Hart, härter, Alpe d’Huez Duathlon.

Alpe d'huez Duathlon Beitragsbild

Über 21 Kehren Richtung Himmel!

Bereits Mitte Oktober 2021 meldete ich mich für den Alpe d’Huez Duathlon und – voller Euphorie – gleich noch für den Alpe d’Huez Triathlon M an! Ich konnte mich einfach nicht entscheiden und da blieb nur das Double übrig. Zudem empfand ich es als reizvoll die Erfahrung zu machen innerhalb von vier Tagen zwei Multisport-Veranstaltungen zu finishen. Und dies noch auf den legendären 21 Kehren des „Berg der Holländer“ wie unter Tour-de-France-Fans dieser 14k lange Anstieg auch genannt wird.

Das Resümee kommt zwar erst am Ende des zweiten Rennberichts, doch soviel schon vorweg: Der Duathlon war eindeutig härter und aktive Erholung hat für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen!

Doch nun erst einmal Details zum Alpe d’Huez Duathlon. Die Strecken ist nicht unbedingt lange, jedoch anspruchsvoll und natürlich mit ordentlich Höhenmeter versehen. Zudem ist der Startzeitpunkt mit 15 Uhr verhältnismäßig spät und führte für mich zu diversen Herausforderungen in der Ernährung. Die Lufttemperatur betrug im Tal von Bourg d’Oisans drückende 25 Grad. Auf der Alpe und somit in der Wechselzone 2 wurden immerhin 8 Grad weniger gemessen. Logistisch war das Event zwar top organisiert, doch die Vorbereitung von zwei Wechselzonen ist immer mit Zusatzaufwand verbunden. Spannende Rahmenbedingungen also.

1. Lauf – 6,5k ~ 100hm.

Alpe d'huez Duathlon - Startlinie - Photo credit: Cyrille Quintard
Alpe d’huez Duathlon – Startlinie – Photo credit: Cyrille Quintard

Der erste Lauf begann mit euphorischer Stimmung und sagenhafter Pace direkt neben der Sportanlage von Bourg d’Oisans. Die ersten Meter führten die 548 Athleten vorerst auf geteerten Straßen westlich aus der Ortschaft hinaus und auf ansteigenden Naturwegen wellig um das Dorf herum.

Alpe d'huez Duathlon - Erste Laufstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Erste Laufstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Das anspruchvollste Teilstück wartete zwischen Kilometer zwei und drei auf die Athleten. Dies war die Querung des Torrent des Alberts, einer Art Steinbruch bzw. Moräne mit entsprechend grob schottrigen Naturwegen. Ich versuchte bis dahin mich nicht von der unglaublichen Geschwindigkeit der Duathleten mitreißen zu lassen und lief so gut es ging mit. Getreu der Devise: „Grundlage, bleib´ aerob!“.  Vorerst klappte das auch recht gut. Aufgrund der drückenden Temperaturen rann der Schweiß in Strömen an mir herunter und der Puls stieg bei gleicher Pace. Mmmh.

Nachdem diese schwierigste Passage hinter mir lag, folgten weitere technisch anspruchsvolle Abschnitte über Waldwege. Es dauerte einen weiteren anspruchsvollen Kilometer, bevor es nun südlich nach Bourg d’Oisans wieder hinein ging. Die zu bewältigenden 100 Höhenmeter waren zu diesem Zeitpuntk bereits gelaufen. Es folgten nun etwas mehr als zwei flache Kilometer auf gepflasterten und geteerten Strassen durch den Ortskern zurück zur Sportanlage. Aufgrund des Streckenprofils und insbesondere der Wärme hatte mein Puls sich soweiso schon über dem Planwert eingependelt. Ich fühlte mich zwar voller Respekt der kommednen Rad- als auch zweiten Laufstrecke gegenüber, doch lief ein weiterer Athlet in so schönem zügigen Tempo an mir langsam vorbei, daß ich mich einfach dranhängen musste. Ein schöner Rythmus! Und so mit einem Stundenmittel von gut 15km/h liefen wir am Bahnhof vorbei und kurz darauf gemeinsam in die Wechselzone ein.

Alpe d'huez Duathlon - Erste Laufstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Erste Laufstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Mein Puls war immer noch viel zu hoch, doch gefiel mir die Pace und Endzeit des ersten Laufs mit einer  Zeit von 27 Minuten und 19 Sekunden für 6,5k sehr gut.

Wechsel 1.

Mein Wechselplatz war schnell gefunden und die Schuhe ebenfalls schnell getauscht. Startnummer, Sonnenbrille und Helm waren das einzige weitere Equipment was ich brauchte. Als Freund minimalistischer Wechsel konnte ich auf diese essentiellen Utensilien nicht verzichten.

Alpe d'huez Duathlon - Transition 1
Alpe d’huez Duathlon – Transition 1

Während ich in Richtung des „Bike exit“ lief, blieb mein Blick immer wieder in den massiven Felswänden hängen, die um uns herum in den Himmel ragten und mein Respekt vor der 15k langen Kletterpartie wuchs wieder.

Rennradfahren 15k ~ 1.170hm.

Die Radstrecke ist eigentlich sehr einfach zu beschreiben. Wenige hundert Meter einrollen, queren des Gebirgsflusses Romanche und mit 10% Steigung in die erste Rampe hinein. Danach bis 21 zählen und ie Haarnadelkurven durchfahren, dabei ca. 1.170 Höhenmeter bewältigen, unfgefähr zwei Liter Flüssigkeit und mindestens 1.000 Kalorien verlieren, um im Anschluss knappe 400 Meter entspannt hinunter zur zweiten Wechselzone zu rollen, um das Rad dort abzustellen. Fertig ist die zweite Disziplin.

Alpe d'huez Duathlon - Radstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Radstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Blöd nur, daß die Beinmuskulatur vom ersten Lauf bereits leicht angeschlagen ist und nur wenige hundert Meter zum Einkurbeln hatte. Zudem ist die erste Rampe eine der steilsten. Dies ändert sich bis zur ersten Bar „Les Gorges de Sarenne“ nach knapp drei Kilometer auch nicht wirklich. Positiv betrachtet wird es danach zumindest kurzzeitig etwas flacher – also lediglich 7% Steigung.

Alpe d'huez Duathlon - Kehre 15 - Photo credit: Cyrille Quintard
Alpe d’huez Duathlon – Kehre 15 – Photo credit: Cyrille Quintard

Und so kurbelte ich mich konstant in die Höhe, las die Schilder mit den Namen der Etappensieger in den Kehren, fuhr über Anfeuerungssprüche auf dem Boden. Überdimensionale große Lettern der Radsporthelden der letzten Tour de France, Vinegaard, Pidcock, Pogacar …

Die Aussicht ins Tal wurde mit jedem Meter spektakulärer. Die Ruhe am Berg fast unheimlich. Lediglich untermalt durch das leise Rattern und Klicken der Ketten. Die Anspannung der Athleten um mich herum war zum Greife, denn jeder war zu 100% auf sich konzentriert. Bis zum nächsten Fan Hotspot. Dann wurde diese stille Atmosphäre kurzzeitig unterbrochen von Anfeurerungsrufen, rythmischer Musik und das Klatschen vieler Hände! Bis diese Geräuschkulisse wieder von dieser unheimlichen Ruhe abgelöst wurde.

Alpe d'huez Duathlon - fast oben.
Alpe d’huez Duathlon – fast oben – Photo credit: Breton

Das Chalet Ribot an Kehre 12 hatte geschlossen, die Verpflegungstation nach Kehre 7 tat gut. Der Skiort Alpe d’Huez kam zum ersten mal deutlich in Sicht. Ich blickte auf meine Pulsuhr und sah das 10k und 45 Minuten bereits verstrichen waren. Nur noch vier Kilometer. Ich ging in den Wiegetritt, um mein Gesäß zu entlasten. Kurz darauf erreichte ich die Ortschaft Huez Village und passierte einen hundert Meter langen euphorischen Zuschauerspalier. Das pushte und ließ mich mein Rad weiter in die Höhe schrauben.

Für all diejenigen, die den Anstieg kennen, wird die Kehre 4 ein Begriff sein, denn wenige hundert Meter danach teilt sich die Strecke. Links geht es in die original Tour de France Strecke über die restlichen drei Kehren, wobei es eigentlich fünf sind. Und rechts biegt die „östliche Ortsumfahrung“ ab, die etwas kürzer ist und tatsächlich nur noch drei Kehren bereit hält. Die Duathlonstrecke verlief natürlich auf der originalen Tour de France Strecke. Sogar durch den kurzen Tunnel hindurch, um danach scharf rechts zum Sportpark von Alpe d’Huez zur Wechselzone abzubiegen. Nach exakt 15 Kilometern und einer Zeit von 1:15:05 stellte ich mein Rennrad in den Ständer. Wow, was ein Ritt auf den Berg!

Wechsel 2.

71 Sekunden später verließ ich vor herrlicher Bergkulisse sehr motiviert die zweite Wechselzone!

2. Lauf – 5,5k ~ 90hm.

Die ersten Meter in Laufschuhen fühlten sich etwas unbeholfen an. Meine Oberschenkelmuskulatur meldete sich langsam und ich gespannt was auf den kommenden Kilometer noch so alles mit Ihr passieren würde. Ich kannte keine Verpflegung mehr und kannte die Streckenführung nicht.

Alpe d'huez Duathlon - Zweite Laufstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Zweite Laufstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Auf sehr eng mit organenen Hütchen abgegrenzter Laufstrecke lief ich in Richtung der Gondelstation Alpe Express. Durchtrainierte schnellere Athleten kamen mir bereits wieder entgegen und zupften Einteiler und Startnummer für das Zielfoto zurecht. Sie hatten die Laufstrecke bereits absolviert und wussten was mich erwartete. Ich betrat Neuland und konzentrierte mich auf den Untergrund. Teer, Pflastersteine, Schotter, Teer, Wiese, Wanderweg, Singletrail, grober Teer sowie eine Landebahn und Sand. All das und noch viel mehr machten das Laufen schwer.

Alpe d'huez Duathlon - Im Landeanflug ;-) - Photo credit: Breton
Alpe d’huez Duathlon – Im Landeanflug 😉 – Photo credit: Breton

Meine ersten vier Kilometer waren läuferisch zwar passabel und damit hatte ich die Steiung zum Col de Sarenne glücklicherweise auch schon gemeistert. Doch beide Oberschenkelhinterseiten fingen an zu zucken und zu krampfen. Und das genau in dem Augenblick als ich mit hoher Geschwindigkeit die steile Landebahn des Altiport hinab lief. Schei****!!!! Ich wollte nicht langsamer werden und versuchte mit unterschiedlicher Landetechnik die Belastung zu verteilen und durch Schütteln der Beine während der Flugphase die Krämpfe zu lösen. Sah vermutlich völlig bescheuert aus, klappte aber erstaunlich gut. Am fuße des Altiports waren die Krämpfe fast weg und ich lief weiter und rettete ich mich über die lezten 1,5 Kilometer ins Ziel.

Ziel.

Nach vermutlich ziemlich genau 23 Minuten entstand dieses Photo am Anfang des Zielkanals und somit unfgefähr 100 Meter vor der Finishline des Alpe d‘ huez Duathlon 2022. Danke Matze Flath!

Alpe d'huez Duathlon - Welcome to the finishline - Photo credit: Matze Flath
Alpe d’huez Duathlon – Welcome to the finishline – Photo credit: Matze Flath

Vive l’Alpe d‘ huez!

Ein intensiver aber auch epischer Wettkampf ging zu Ende! Freude und Stolz über das gelungene Finish sowie Demut überkamen mich. Demut war dabei das stärkste der Gefühle, da dieses Jahr diverse Widrigkeiten zu überwinden waren, allen voran mein Handbruch im Mai. Doch in diesen Augenblicken schien sich all das vermeintlich Negative der Vergangenheit im Guten des Augenblicks aufzulösen!

Erste Gedanken an den nahenden Alpe d’Huez Triathlon ließen mich jedoch sofort zum Physio-Zelt gehen und zur Massage anmelden. Währendessen dachte ich mir nur: „Was für eine Schei***-Idee!! Wie soll ich am Freitag nur halbwegs wieder hergestellt einen Triathlon finishen?“ Aktuell nicht denkbar.

Hier noch die harten Fakten:

Platz Athlet Verein Run 1 T1 Bike T2 Run 2 Finish AK
145/ 548 ARERA VON IMHOFF Oliver KIWAMI RACING TEAM / ULTRASPORTS FSC MÜNCHEN 27:19 1:14 1:15:05 1:11 23:16 2:08:07 11/ 51

Weitere Details in der Ergebnisliste.

Stay tuned for next stop: Alpe d´huez Triathlon.


Alpe d’Huez Duathlon

Typ: Berg-Duathlon
Distanz: 6,5 – 15 – 5,5k


Datum: 26. Juli 2022
Nenngeld: 30,- €

Erste Laufstrecke:
Lufttemperatur ca. 25° mit hoher Luftfeuchte an diesem Tag; Start neben der Sportanlage von Bourg d’Oisans; der erste Kilometer verläuft auf geteerten Straßen, danach wellig außen um die Ortschaft herum durch den örtlichen Steinbruch mit Schotter- und Waldwegen; von Süden kommend, läuft man die abschließenden zwei Kilometer durch den Ortskern von Bourg d’Oisans  Richtung Bahnhof entlang zurück zur Sportanlage, wo sich die Wechselzone befindet; in Summe ca. 100hm


Radstrecke:
Kurz nach der Wechselzone überquert man den Fluß Romanche und kann ca. einen Kilometer einrollen bevor es 14 Kilometer über die legendären 21 Kehren hinauf nach Alpe d‘ huez geht und man bei durchschnittlich 8,4% Steigung ca. 1.170 Höhenmeter überwindet; Die Wechselzone befindet sich direkt auf der Sportanlage von Alpe d’Huez. Im Schnitt s 


Laufstrecke:
Eine sehr anspruchsvolle Laufrunde mit über 110hm führt vorbei an den Skilift- und Gondelstationen östlich in die französichen Alpen und über den Col de Sarenne zurück zur Finishline im Sportpark von Alpe d’Huez. Vom Untergrund ist alles dabei, Teer, Schotter, Trail, Waldweg, Wiese sowohl Sand … als auch eine Flugbahn.

Organisation
95%
Strecke
95%
Publikum
90%
Erlebnis
100%

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