Training zielführend, die Form scheint zu passen, so daß die Zielsetzung einen Maui-WM-Slot zu erhalten realistisch erscheint und nicht vermessen!

XTerra Czech, ich komme wieder!

XTerra Czech

Typ: Cross-Triathlon
Distanz: 1,5 – 33 – 10,5 k


Datum: 19. Juni 2021
Nenngeld: 99 €

Schwimmstrecke:
Wassertemperatur 24° am Wettkampftag, d.h. Neoprenverbot; Wasserstart zwischen zwei Bojen; Dreieckskurs über 750m mit Landgang; Bei „full distance“ wurde der Dreieckskurs zweimal geschwommen, das Wasser ist sehr weich und braun-rötlicher Färbung, da es sich um einen Moor-See handelt.


MTB-Strecke:
Es handelt sich um einen großen Track über 33 Kilometer mit ca. 1.098 Höhenmetern. Die Radstrecke ist eine Mischung aus Singletrails, schnellen Feldwegen mit steilen Abfahrten und Anstiegen und allem, was man von einem Weltklasse-Rennen erwarten kann. Der erste Teil der Strecke führt hinunter zum Fluss Blanice und nach der ersten Verpflegungsstation wieder hinauf zum See von Kristanovicky. Über mittelalterliche Wirtschaftswege führt der letzte Teil der Strecke über Prachatice ist einen sehr technischen Abschnitt mit vielen Singletrails, steilen Passagen und unvorhersehbaren Kurven. In der Wechselzone auf dem Marktplatz von Prachatice endet der Ritt.


Laufstrecke:
Die Laufstrecke des XTerra Czech Full besteht aus zwei Runden und beinhaltet 328 Höhenmeter. Die ersten hundert Meter verlaufen auf Asphalt aus dem historischen Stadtzentrum hinaus und führen direkt am Hang des Berges in den Wald von Cerna Hora hinein. Von dort geht es mehrfach über kleine Trails die Hänge des Berges hinauf, bevor man den offiziellen Prachatice SingleTrail erreicht. Dieser ca. 2k lange und künstlich angelegte Singletrail stellt die Besonderheit  der Laufstrecke dar und hält diverse technische Schikanen bereit! Der letzte Kilometer der Laufrunde befindet sich ebenfalls im historischen Stadtzentrum und endet auf dem Marktplatz.

Organisation
95%
Strecke
85%
Publikum
70%
Erlebnis
100%

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