Vive l’alpe d’huez Triathlon!

Alpe d'huez Triathlon - Beitragsbild

Allez, allez … triathlète sauvage!

Zwei Tage aktive Erholung waren nun seit dem Alpe d’huez Duathlon vergangen. Zwei Tage ausreichend Schlaf, zwei Tage gutes Essen. Insbesondere ausgewogene und eiweißreiche Ernährung sowie leichte Bewegung schienen der Schlüssel zur erneuten Fitness sein.

Die Massage direkt nach dem Duathlon am Dienstag war schmerzhaft, tat jedoch gut. Am Mittwoch spürte ich die untere Rückenstützmuskulatur als auch beide Oberschenkelhinterseite samt Waden deutlich. 1,5h lockeres Rennradfahren half die Muskulatur zu lockern. Die Bewegung fühlte sich gut und lindernd an.

Am Donnerstagmorgen war alles noch schlimmer. Bekannterweise. Der zweite Tag danach ist immer der schlimmste. Eine lockere knapp zweistündige Radfahrt zum Start des Alpe d’huez Triathlon L verschaffte auch hier Entspannung. Nachmittags rundete ein lockerer Schwimmkilometer sowie eine weitere Massage das sportliche Intermezzo zwischen dem Double ab. Zu diesem Zeitpunt war ich für meinen Start am Freitagmorgen ehrlicherweise nicht so zuversichtlich, hinsichtlich meiner körperlichen Verfassung.

Und doch waren am Morgen des Renntages tatsächlich kaum mehr Verspannung oder gar Muskelkater zu spüren. Frisch und ausgeruht war anders, doch immerhin! Dafür hatte es deutlich abgekühlt und regenete. Man kann nicht alles haben, entsprechend geqäult fiel das Lächeln auf dem Foto aus 😉

Alpe d'huez Triathlon - es begann naß und kalt - Photo credit: Sebastian Stahlkopf
Alpe d’huez Triathlon – es begann naß und kalt – Photo credit: Sebastian Stahlkopf

Der Start des Alpe d’huez Triathlon M der Profis war für 14 Uhr angesetzt. Die Altersklassen-Athleten sollten in zwei weiteren Startwellen folgen und die der älteren Herren war für 14:20 Uhr angesetzt 😉 Also genug Zeit, um die Wechselzone am Lac du Verney einzurichten. Die Organisatoren hatten die Wechselplätze gleicher Nationalitäten zusammengelegt, so daß mein Mitstreiter Matze Flath und ich neben weiteren deutschen Athleten in zweiter Reihe zu finden waren. Die Wartezeit bis zum Schwimmstart konnten wir also entspannt mit dem ein oder anderen Schwätzchen unter Kollegen überbrücken.

Schwimmen – 1,2k ~ 0hm.

Alpe d'huez Duathlon - Schwimmstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Schwimmstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Der Lac du Verney ist der größte Stausee der französischen Gebirgsregion Oisans, der vom Fluss Eau d’Olle und seinen Zuflüssen gespeist wird. Die Électricité de France SA (EDF), nicht nur Sponsor des Alpe d’huez Triathlon, sondern auch der zweitgrößte Stromerzeuger weltweit, betreibt hier eine der größten Wasserturbinen-Kraftwerke Frankreichs. Für das Schwimmen der Triathlon-Veranstaltung(en) wird der Betrieb des Kraftwerks kurzzeitig ausgesetzt, so daß auch nur zu diesem Zeitpunkt ein Schwimmen in diesem wundervoll klaren Bergsee überhaupt möglich ist.

Die Farbe des Seewassers war aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung als auch der dunklen Wolken zwar etwas grauer als auf dem Bild, doch bot der See auch unter derartigen Bedingungen eine klare Sicht unter Wasser von mindestens drei Metern. Herrlich!!! Und bei Sonnenschein erst …. Der Bergsee war mit ca. 18/19 Grad angenehm temperiert und das Tragen von Neopren-Anzügen vom Veranstalter als obligatorisch vorgegeben. Wir würden also nicht frieren.

Alpe d'huez Triathlon - Ready to go - Photo credit: Marti Milla
Alpe d’huez Triathlon – Ready to go – Photo credit: Marti Milla

Ich positionierte mich links außen, um dem schlimmsten Geknüppel beim Schwimmstart zu entgegen, was hervorragend funktionierte. Ungehindert konnte ich direkt auf die ersten Wendeboje zu schwimmen. Innerhalb weniger Armzüge, fand ich in zügigen Schwimmryhtmus und meine Arme fühlten sich gut. Wobei die Arme auch bisher die geringste Vorbelastungen inne hatten!

Die 1.200 Meter lange Schwimmstrecke konnte ich wirklich genießen und kletterte nach nach okayen 23 Minuten und 18 Sekunden die sehr steile Böschung des Schwimmaustiegs hinauf.

Wechsel 1.

Erneut in senkrechter Position und damit auf beiden Beinen angekommen lief ich über blauen Teppich. Die Laufbelastung fühlte sich schon mal ganz gut an und erhöhte meine Zuversicht auf genußvolle weitere Triathlon-Stunden.

Alpe d'huez Triathlon - Transition 1
Alpe d’huez Triathlon – Transition 1

Ganz so leer war die Wechselzone bei meinem Einlaufen noch nicht. Das Photo wurde einige Stunden vor dem Start aufgenommen. Doch zeigt es die Wettersituation und Größe der Wechselzone recht gut. Zum Zeitpunkt meines ersten Wechsels hatten schon fast 300 der knapp 1.300 Teilnehmer vor mir Ihre Räder aus der Wechselzone geschoben. Nun tat das auch ich und war gespannt auf die zweite Disziplin.

Rennradfahren 28k ~ 1.415hm.

Trotz leichtem Regen und kühlen Temperaturen verzichtete ich auf weitere Kleidung. Ich wusste, daß auch unter diesen Wetterbedinungen mein Kiwami Einteiler schnell trocknen und auf dieser kurzen Strecke meine Betriebstemperatur mich nicht frieren lassen würde.

Die ersten zwei Kilometer verliefen östlich am See entlang und eigneten sich hervorragend zum Einrollen. Im Anschluss ging es über zwei Serpentinen hinunter in die Ortschaft Allemont. Auf diesem Abschnitt ließ ich Vorsicht walten, denn die Strassen waren naß und ich wollte auf der ersten und einzigen Abfahrt nichts riskieren.

Alpe d'huez Duathlon - Radstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Radstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Die folgenden elf Kilometer führten angenehm flach zum legendären Anstieg von Alpe d’huez. Kein Streckenabschnitt um Zeit liegen zu lassen und so gab ich Druck auf die Pedale. Es rollte!

Ein Windschattenverbot war zwar ausgeschrieben wurde jedoch nicht geahndet. Weshalb sich in meinem Windschatten gleich etliche Athleten versammelten. Mmmh. Meinen Verweis auf die No-Drafting-Regel interessierte niemanden. Ich wollte mir aber dadurch die Laune nicht verderben lassen und fuhr mein Tempo und hinter mir die Gruppe. Bisher machten meine Beinchen gut mit und ich dachte mir nur, wie geil, nur noch wenige hundert Meter und es geht wieder Richtung Himmel!

Alpe d'huez Triathlon - Immer höcher... - Photo credit: Marti Milla
Alpe d’huez Triathlon – Immer höcher… – Photo credit: Marti Milla

Mit der ersten Rampe fiel die Geschwindigkeit und der Druck auf meine Beine stieg proportional mit den ersten Höhenmetern. Ich hörte aufmerksam in mich hinein, beobachtete meinen Puls und verordnete mir wieder „Grundlage“, maximal G3, also immer schön aerob bleiben. Mit dieser Devise kurbelte ich mich ungeachtet der anderen Athleten den Berg der Holländer hinauf. Sehr ambitionierte (oder ahnungslose?) Athleten überholten mich schwer stampfend in hohem Tempo. Ich wunderte mich nur und machte mein eigenes Rennen! Voller Freude und Dankbarkeit nahm ich die Atmosphäre und insbesondere das unglaubliche Panorama in mich auf! Eine einmalige Veranstaltung vor wundervoller Kulisse!

Alpe d'huez Triathlon - kurz vor T2 - Photo credit: Sebastian Stahlkopf
Alpe d’huez Triathlon – kurz vor T2 – Photo credit: Sebastian Stahlkopf
Alpe d'huez Triathlon - see you at the finishline - Photo credit: Sebastian Stahlkopf
Alpe d’huez Triathlon – see you at the finishline – Photo credit: Sebastian Stahlkopf

Da ich nun schon zum dritten Mal in fünf Tagen hier hoch fuhr, kannte ich die Strecke inzwischen recht gut und konnte die Intensität realistisch einschätzen. Das erste Mal inspizierte ich die Strecke im Training direkt nach meiner Ankunft am Montagabend. Die zweite Kletterpartie gab es zum Duathlon und nun – aller guten Dinge sind drei – als Teil des Triathlon. Dabei wartete ich heute insgeheim schon länger auf die große Explosion, den Einbruch und das meine Beine Ihren Dienst versagen würden! Doch nein, meine Beine kurbelten mich zuverlässig in Richtung der zweiten Wechselzone. Und mit jedem Meter fühlte ich mich besser! Erstaunlich!

Wie bei einem drei Gänge-Menu stellte ich mich nun voller Respekt auf das Desert ein. Nach der Vorspeise in Form eines wundervollen Schwimmens, den 21 Kehren nach Alpe d’huez als Hauptgang wartete nun der abschließende Trailrun!

Wechsel 2.

Alpe d'huez Triathlon - Transition 2
Alpe d’huez Triathlon – Transition 2

Das Wetter hatte sich während des Radfahrens kontinierulich gebessert, so daß jetzt in der zweiten Wechselzone Dank warmer Sonnenstrahlen angenehme Temperaturen die Athleten erwarteten. Ich stieg vom Rad und schob es lockeren Schrittes an die dafür vorgesehene Stelle. Meine organge leuchtenden Inov-8 X-Talon begrüßten mich schon aus der Ferne und passierten mit mir wenige Sekunden später die Zeitnahmematte.

2. Lauf – 6,5k ~ 110hm.

Die Laufstrecke war mit der des Duathlon identisch, lediglich die Spitzkehre am östlichen Ende wurde verlängert, so daß in Summe ein Kilometer mehr zu absolvieren war. Dadurch nahmen die Höhenmeter um fast zwanzig Zähler zu, was nicht ganz unerheblich war.

Alpe d'huez Duathlon - Laufstrecke - Photo by Cyrille Neveu SARL
Alpe d’huez Duathlon – Laufstrecke – Photo by Cyrille Neveu SARL

Doch meine Beine wollten laufen und laufen und laufen! Ich konnte es nicht glauben. Keine Spur von muskulären Problemen oder nennenswerten Ermüdungserscheinungen. Sicherlich verdaute ich den ersten und zweiten Gang des heutigen Menu´s noch, doch das Desert schmeckte! Und so flog ich – für meine läuferischen Verhältnisse – über den Parcour. Ein großer Vorteil war natürlich die Streckenkenntnis. Und so wusste ich der Steigungen und des anspruchsvollen Untergrund. Teer, Pflastersteine, Schotter, Teer, Wiese, Wanderweg, Singletrail, grober Teer sowie die Landebahn des Altiport und Sand. All das überlief ich kurzweilig und mit läuferischem Hochgefühl.

Alpe d'huez Triathlon - hinauf zum Col de Sarenne - Photo credit: Cyrille Quintard
Alpe d’huez Triathlon – hinauf zum Col de Sarenne – Photo credit: Cyrille Quintard

Selbst den Col de Sarenne überwand ich mit Leichtigkeit. Zugegeben, es tat weh, aber die Euphorie und Freude über meine Form und Leistungsfähigkeit verliehen mir Flügel an den Schuhen. Mein Wettkampfinstikt war schon während des Radfahrens wiede erwacht und dieser Flow trieb mich vorwärts und ließ mich Athlet um Athlet überholen.

Ziel.

Alpe d'huez Triathlon - die letzten Meter - Photo credit: Breton
Alpe d’huez Triathlon – die letzten Meter – Photo credit: Breton

Die letzten Meter nahm ich Tempo raus, genoß den Zieleinlauf, genoß den Jubel der Zuschauer. Klatschte ab und konnte meine Performance der letzten Stunden noch immer nicht so richtig fassen! Was ein unglaublicher Tag in und um das Mythos Alpe d’huez.

Nach knapp zweieinhalb Stunden blieb die Uhr stehen und mein Rennen war beendet. Ich lief als 183. von 1.279 Finishern über die Ziellinie und konnte mir sogar den zehnten Platz meiner Altersklasse sichern. Bei einem Rennen diesen Formats und Qualität für mich eine hervorragende Leistung!

Nach erster Verpflegung im Zielbereich ging ich zielgerichtet zum Physio-Zelt und meldete mich zur Massage an. Lustigerweise wurde mir der gleiche Physiotherapeut zugewiesen, der mich auch die letzten beiden Mal massiert hatte. Tja, aller guten Dinge sind drei, wie bei einem guten Menu 😉

Abschließend auch hier wieder die harten Fakten, sowie der Link zu den Ergebnissen:

Platz Athlet Verein Swim T1 Bike T2 Run Finish AK
183/ 1279 ARERA VON IMHOFF Oliver KIWAMI RACING TEAM / ULTRASPORTS FSC MÜNCHEN 23:18 2:33 1:32:29 1:22 29:15 2:28:59 10/ 120

Also: Alles richtig gemacht, das Geheimnis der aktiven Erholung kennen und schätzen gelernt, vom Potenzial des eigenen Körpers überrascht worden und wieder mal bestätigt bekommen, daß man an seinen Herausforderungen wächst! Das Pacing dürfte auch nicht das schlechteste gewesen sein ✌️

Next stop: XTERRA Czech – Cross Triathlon European Championships .


Alpe d’Huez Triathlon

Typ: Berg-Triathlon
Distanz: 1,2 – 28- 7k


Datum: 29. Juli 2022
Nenngeld: 65,- €

Schwimmstrecke:
Drei Startwellen mit je ca. 450 Athleten, einfacher Viereckskurs im Lac du Verney mit klarem Bergseewasser und angenehmen 19° Wassertemperatur, Schwimmausstieg sehr steil!


Radstrecke:
Die ersten zwei Kilometer führen am Ostufer des am Lac du Verney entlang hinunter nach Allemond, danach geht es über ca. 12 flache Bundesstrassenkilometer nach Bourg d’Oisans, um dort in den Anstieg nach Alpe d’Huez zu kommen; Dort beginnt die Kletterei über die legendären 21 Kehren hinauf nach Alpe d‘ huez über 14 Kilometer bei durchschnittlich 8,4% Steigung, in Summe sind ca. 1.410 Höhenmeter zu bewältigen; Die Wechselzone befindet sich direkt auf der Sportanlage von Alpe d’Huez. 


Laufstrecke:
Eine sehr anspruchsvolle Laufrunde mit über 110hm führt vorbei an den Skilift- und Gondelstationen östlich in die französichen Alpen und über den Col de Sarenne zurück zur Finishline im Sportpark von Alpe d’Huez. Vom Untergrund ist alles dabei, Teer, Schotter, Trail, Waldweg, Wiese sowohl Sand … als auch eine Flugbahn.

Organisation
95%
Strecke
95%
Publikum
95%
Erlebnis
100%

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