XTERRA Czech – European Championships 2022.
Der erste Cross-Triathlon der Saison 2022 ist nun Geschichte. Nach meiner verletzungsbedingten Absage des XTERRA Lago die Garda und des XTERRA Xonrupt Vosges blieb nur noch eine letzte Chance beim XTERRA Czech ein WM-Ticket zu lösen. Und wie bereits die Überschrift vermuten lässt … ja, es hat tatsächlich geklappt 🙂
Dank eines wirklich grandiosen Tages habe ich mich bei den XTERRA Europameisterschaften in Prachatice für die XTERRA Weltmeisterschaft im Cross-Triathlon qualifiziert. Ganz ehrlich: So wirklich habe ich damit nicht mehr gerrechnet!
Den vermeintlichen großen Vorteil die Rennstrecken des XTERRA Czech aus dem Vorjahr zu kennen, wurde im Vorfeld leider zu Nichte gemacht. Die Organisatoren mussten aufgrund des trocken gelegten See von Kristanovicky eine neue Schwimm-Location finden. Das wäre ja an sich nicht so schlimm gewesen, doch damit änderte sich natürlich auch die Radstrecke. Und zwar komplett! Immerhin blieb die Laufstrecke gleich. Somit wusste ich zumindest, daß es in der abschließenden Disziplin noch einmal richtig hart werden würde.
Doch bevor der Startschuss fallen konnte, hieß es erst einmal von Prachatice zum neuen See zu kommen. Und das klappte mittels Transfer der Athleten samt MTBs ganz hervorragend. Zwei Busse und zwei LKWs pendelten je im Duett zwischen Prachatice und Ktissky See hin und her. Zuerst kam das Bike auf die Ladefläche des LKW, wurde dabei sehr schonend behandelt und mittels Kartonagen abgedeckt. Perfekt! Und die beruhigten Athleten stiegen in den Reisebus (Ihren Rädern ging es ja gut ;-)). War die Ladefläsche des LKW voll, hieß es Abfahrt. Und am Ktissky See vor Ort ging fand das gleiche Spiel nur rückwärts statt. Wunderbar!
Schwimmen – 1,5k ~ 0hm.
Eines meiner schönsten Erlebnisse fand direkt nach Ankuft am Ktissky See statt. Völlig unverhofft traff ich meinen alten Konkurrenten und Mitstreiter Hardy Dinklage vor der Wechselzone auf einem Stein sitzend! Ein unverhofftes freudiges Wiedersehen! Gemeinsam richteten wir die Wechsel ein und warteten auf den Schwimmstart!
Zuerst starteten die männlichen und kurz danach die weiblichen Profis. Der Start der Alterklassen-Athleten verzögerte sich etwas, da erst alle weiblichen Profis den See verlassen haben mussten. Und das dauerte dann doch länger als gedacht.
Um ca. 12:45 Uhr war es dann soweit und die XTERRA Europameisterschaft im Cross-Triathlon begannen mit einem sehr frischen Schwimmstart. Es war schon einige Stunden vor dem Start bekannt, daß ein Neopren-Verbot galt, doch fühlte sich das Seewasser eher wie kühle 18 Grad an … naja, nicht jammern, schwimmen!
Und genau das tat ich die zwei Runden je 750 Meter, welche durch einen Landgang unterbrochen wurden. Nach 30 Minuten und 31 Sekunden stoppte meine Zeitnahme der ersten Disziplin. Erstaunlich langsam, dachte ich zuerst. Hatte der Landgang mich doch zu sehr aus dem Schwimmrythmus gerissen? Oder bin ich heute wider Erwarten doch nicht so gut drauf? Erste Zweifel kamen hoch, doch ein Blick auf meine GPS-Uhr zeigte eine Schwimmdistanz von knapp 1.700 Meter an. Ok, das galt als Erklärung. Cool bleiben und wechseln.
Wechsel 1.
Der Wechsel verlief völlig routiniert und alles klappte wie am Schnürchen. Es dauerte keine 1 1/2 Minuten und schon stieg ich in die Klickpedale meines MTBs. Nun war ich sehr auf die neue MTB-Strecke gespannt. Einzelne Passagen war ich am Tag zuvor zwar abgefahren, doch die ersten 10k waren komplettes Neuland für mich.
Mountainbiken 30k ~ 1.041hm.
Der erste Kilometer führte flach um den Ktissky See herum. Der erste Anstieg des Tages führte die Athleten über Grassnarbe hinein in die böhmischen Wälder und ließ sie darin die kommenden Stunden verschwinden.
Die Ruhe am Berg während eines Wettkampfs empfinde ich immer besonders. Es wird nichts gesprochen, in die Geräuschkulisse der Natur mischen sich nur das gleichmäßige Schnaufen der Athleten und das monotone leise Rattern der Ketten. Rhytmisch und künstlich harmonisch zugleich.
Grundlegend waren die ersten 10k nicht allzu technisch, sicherlich eine erste Belastungsprobe für die Beine, doch an sich gut zu fahren. Ich blieb konstant im areoben Pulsbereich und legte Wert auf einen ökonomischen Fahrstil. Hinauf zum höchsten Gipfel der Strecke, dem Libin, musste ich meine Komfortzone etwas verlassen, denn ein ca. 1k langes sehr steiles Teilstück forderte den Athleten einiges an Willens- und Körperkraft ab. Sowie fahrersiches Geschick, um nicht abzusteigen. Eine Flachpassage gefolgt von einer kurzen Abfahrt führte in den letzten sehr technischen Abschnitt durch dicht bewachsene Hecken und Sträucher sowie über grobe Felsplatten in Richtung des höchsten Punktes.
Nach Passieren des markanten kalk-weißen Aussichtspunktes begann ein extrem steiler Downhill über grobes Geäst und Gesteinsbrocken. Höchste Konzentration war bei diesen Teilstück erforderlich, um die ideale und vor allem sicher fahrbaren Trailabschnitte frühzeitig zu lesen! Den krönenden Abschluss stellte die Abfahrt über eine Skipiste dar. Direkt parallel zum Schlepplift führte die Strecke hinein in ein Wäldchen, welches durch zur Abwechslung Schlamm und technische Passagen bot.
Mit einem Radsplit von 01:51:45h fuhr ich auf dem Marktplatz von Prachatice bereit zum zweiten Wechsel. Das sollte in meiner Altersklasse die achtbeste Radzeit von 30 Teilnehmern sein. Ich freute mich auf die letzte Disziplin, denn ich wusste, ich habe noch Laufkörner in den Beinen 😉
Wechsel 2.
Meine neonorangenen Inov8 X-Talon 210 leuchteten mich inmitten des bereit liegenden Materials an. Schnell hängte ich das MTB auf die Stange, zog Helm und Sonnenbrille ab, Schuhe an schnappte mir zwei Gels und verließ direkt 40 Sekunden die zweite Wechselzone wieder. Bäääm!
2. Lauf – 10,5k ~ 320hm.
Das neue Bewegungsmuster fühlte sich direkt wunderbar an. Ich wusste, daß es nur wenige Hundert Meter waren bis die Laufstrecke anstieg und die Athleten aus den Toren der Stadt in die Hänge der umliegenden Hügel führen würde.
Die Temperaturen waren inzwischen auf gefühlt Mitte/Ende zwanzig Grad angestiegen, so daß Flüssigkeitszufuhr direkt an der ersten Verpflegungsstelle notwendig war. Kurz danach begann das Laufen bzw. Klettern im schattigen Wald, welcher mir spürbar Energie gab. Obwohl es sehr steil und technisch wurde, fühlte ich mich sehr wohl in diesem anspruchsvollen Terrain.
Nach einem guten Kilometer ging die Laufstrecke in den künstlich angelegten MTB Flow-Trail über, welcher einfach nur Spaß machte und mich wieder zurück in die Innenstadt von Prachatice fliegen ließ.
Die erste Runde war kurz danach vollbracht, ein zweites Gel gab es als Belohnung und irgendwie fühlte ich kein bischen Schmerzen oder Ermpdung in den Beinen. Im Gegenteil, es war Lauffreude pur! Mit einem Grinsen im Gesicht brachte ich die dritte Disziplin zu Ende und lief nach knappen 54 Minuten in´s
Ziel.
03:18:38 dauerte mein Cross-Triathlon-Vergnügen des heutigen Tages und kam dem eines Bilderbuch-Eintrags gleich. Von der Organisation, der Streckenführung bis hin zu meiner persönlichen Leistung! Es hatte heute einfach sehr viel sehr gut zusammen gepasst!
Hier nun die harten Fakten, sowie der Link zu den Ergebnislisten:
Platz | Athlet | Verein | Swim | T1 | Bike | T2 | Run | Finish | AK |
60/ 254 | ARERA VON IMHOFF Oliver | KIWAMI RACING TEAM / ULTRASPORTS FSC MÜNCHEN | 00:30:31 | 00:01:34 | 01:51:45 | 00:00:49 | 00:53:56 | 03:18:38 | 5/ 29 |
Wenn ich auf die einzelnen Zeiten der Disziplinen schaue, dann liegt ohne Zweifel im Schwimmen noch einiges Potenzial. Im Radfahren und Laufen kann ich mich bestimmt auch noch steigern, doch darf ich dabei nicht außer Acht lassen, daß ein Zusammenspiel aller drei Disziplinen das Ergebnis macht. Diese XTERRA Europameisterschaft im Cross-Triathlon war definitv einer meiner souveränsten Wettkampfteilnahmen der letzten Jahre!
Eine zusätzliche Belohnung für diesen grandiosen Wettkampf kam einige Tage später noch per eMail. Die Einladung zur XTERRA WM in Molveno! Ohh yes!!! Ich hatte damit schon ein bischen gerechnet, da ich wusste, daß 4 Slots vergeben wurden und der Viertplatzierte bereits einen Slot vom XTERRA Lake Scanno hatte. Somit müsste der WM-Slot an den 5. Platzierten weiter gegeben werden und das war nun ich✌️
Damit war das anfängliche Saison-Ziel nun doch noch erreicht! Schon irre, wie die Wege sich manchmal unverhofft ändern können und trotzdem zum ersehnten Ziel führen können. Die Multisport-Saison 2022 ist also noch nicht zu Ende.
Next stop: XTERRA Molveno – Cross Triathlon World Championships.
Was für schöne Bilder das geworden sind;)